Sonntag, 28. Juni 2009

Auf nach Berlin ...

… heißt es morgen früh um 8 Uhr. Mit über 80 Elftklässlern und sechs Lehrern.

Ich frage mich gerade …

- ob die Deutsche Bahn AG dem logistisch herausfordernden Problem, eine 90-Personen-Gruppe gleichzeitig in einem Zug zu befördern, gewachsen sein wird;
- wie viele von den Schülern sich von Mama und/oder Papa ihren Personalausweis zum Umsteigebahnhof Frankfurt hinterher bringen lassen müssen, weil sie ihn vergessen haben (oder ob – wie auch schon geschehen, ganze Koffer, ganze Kinder gar hinterher gebracht werden);
- mit welcher maximalen Anzahl von Kopfhörern die neuesten MP3-Player inzwischen bestückt werden können (Klassenfahrten dienen uns immer auch als Fortbildung im Bereich Moderne Unterhaltungselektronik / Multimedia;-));
- wie es ausschauen wird, wenn unser 90-Personen-Grüppchen in Berlin-Hauptbahnhof, wie vom Reiseveranstalter geheißen, am Bahnsteig wartet, obwohl dieser streckenweise nur 1,50 m Platz zum Stehen lässt;
- wie viele Personen unserer Gruppe wir schon verloren haben werden, wenn wir die 800 m Fußweg zur Unterkunft hinter uns gebracht haben;
- wie viele Tränen letztlich noch fließen werden, bis die Zimmeraufteilung denn in trockenen Tüchern ist (oh, ihr Mädchen: mir würde bei Klassenfahrten echt was fehlen ohne dieses Procedere);
- ob Schüler X, wie hier auf Tagesausflügen zu jeder Jahreszeit zelebriert, auch für eine ganze Woche auf Jacke, Pullover und Socken gänzlich verzichten wird;
- ob Schülerin Y tatsächlich, wie angekündigt, jeden Abend in die Herberge fahren wird, um dort ihr Süppchen in der Mikrowelle zu erwärmen (statt die Stadt zu erleben);
- ob das KdW sich tatsächlich als Programmhöhepunkt herausstellen wird (lauschte man den Schülergesprächen auf dem Schulflur, schien es einzig und allein um dessen Besuch zu gehen!);
- wie häufig im Laufe der 5 Tage wohl unsere Lehrer-Notfall-Handys klingeln werden, damit wir verlorene Schäfchen von abseits gelegenen U-Bahnhöfen, Parkanlagen oder Polizeistationen wieder einsammeln;
- ob ich die in einem Anflug von Wahnsinn eingepackten Klassenarbeits-Korrekturstapel heute Nacht noch wieder auspacke, oder, wenn nicht, was dann in Berlin mit ihnen wohl geschehen wird;
- wie viele Stunden Schlaf ich in der Woche werde mein eigen nennen können;
- wie ernst es die Schülerschaft mit den vereinbarten Regeln über nächtliche Rückkehrzeit, Alkohol- und Tabakkonsum nehmen wird – und wie wir damit gelassen umgehen.

Ich freue mich auf die Fahrt! Sehr! (Falls das eben anders geklungen haben sollte.) Und bin zuversichtlich gespannt, ganz nach dem Motto:

Sollte bei so vielen Schülern etwas Unvorhergesehenes vorfallen – wäre es ein Wunder?
Sollte bei so vielen Schülern nichts Unvorhergesehenes vorfallen – wäre es ein Wunder!

Und jetzt packe ich meinen Rucksack zu Ende. Mein Mann sah mich vorhin ganz irritiert an, als ich dieses Gepäckstück vom Speicher holte. Na klar – wo doch die Schüler(innen insbesondere) heutzutage mit Hartschalenkoffer und Beautycase ins Landschulheim zu fahren pflegen, muss ich mich als Mitglied der älteren, eben der Rucksack-Generation ganz klar davon abgrenzen ;-))))

Freitag, 26. Juni 2009

Unendlich viel vom unendlich Kleinen

Ich bin immer schwer fasziniert, wenn die wichtigen Fragen, die die Menschheit, in diesem Fall die mathematische Menschheit, im Laufe ihrer Geschichte gewälzt hat, aus dem Munde meines Sohnes daherkommen.

