Dienstag, 30. Dezember 2014

Schnee


... sich vom Schneegefühl einhüllen lassen ...

So jung und so alt fühle ich mich. Gegensätzlich und gleichzeitig.




So jung:
Die kindliche Freude der Tochter steckt an, lässt mitvibrieren,
versetzt mich in das Juchzen früherer Schneetobereien zurück.







So alt:
Ganz tief in mein Inneres zieht der Frieden dieser besänftigenden Decke ein.
Als wäre ich still mitumhüllt.
Als würde im Zurruhekommen endlich eine Sehnsucht erfüllt werden.






 
Ein Bogen, ein Kreis von Anfang und Ende.
Und dieser Kreis formt Gestalt.
Lässt er sichtbar werden, was vorher schon war, oder bringt er sie erst hervor?
Ist die Form aus sich heraus, oder schafft er sie, der Schnee?







Und wie kann ich meine Tage unter diesem Bogen, in immer gleichem Kreise leben?
Tägliches Geborenwerden.
Mich in den immer neu zu formenden Tag hineinbegeben.
(Wieviel aktiv, wieviel passiv ist "formen"?)
Ihn beschließen in und unter einem besänftigenden Frieden.




... das Schneegefühl in mir bewahren ...

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Advent im Werden

Wo hätten denn Zeit und Gedanken an einen Adventskranz in den letzten Wochen herkommen sollen?

Glücklicherweise finden sich noch Kerzen vom letzten Jahr im Keller - rote hätte ich dieses Jahr sonst nie ausgesucht. Das alte Holztablett steht treu wie immer bereit. Und mein Bild wächst mit dem Herausnehmen der Kerzen aus der Packung, mit dem Aufstellen dieser vier Lichter auf dem noch so kargen Untergrund.
Was dort ist? Nichts.
Was dort ist, schaut man näher hin?
Raum.
Raum?
Raum!
Raum für meinen Advent. Raum für so vieles, denke ich. Raum für Stilles, für Nahes, für Gefundenes.




Ich erzähle der Tochter von meiner Idee, wie wir unsere Lichter dieses Jahr umhüllen könnten. Hinausgehen, Augen öffnen, mitnehmen, was sich uns darbietet.
Die Tochter ist begeistert, zieht sich an und ist quasi schon aus der Tür. Den ganzen Wald hat sie vor Augen. In weniger als einer Stunde hätte sie ihn hier hereingeschleppt, bin ich sicher.
Aber naja, eigentlich möchte ich das so nicht. Von "zu viel" habe ich hier ohnehin zu viel. Ich versuche ihr zu erklären, dass ich lieber nur Weniges hineintragen möchte. Und dass ich dieses dann lange anschauen werde. Immer mit der Frage, was es mir erzählt. Sie versucht zu verstehen.

Unser erstes Fundstück, so entscheiden wir, werden wir nicht im Wald suchen gehen. Wir haben ja einen Garten vor der Tür, und der ist reich. Wir treten hinaus und lassen unsere Blicke schweifen.
Unglaublich, so vieles. Nichts von dem habe ich in letzter Zeit wahrgenommen. Und nun bin ich unfähig zuzugreifen, mich zu entscheiden, auszuwählen. Schon wieder dieses "zu viel".
Ich will nur ins Haus zurück - und steige in dem Moment über mein Zweiglein. Ja, genau dieses kleine, was mir im Weg liegt, ohne dass ich es beim Hinausgehen bemerkt hatte, genau dieses will zu mir. Von dem Grün, welches unser Haus - oft unbemerkt - umhüllt, ihm Farbe und Wärme gibt und welches ich viel zu selten anschaue.




Dieses Zweiglein ist mein erster Adventsfund. Die Tochter begeistert sich an seinem Gelb, hört meine Geschichte, neigt den Kopf und greift noch ein zweites Blatt von der Terrasse. Ein grünes Mandarinenbaumblatt, das einzige am Boden. Mandarine, das hätte doch mit Weihnachten zu tun, sagt sie, und es wäre doch so allein dort unten. Daher wolle sie die einsame Weihnacht auch noch aufheben.
Nun liegen sie also zu zweit, unsere beiden sprechenden Blätter.




In den kommenden Tagen sehen sie mich an, reifen - man könnte auch sagen: welken -, sprechen ihre eigene Sprache und geben meinen Blick Halt, von Zeit zu Zeit.

Ein kleines Stöckchen von der Straße kommt hinzu, ein Blatt-Trio vom Feldweg, und immer wieder ein Stück Ahnung, dass geschaut werden will, wofür blind zu sein mir zur Gewohnheit geworden ist.

