Samstag, 19. Januar 2013

Schreibmüdigkeit

Zu dicht, all diese Lebensdinge hier. Zu wenig bleibt am Abend, um noch Worte zu setzen.

Manchmal denke ich ja, ich mache das selbst. Unbewusst irgendwie. Sobald in mir ein Kapazitätseckchen droht freizuwerden , springt sofort ein raumgreifendes Etwas herbei, die leere Stelle wieder zu besetzen. Als stünden die Lebensdinge in mir Schlange, zinnsoldatengleich aufgereiht, immerbereit, nur auf ein leeres Zeit- oder Kraftplätzchen lauernd - und schon ist wieder eines da. Nur kein Räumchen frei lassen. Was allein in dieser Woche alles zu mir kam. Oder eben aus mir kam. Das weiß ich noch nicht so genau ... sind das äußere (wie es den ersten Anschein hat) oder eher innere Aufgaben?

Bin so müde. Werde mich jetzt in ein Buch zurückziehen. In eines, das mit meinem Leben so gar nicht viel gemein hat. Die Dichtigkeit ein Weilchen vor der Tür zu lassen. Meinem Atem zu lauschen, wie er sich beruhigt. Mich in das letzte Flackern der Adventskerzenstümpfe hineinversenken.
(Ja, hier bei mir sparsamem Mensch werden die "aufgebraucht". Sie tragen ja noch all ihr Herbeisehnen in sich. Und Wärme genug für ein Jahr. Und für eine neue Umgebung, in der sie jetzt leuchten dürfen ...)


Mittwoch, 9. Januar 2013

Dilemma


Aufwühlendes Gedankenkreisen, die Kinder betreffend. Duplizität der Gespräche, gleich in beiden Kindesschulen. Entscheidungen schweben im Raum, nicht akut, und doch drängend.
Aufsaugen von Erfahrungsberichten, Einholen von Rat aller Seiten, mal scheint der eine Aspekt schwerer zu wiegen, mal der andere. Für-Wider-Listen: In welchem Falle ist die Kröte am kleinsten, die wir schlucken müssen. Nein: die die Kinder zu schlucken haben. Ohne Kröte wird es nicht gehen.
Außenstehende denken: Luxusproblematik. - Ich manchmal auch.
Außenstehende denken auch: Alles eine Frage des Willens. - Das denke ich nicht (mehr). Offenen Auges sehe ich an jeder Ecke Kinder, die sich daran verschluckt haben. Denen die Kröte quer im Hals steckt ...
*
Dabei sollte ich bis morgen die tollen Fehleranalysen meiner 6er durchsehen. Meine eigenen Kinder schieben sich unentwegt vor meine Schülerkinder.
Vernunft an Kopf: jetzt = Arbeitszeit! Der Schreibtisch liegt voll!
Und schon sind die Gedanken wieder weggetreidelt ...

Ich Muttertier.

Montag, 7. Januar 2013

Ferienletzttag

Als wäre nicht der letzte Ferientag, habe ich mich heute Morgen in aller Seelenruhe mit einem Buch hingesetzt, beim Schein einer Weihnachtskerze (immer noch, vielleicht für dies Jahr letztmals angezündet). Habe darüber die Berge vergessen, die für morgen vorzubereiten sind.



Mittags, als ich mich erstmals guten Vorsatzes ins Arbeitszimmer zurückzog, schrieb ich letztlich doch lieber Mails.
Nachmittags: Origami-Pinguine gefaltet mit der Tochter, Gobang gespielt mit dem Sohn. Ausdauernd, beides.
Abends: Klavier, mit und ohne Tochter.

Und dann erst nahm ich die Beine in die Hand. Also: Stift und Tasten natürlich, Ihr versteht schon. Ich war schnell, sehr schnell, bis eben. Und nun bleibt trotzdem noch ein Arbeitsblatt abzutippen. Es wird also mal wieder nach Eins. Fängt ja gut an, das neue Jahr. (Mehr zu schlafen habe ich mir diesmal gar nicht erst vorgenommen.)

Aber hej: Ich  habe heute Morgen in aller Seelenruhe gelesen ...

Samstag, 5. Januar 2013

Fragenwandlung


Die Beziehungen zu meinen nächsten Menschen konfrontieren mich mit der Frage

Was soll ich geben?



Diese Frage ist dringend anders zu formulieren:

Was kann ich geben?
(Und was kann ich eben nicht geben?)



Bei einer Lebenslehrerin habe ich gelernt, dass der Unterschied zwischen können und wollen gar nicht groß ist. Jedenfalls wenn es ein reifes Wollen ist, kein trotziges, blindes, fußstampfendes, an jeder Wirklichkeit vorbeizielendes.
Also:

Was will ich geben?
Und was will ich eben nicht geben?



Klare Frage.
Besser: Klares Fragenpaar. Teil 2 nicht mehr in Klammern gesetzt.

Und die Antwort?


(Ich ging dann nach Hause. Wo natürlich keine Antwort wartete. Nur frühstückshungrige Kinder. --- Und nein: die Bäume und Baumformen hängen nicht mit den Frageformulierungen zusammen. Höchstens so: sie standen an meinem Morgenwegesrand, in der Dämmerung, und haben das Verwandeln meiner Frage beobachten dürfen.)

Freitag, 4. Januar 2013

jetzt schon?

Die Tochter liebt es Briefe zu schreiben. Täglich bekomme ich mehrere. Kann sie ja noch nicht so lange, badet noch jeden Tag im Glück dieses neuen Kommunikationsmittels.