Heute beim Abendessen:
- „Mama, wenn eine Flasche null Euro kostet, und ich habe ein paar von diesen Flaschen, dann kostet es doch immer noch null Euro?!“
- „Ja, klar.“
- „Aber wenn ich ganz viele von diesen Flaschen habe, dann muss es doch irgendwann etwas kosten, zum Beispiel einen Cent.“
- (ich schweige eine Weile, überlege) „Ja, irgendwie so klingt es logisch.“
- „Hm.“

Tatsächlich, darüber haben die Mathematiker lange gegrübelt und gestritten. Weder mit der Null noch mit der Unendlichkeit war es so ganz einfach, von Anfang an.
Und Null mal Unendlich kann eben wirklich alles sein – Nur woher weiß mein Sohn das schon?

Wirtschaftskrise

Nein, wir sind nicht betroffen, Gott sei Dank, wir sind krisensicher beschäftigt. Im Unterschied zu unserer halben Nachbarschaft, die im Moment verdammt früh von der Arbeit kommt oder gar nicht erst wegfährt.
Wenn diese halbe Nachbarschaft also am Freitag Nachmittag, da sonst beschäftigungslos, sich an Rasenmäher und Kreissäge betätigt, und wenn wir in dieser Zeit eigentlich unsere Siesta im Liegestuhl verbringen wollen, dann stöhnen wir genervt vor uns hin.
Und doch:
Welch ein Luxus!
Welch ein Luxusproblem!

Mittwoch, 24. Juni 2009

Lehrerentlastung

Das Buch mit dem Titel „Lehrerentlastung“ lag jetzt ein halbes Jahr auf meinem Nachttisch. Das Lesezeichen steckt jämmerlich auf Seite 25.

Was mir das sagt?
Entweder war ich die ganze Zeit zu belastet, um 284 Seiten zu schaffen, oder aber zu wenig belastet, um mich ernsthaft dafür zu interessieren. Was davon zutrifft, weiß ich, ehrlich gesagt, gar nicht. Aber ich weiß, dass ich die „Lehrerentlastung“ morgen guten Gewissens wieder in der Bücherei abgeben werde. Auch eine Art der Entlastung.

PS an die mitlesenden Lehrerkollegen:
Kennt ihr es? ( es stammt aus der Feder des renommierten H. K.)
Lohnt sich die Lektüre vielleicht doch?

Dienstag, 23. Juni 2009

Abischerz-Scherz

Wenn morgens die Schule verbarrikadiert ist, Schüler über Tische und Bänke klettern müssen um hineinzugelangen, was nicht ohne Verletzungen abgeht (allen Ernstes!), die Hälfte der Schüler klitschnass gespritzt ist, so dass man sie eigentlich nach Hause schicken müsste, wenn auf den Schulfluren ein Kuhmistgestank vom Besten herrscht (ja, unser Gymnasium liegt im dörflichen Raum!), wenn mit einer halben Stunde Verspätung endlich eine Art Unterricht beginnen kann, … an solchen Tagen will mir scheinen, dass ich entweder zu alt oder zu konservativ bin, um diese Art Streich als lustig und originell zu empfinden, um mir den Witz der Sache zu erschließen.

Wenn ich dann spüre, dass es sämtlichen Kollegen genauso geht, selbst denen die fast schon meine Kinder sein könnten, wenn das Konzept des Abi-Streichs auch in der Folge nur darin besteht, nass zu spritzen, Wasserbomben zu werfen, Hüpfburg zu hüpfen und Rodeo zu reiten, wenn weder Geistreiches noch Kreatives noch Witziges geschieht, … dann durchzuckt mich der Gedanke, dass am Ende wir – wir, die Schule! – in den vergangenen Jahren, als uns Diese anvertraut waren, Wesentliches versäumt haben. Jedenfalls bei diesem Jahrgang. Nun, das lässt sich nicht mehr ändern, denn ab heute haben sie „für immer Ferien“ (Formulierung meines Sohnes, als er morgens von mir wissen wollte, warum denn solch eine Menschenansammlung auf dem Hof lärmt).

Tja, und die Gummibärchenkette, mit welcher die Abiturienten uns Lehrern den Kopierer versperrt hatten, die wollte so gar nicht angetastet werden. Sie blieb hängen, unberührt bis zum Nachmittag, und wir bückten uns einfach darunter hindurch. Nein, süße Gummibärchenlaune wollte einfach nicht aufkommen, an diesem Tag.

Dieser Abi-Scherz war wohl eher ein Scherz.

Montag, 22. Juni 2009

Heute Nacht um kurz nach drei ...

... bin ich plötzlich aufgewacht. Warum? Wer weiß das schon ...
(Ich schlafe sonst sehr gut und sehr regelmäßig durch.)

