Sonntag, 24. November 2013

geerdet



Ich brauchte an diesem Wochenende ...
... den schlafanzüglichen Samstagmorgen, wo wir alle durch das Haus und die noch warmen Betten schlurfen, mal hier mal dort verträumt hängenbleiben, wo keiner so recht zum Tagesbeginn blasen will, wo sich alles wohltuend langsam dahinzieht,
... den Regenspaziergang zum Vormittagstreffpunkt des kleinen Kindes, Hand in Hand, Schirm unter Schirm,
... den Blick durch meine Kamera auf den Himmel über unserem Dorf und seinen Bewohnern,
... die Fahrt ins Buchgeschäft im Nachbardorf, das Stöbern in den Regalen, ewiges Plaudern mit einer lange nicht gesehenen Bekannten, alles ohne Blick auf die Uhr,
... das Treffen mit Freunden am Abend,
... Klavier- und Lesestunden mit Kerzen - ja Kerzen, in die man seinen Blick wunderbar versenken kann,
... Schlafen, immer wieder Schlafen (wie oft man an einem Wochenende einschlafen und aufwachen kann :))
Ich brauchte all das. Mehr als sonst.




Ich bin vom Vater einer Schülerin angegangen worden. Unflätig, subtil, perfide, immer noch eine Stufe mehr, seit Wochen schon. Nun beginnt es "Früchte" zu tragen - Weinen, Zittern, Angst bei mir.
(Doch, ja, ich habe Hilfe. Die stärkste in meiner Schulleitung - mit bedingungsloser Rückendeckung und vielfältigen Schutz- und Unterstützungsangeboten. Ich hätte diese Hilfe nur eher einfordern sollen. Nicht so lange die nette, pädagogische, stets nur im Interesse des Kindes (was braucht es jetzt von mir?), immer wieder neu auf den Vater zugehende (was mag nur sein Bedürfnis hinter all dem sein?), immer aufs Neue Hände reichende und zudem noch tapfere Lehrerin sein sollen, die das alles mit sich machen lässt.)
Morgen werden wir das weitere Vorgehen besprechen. Ich brauche nun keinen Schritt mehr allein zu gehen. Und werde es wohlweislich nicht mehr tun.
Und nun widme ich mich mal wieder den 120 Schülern, die ich sonst noch unterrichte.



Ich brauchte diesen Tag mit mir, mit meinen Kindern, mit dem Himmel über mir und der Erde unter meinen Füßen, um nach den Erlebnissen der letzten Tage wieder in einen ruhigen Lebensfluss zurück zu gelangen, um wieder zu spüren, wer ich bin, um wieder frei atmen zu können.

Sonntag, 3. November 2013

hindurchgeahnt


"... und ich hörte die Musik von Tausenden von Stimmen, ein leises Summen zwischen den Bäumen. Ich fühlte, daß ich in das kühle Wasser tauchte, und wußte, daß die Reise durch den Schmerz in einer absoluten Leere endete. Als ich mich auflöste, wurde mir die Offenbarung zuteil, daß diese Leere voll ist von allem, was das Universum enthält. Es ist nichts und ist gleichzeitig alles. Feierliches Licht und undurchdringliches Dunkel. Ich bin die Leere, ich bin alles, was existiert, ich bin in jedem Blatt des Waldes, in jedem Tautropfen, in jedem Aschestäubchen, das der Bach fortträgt, ich bin Paula und ich bin auch ich selbst, ich bin nichts und alles übrige in diesem Leben und in anderen Leben, unsterblich ..."

(Isabel Allende: Paula)