Advent hat begonnen.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Wochenrückblick 48/14


Wetter
endlich novemberig, grau, düster, nieselnd, wolkenverhangen - irgendwie gehört das so, und irgendwie fühlt es sich gut an, weil es jetzt endlich stimmig ist - vor allem die Kälte, die atme ich so gern ein
gemacht
korrigiert, korrigiert und korrigiert (und damit für dieses Kalenderjahr fertig geworden:)), beraten, konferiert, klausurbeaufsichtigt (Samstagmorgen allein im dunklen Schulhaus - grusel!); mich an Kinderproben erfreut, und an guten Gesprächen während der Autofahrten - ja, ehrlich: hier haben wir an manchen Tagen die meiste Zeit miteinander; ein neues Telefon gekauft und angeschlossen (es gibt ja kaum Nervigeres als sich durch dicke schlechte Gebrauchsanleitungen kämpfen zu müssen, wenn man einfach nur will, dass es funktioniert); Riesentüten voller gebrauchter Klamotten sortiert - und festgestellt, dass die wohl schon zu lange hier stehen, jedenfalls passen sie schon so gut, dass es höchste Zeit wird, sie in die Schränke wandern zu lassen; bei unserem Lieblingsitaliener essen gewesen; Plätzchen gebacken; und vorher die Weihnachtskiste aus dem Keller hochgeschleppt - anlässlich des anstehenden Schmückens immerhin schon das Chaos im Wohnzimmer aufgeräumt:)
gehört
das Tochterquartett auf einer Adventsfeier, und viele herzerwärmende Proben
gelesen
nicht viel, überhaupt nicht viel, ein paar Seiten nur (deren Inhalt ich umgehend wieder vergessen habe) - jetzt kommen wieder bessere Lesezeiten
begegnet
der Freundin beim Mittagessen: ein Geschenk, mitten in der Woche einfach so bekocht zu werden (während die Kinder in der Mensa ...); der Quartettlehrerin beim gemeinsamen Abendessen; einem Vater eines ehemaligen Schülers - ganz zufällig, ganz wunderbar unterhalten
nachgedacht
warum mir manche "Anfechtungen" in der Schule so viel ausmachen, warum ich nicht längst drüberstehe ...
gefühlt
müde und befriedet, beides
gestaunt
mal wieder: wie groß sie schon ist, die Tochter - beim Backen gibt nun sie die Anweisungen (bis hin zu: "Grapsch mir nicht dazwischen, sonst passt das hier nicht!" - ja, so reden wir hier manchmal miteinander, mit Lächeln und Augenzwinkern, dann wird auch "grapschen" zu einem sehr liebevollen Wort:))
geübt
bei größter Unruhe im Außen innen trotzdem ruhig zu bleiben, und zum Beispiel nicht ungeduldig gegenüber den Kindern zu werden, denen in der Schule, und meinen zu Hause - das ist ja eigentlich immer zu üben, aber eben in manchen Zeiten besonders
gefreut
darüber, wie die Musiklehrerin uns wahrnimmt - manchmal brauche ich einen Spiegel, um meine eigene Wahrnehmung wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen; und über die Gespräche mit der Tochter, als wir vertieft am und im Plätzchenteig hantieren
gelacht
als der Sohn am Ende des großen Backens doch noch dazukommt, um mit den Teigresten sehr - ähm, nun ja: unweihnachtliche Figuren zu formen und sich über diese (und vermutlich auch über meine Blicke) mit kindlich-juchzendem Glucksen amüsiert - da bleibt keine Mutterlache trocken :)
geweint
na jedenfalls Tränen in die Augen gestiegen, weil sich mein zweiter Dienstort (nicht die Schule) mal wieder als sehr fordernd bei gleichzeitiger Ignoranz gegenüber schon bestehenden Belastungen erwies - das wusste ich ja schon, aber so arg? und so konstant? - ich weiß nun nicht mehr, ob ich das auf Dauer so aushalten will
berührt
als ich der Tochter eine Adventsgeschichte vorlese, abends, in ihrem Zimmer, während der Sohn im Nachbarzimmer am Einschlafen (oder Whatsappen?) ist, wie ich denke - und er dann plötzlich in der Tür steht, mit nur einem Wort: "Lauter!"
Ausblick
erste Adventswoche mit zwei Abenden Kindermusik und hoffentlich auch darüber hinaus ein wenig Zeit miteinander
Dankbarkeit
dass es, wenn hier Winterstiefel für die Kinder immer noch nicht gekauft sind, nur an mangelnder Zeit, nicht an fehlendem Geld liegt