Heute ein besonderes Exemplar - mit Brief im Brief, sozusagen. Aber nicht deswegen besonders. Sondern weil mich der Inhalt des Briefs im Brief grinsen ließ::



Hintergrund: Gestern waren wir bei Freunden mit auch zwei Kindern, auch großer Junge und kleines Mädchen, wie unsere. Sie spielten streng separiert in zwei Zimmern - die Mädchen Verkleiden, Disko, Babyeltern, die Jungen Bauen, Rauben, Straße-unsicher-machen.
Und - neu im Programm offenbar: Briefe wie diese :)
Ähm: ist das nicht ein bisschen früh? :)
(Die Mädchen sind 6 und 8, die Jungs 10 und 11.)

Mittwoch, 2. Januar 2013

Der Sprung zurück

Nach einer Woche mit diesem


und diesem


und diesem


und diesem


und auch noch diesem



(ich glaube, ich habe Spielen, Trödeln, Nichtstun für ein Jahr nachgeholt)

stellte ich heute Morgen entschlossen den Korb mit den Heftstapeln auf den Tisch.
So:



Naja, ganz gelungen ist der Sprung zurück in die Betriebsamkeit noch nicht. Habe mich mit fünf Waschmaschinen und einer Tonne Bügelwäsche abgelenkt. Mit den Kindern als fleißigen Helfern (beim Ablenken, meine ich, nicht bei der Wäsche - das wär ja mal ne Neuerung :)).
Die eine oder andere Klaviertaste stand im Weg herum, und das Buch ist doch auch noch nicht zu Ende gelesen.

Morgen also: nächster Versuch.

Dienstag, 1. Januar 2013

gewechselt

Wie es dieses Datum mit sich bringt - und gestern Morgen plötzlich auch meine innere Stimmung - blicke ich zurück, schaue ich voraus. Viele Seiten des Tagebuchs füllten sich mit einem Mal - ich wusste gar nicht, dass so Vieles in mir ist. Gestern Morgen schrieb ich mich leer.
Was dort steht?

Ernüchterndes. Vieles ist im vergangenen Jahr nicht so geflossen, wie ein Jahr zuvor erhofft. Vieles wurde zerfressen von meiner argen zeitlichen Enge. Ich bin auch jetzt - nach über einer Woche Arbeitsruhe - noch nicht wieder ganz bei mir angekommen. Fühle mich stumpf und lange nicht befreit, habe einen bitteren Geschmack auf der Zunge und kann mich aus dem Engegefühl nicht herauszwängen.

Bewusstwerdung - treffender denn irgendein anderer Satz ist mir dieser:
Ändere was zu ändern ist.
Nimm an, was nicht zu ändern ist.
Und unterscheide gut zwischen beiden.
(Oder so ähnlich habe ich ihn in Erinnerung.)

Was zu ändern wäre? --- Hier stehen Schritte vor mir, in inneren und äußeren Räumen. Wieder und wieder finde ich mich am Anfang des Weges. So schwer ist manches.
Was nicht zu ändern ist? --- Darüber schweigen sich die Zeilen aus, die sich gestern von der Feder auf die Seiten ergossen. Verdecken es mit Ideenaktionismus. Dazwischen werde ich das Unabänderliche herausspüren, mich auf ein Annehmen zubewegen müssen.

[Schweigen - langes Schweigen. Ich sitze hier und weiß nicht was weiterschreiben.]

Zurückgeschritten, stehengeblieben - war das mein 2012?
Hilflosigkeit, Wut, Eingeengtheit, Resignation - ich nehme im Rückblick so vieles wahr, was in diesem Jahr auf der Stelle gekreist ist.

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte?
Meine innere Herzensstimme wieder wahrzunehmen - was sie mir für mich und für andere zu sagen hat. Wahrnehmen, sie nach außen tragen - und dann schauen, was passiert.
Einen Mittelweg zwischen äußeren Gegebenheiten und innerem Sehnen (und Brauchen) zu finden. Auch bei den Dingen, wo es mir im Moment unmöglich erscheint.
Die Rückwärtsrichtung meiner Bewegungen wieder umkehren, mich nicht vom eigenen Weg ablenken lassen.
Frieden, in vielem.
Räume öffnen, wieder öffnen.
Energie nicht in Destruktion zerfließen lassen, sondern sie zu Sanftmut, Weichheit, Versöhnung verwandeln.
Jeden einzelnen Tag als Zentrum, als Quelle von Lebenswellen erkennen.

Das war's. Nicht unbescheiden, ich weiß.
Aber wenigstens einen Teil davon, wenn ich darum bitten dürfte ...

[Und wieder Schweigen.]


Ja, der Kalender ist gewechselt. Das Neue beginnt.


Seit ein paar Stunden ist er nicht mehr leer, enthält das, was ich über die Zukunft schon weiß. Jedenfalls zu wissen meine. Vorsichtig habe ich mich an den leeren Seiten entlanggetastet, habe das unverbrauchte Papier mit den ungelebten Tagen darauf liebkost. Habe die bevorstehenden Zeiten angeschaut wie ein Gefäß, das zu füllen sein wird.
Kleiner ist er dieses Jahr, kleiner als der vom letzten Jahr. Habe ich so ausgewählt, ohne nachzudenken. Weil in den Tagen des vergangenen Jahres zu viel Leben unterzubringen war, weil es dieses Jahr weniger werden soll. Weniger äußere Termine jedenfalls. Denn ich habe so manche Verabredung mit mir selbst zu treffen.
Und noch etwas. Für mich ganz unvertraut, schaut er mich farbig-leuchtend-glänzend an. Daran habe ich mich noch lange nicht gewöhnt. Wer weiß, wie oft ich noch meinen Blick darüber streifen lassen muss, bis wir - sein Äußeres und ich - Freunde werden. Und dennoch: Irgendetwas hat mich diesen hier auswählen lassen. Wenn ich ergründe, warum sich mir gerade dieser in die Hand legte - werden dann wohl auch die Farben zu meinen werden?