Allmählich, mit erwachendem Vogelgezwitscher, mit aufziehender Dämmerung erwachen auch meine Gedanken, und es dämmert mir: Es ist Urlaubs-Spiegel-Zeit. Auf die Stunde genau.
Soll heißen: Die Urlaubstage sind sozusagen aufgebraucht. Für jeden Urlaubstag ist nun ein Nachurlaubstag vergangen. Für jede Urlaubsstunde eine Nachurlaubsstunde. Für jede Stunde Kraft-Tanken ist eine Stunde Energie-Verbrauchen vergangen. (Physiker lesen gerade mal nicht so genau hin.)

Dieses war eine gute Reise. --- Nach manchen Reisen reicht die gewonnene Energie gerade mal drei Tage, dann ist der Alltagszustand wiederhergestellt. --- Diesmal haben die Vorräte länger gehalten, bis heute mindestens. Doch nun sind die Spiegel-Tage vergangen, jede Urlaubsstunde in einer Alltagsstunde gespiegelt - und aufgezehrt? - worden.

Verzagte Fragen schleichen sich ein:
Ist wohl noch etwas von den Vorräten übrig?
Oder sind sie jetzt aufgebraucht, zu dieser Stunde?
Fühle ich mich deswegen heute so kraftlos?

Oder aber kann ich hoffen:
Vermag die Urlaubsenergie ein weiteres Stück Weges zu tragen?
Haben die Vorräte in den vergangenen, guten Tagen Wurzeln in mir geschlagen?
Haben sie ihren Samen sanft ausfliegen lassen, zukunftsträchtig?

Dann, ja dann, wird es ein wahrlich guter Urlaub gewesen sein.
Der Schlaf mag mir an diesem Morgen nicht mehr kommen ...

Sonntag, 21. Juni 2009

Johannisbeerernte

Keine Sorge, Ernte-Erfolgsgeschichten werden hier nicht das Zentrum der Berichterstattung bilden. Es ist nur in diesem Jahr so aufregend, weil wir die Ernte-Fülle zum ersten Mal erleben. Weil wir erstaunt waren, heute 3,5 kg Johannisbeeren von nur zwei Sträuchern zu pflücken.
(Übrigens: In jeder Schale liegen die Früchte von je einem Strauch: Wie unterschiedlich doch die Natur ihre Gaben verteilt … aber darüber wollte ich jetzt gar nicht ins Grübeln kommen.)


Solch eine Fülle, obwohl unser Garten so jung ist, obwohl er vor zwei bis drei Jahren noch so aussah:


Darüber dürfen wir nun wirklich ein wenig erstaunt sein!

Freitag, 12. Juni 2009

Die Geduld liegt so nahe

„Da – Domdo!“, zeigt die Tochter (3) mit dem Finger auf die Straße, als wir am Fenster stehen.
Ich folge dem Finger. Sehe nichts. Verstehe nicht.
Sie wiederholt geduldig: „Domdo, Domdo.“
Ich frage geduldig: „Wo?“
Sie zeigt geduldig immer wieder: „Da.“
Ich frage geduldig nach:
„Ist es auf der Straße?“ – „Nan.“
„Ist es an der Hauswand?“ – „Nan.“
„Ist es auf dem Dach?“ – „Nan.“
---
Ungeduldig: „Kind, ich kann Dich nicht verstehen!“
Ein letztes, geduldiges „Daaa“.
Ich gebe auf. Mein Blick kehrt resigniert zurück, von der fernen Straße, über die Hauswand, über das Dach zurück ins Zimmer. Mal wieder kann ich sie einfach nicht verstehen.

Doch da! – An der Scheibe, gleich hier, nicht draußen in der Ferne, hier, so nah bei uns, hier sitzt sie. Hier, ganz dicht bei uns ist die Geduldige. Direkt vor meiner Nase, zum Greifen nah, nicht fern (und daher unsichtbar, wie es so oft mit den nahen Dingen ist). Hier sitzt sie, --- die Spinne. Sitzt unendlich geduldig und spinnt.
Eine echte „Domdo“ eben.

Donnerstag, 11. Juni 2009

Entpackung

An manchen Tagen erwacht man morgens inmitten eines großen Pakets von Zweifeln, Unsicherheit, Fragen, Sorgen. Ein Paket, dass Tränen kommen wollen, dass es einen erbeben lässt, dass man nicht weiß, wie man sich mit der Last durch den Tag schleppen soll, geschweige denn durch ein Leben.

