Wie gut, denke ich, als ich plötzlich diesen Zettel wiederfinde. Habe
ich doch vor den Ferien noch schnell notiert, mit welchen Plänen,
Ansätzen, Umsetzungen dieses neue Jahr starten soll. --- Blöd nur, dass
ich dies in so knapper Form getan habe, dass mir meine Ideen nun selbst
verborgen sind :(
Also erstmal Computer hochfahren, Datei für
Datei, Zeile für Zeile abtasten, zäh fließen Wiedererkennensmomente.
Ich rühre in meinen Gedanken wie in einer Suppe, Struktur lässt auf sich
warten und sich nicht herbeibetteln, Kopf und Auge springen hin und her
zwischen Blättern, Listen und Kalendern, die Hände zupfen derweil
wahllos Bücher, Broschüren und Leitz-Ordner aus dem Regal. Binnen
Minuten ist der Schreibtisch zugedeckelt.
Nun also:
Leitz-Ordner. Wenn ich sie schon herausgewuchtet habe. Da ist zum
Beispiel der mit der Aufschrift "Klasse 11". Die gibt es bei uns schon
seit 2010 nicht mehr. Irgendwann wollte ich die Materialien wegsortieren
- dorthin, wohin sie im G8 jetzt gerutscht sind: nach 10, oder in die
Kursstufe, oder eben ins Nirvana. - Irgendwann ist jetzt.
Zum
Motto des Tages wird: Wegwerfen, Aussortieren, mich trennen. Von
Materialien, Arbeitsblättern, Tests nämlich, die ich einmal und nie
wieder benutzt habe, in denen sich meine ambitionierte stürmische
Anfangslehrerseele widerspiegelt, mit denen ich schon damals Schüler
überfordert haben muss - und jetzt erst! - und die ich seither Jahr für
Jahr durchblätterte und im Ordner schmachten ließ. Genug geschmachtet:
30 Leitzordner Schulzeugs habe ich in zehn Teilzeitjahren produziert,
alle voll mit Könnte-ich-vielleicht-nochmal-gebrauchen-Zeugs. So geht
das nicht weiter. Das heute großzügige Weg-damit soll der Anfang meines
Versuchs sein, papierärmer zu wirtschaften.
Als ein Papierkorb gefüllt ist, lassen sich die Deckel der vier Kursstufenordner erstmals seit
Jahren wieder ohne Brachialbiegung schließen. Besser als nichts. Der
Papierkorb als immerhin sichtbares Zeichen einer produktiven Tätigkeit.
Eigentlich
wollte ich heute ja mit den Themenblöcken für den Mathekurs Rochade
spielen. Vor den Ferien hatten wir es schon mit den Parallelkollegen
abgesprochen, hatten Gründe gehabt. Erst Analysis? erst Geometrie?
Stochastik gleich wiederholen? oder erst vorm Abi? Nun ist die gesamte
Absprache aus unseren damals nur noch notstromaggregatversorgten Köpfen
verschwunden. Zeugniszeiten eignen sich nicht für Absprachen.
Und der heutige Abend ist nicht gemacht für erneutes Gründefinden. Morgen ist auch noch ein Tag, denke ich, als ich das Stoffverteilungsformular unausgefüllt wieder zuklicke.
Der
Rest ist planloses, sprunghaftes, erratisches Herumstochern in anderen
akut anstehenden Dingen. Listen, Formulare, Arbeitsblätter,
Nachprüfungen wollen erstellt, erste Nachferienstunden,
Schuljahreseinstiege, Kennenlernphasen, Wiederholungswochen konzipiert
werden. Meine Gedanken und Mausklicks hopsen im Zickzack querbeet.
Wie gesagt: Morgen ist auch noch ein Tag.
(Für
diese ersten Tage habe ich mir eine Zeitdeckelung gegeben. Ein weiteres
Experiment im neuen Schuljahr: Schaffe ich es, bewusster mit meiner
Zeit zu haushalten?)
Mittwoch, 3. September 2014
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o fein!
AntwortenLöschenwegwerfen ist so befreiend.
viel vergnügen bei der weiteren vorbereitungs-arbeit.
lg