Wenn dann ein wenig Zeit bleibt, vor dem Tagewerk, dem eigentlichen, diesen Packen zu entpacken, wenn Zeit bleibt, Wörter, Sätze, Gedanken, Fragen auf ein Blatt Papier zu gebären …

… wenn dann plötzlich auf diesem Papier eine Linie aufscheint, ein roter Faden, der zu einem Weg verknüpft werden kann …

… wenn sich der aufscheinende Weg mit Zuversicht füllt, mit Reißfestigkeit auch …

… und wenn dann sogar noch die Ahnung aufsteigt, der Weg könne das Potential haben, noch weitere Päckchen, alteingesessene und künftige, ganze Rucksäcke gar zu entpacken …

… dann, ja dann, war dieser Tag ein guter Tag. Schon früh morgens, schon vor dem Tagewerk, dem eigentlichen.

Dienstag, 9. Juni 2009

ruhetest?

„Dieses Kind ruht in sich“, – so wurde und wird meine dreijährige Tochter immer wieder bestaunt.
In den letzten beiden Tagen testet das in sich ruhende Kind offenbar aus, ob man mir diese Eigenschaft auch zusprechen könne.

Gestern:
Untersuchung beim Kinderkardiologen wegen eines Herzgeräuschs
Ergebnis: absolut harmlose Ursache.
Aufatmen.

Zwischenspiele:
Wasserflasche im Auto ausgeleert.
Wattestäbchenpackung im Flur ausgeschüttet.
Konservendose polternd durchs Treppenhaus geworfen.
Konfettisalat im Arbeitszimmer.
Buntstift an Tapete.
Butterfinger auf Ledersofa.
Tief durchatmen.

Heute:
Papamedikament geöffnet und geschluckt, Anruf bei Giftnotrufzentrale
Ergebnis: absolut harmlose Wirkung.
Aufatmen.

Ist das ihre Art der Prüfung: „Mama, ruhetest Du auch so in Dir wie ich in mir???“
Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Frage heute mit JA beantworten kann.

Endspur(t)

Erster Tag:
„Auf zum Endspurt!“ klingt es allerorten im Lehrerzimmer, als wir uns nach den Pfingstferien wieder begegnen.
Voller Energie die Kollegen.
Voller Termine, Fahrten, Prüfungen, Noten, Konferenzen die verbleibenden sieben Wochen bis zur Sommerpause.
(Das passt zusammen, irgendwie.)

Und ich? Verstehe erst gar nicht, was gemeint ist. Frage nach:
Wieso „End“ – wir fangen doch gerade erst wieder an?
Wieso „Spurt“ – ich möchte mich doch einschleichen, nach den Ferien, in den Alltag allmählich erst zurückkehren?
Bin ich zu langsam?
Verharre noch im Anfangen, wenn die anderen schon das Ende vor Augen haben?
Starte erst noch, wenn die anderen schon längst spurten?
Und man sagt von mir, ich wäre schnell …. So grundsätzlich jedenfalls.
Heute bin ich es nicht.

Zweiter Tag:
Heute bin ich schneller.
Fliegende Wortwechsel zwischen mir und den Schülern, nicht mehr tastende wie gestern.
Das vertraute Gefühl stellt sich ein, Blickwechsel, gemeinsames Lachen.
Erste Erwähnung der letzten Klassenarbeiten. Und schon wirbeln Hefte, Tafel, Kreide, Bücher, Listen, Stifte.
Sooo schnell schon wieder!
Hat das langsame Anfangen jetzt schon ein Ende? Beginne ich jetzt auch mit dem Endspurt?
Oh je, hoffentlich kann ich das Tempo sieben Wochen lang halten …

PS am Nachmittag:
Mein Sohn (7): „In der Schule sind wir auf der Endspur.“ (sic!)
Ich: „Wer sagt das?“
Er: „Frau W.“ (seine Lehrerin)

Oh ha, der-die Endspur(t) ist offenbar schulartübergreifend!

Sonntag, 7. Juni 2009

Urlaubsnachlese



Hatten wir nicht den briefkastenleerenden, hausversorgenden Nachbarn ausdrücklich gestattet, ja sie sogar aufgefordert, dass sie sich von unseren Erdbeeren bedienen dürften?
Wie aber sollen wir ihnen glauben, dass sie dies hinreichend oft und ausgiebig getan haben, wenn wir nach unserer Rückkehr solches hier vorfinden?!


Nein nein, um Missverständnissen vorzubeugen: Gesammelt haben das nicht die Nachbarn – das waren WIR! (Nun, es heißt eben nicht umsonst GartenARBEIT … 9 Kilo wollen erstmal erbückt sein!)

Samstag, 6. Juni 2009

Italienurlaub

Eigentlich sollten hier schon Fotos und Erzählungen von unserer Italienreise stehen - für besonders Interessierte (und für die anderen natürlich auch). Allein die Zeit hat nicht gereicht, bisher. Aber es wird noch … demnächst.