Sonntag, 14. Februar 2016

Blogumzug


Aus verschiedenen Gründen hatte ich es lange schon vor, schob es genauso lange vor mir her, bevor ich es dann heute endlich - dank einer sehr lieben Hilfe:) - erfolgreich in die Tat umsetzen konnte. Ab jetzt werde ich auf diesem Blog nicht mehr schreiben, sondern unter

www.fraurebis.wordpress.com

Der gesamte Blog ist umgezogen, alle Posts und Kommentare sind schon drüben, es ist nichts verlorengegangen. Für einige von Euch wird das Kommentieren nun deutlich leichter gehen, für einige auch das Lesen selbst.

Für hier also: Auf Wiedersehen.
Für dort drüben dann: Herzlich Willkommen.

Samstag, 13. Februar 2016

12 von 12 im Februar


Ein Reisetag ist kein Schreibtag. Darum kommt mein 12 von 12 wieder einen Tag zu spät. Und geschummelt ist es auch noch. Wenn ich nämlich noch weitere Stunden versuche, Reisebilder auszusortieren, wird es nie mehr was. Es sind und bleiben diesmal 15. (Von mehreren Dutzend. Das ist doch schon arg ausgewählt.)


Abreisetag.


Diesen Weg werden wir nachher nehmen. Im Moment treten wir noch aus dem Reisetaschenpackdurcheinander unseres Zimmers hinaus und lassen uns die Sonne auf die Nase scheinen. Die Tochter ist sauer, dass sie jetzt - wo das Wetter gut wird, und vor allem, wo sie einen Freund gefunden hat - abreisen soll. Ihren Zorn schleudert sie wohl versehentlich mit dem Frühstücksei zu Boden ...


... jedenfalls berichtet sie tränenüberströmt von dem Malheur, und wir versuchen, noch das Beste herauszuholen. So sieht das dann aus:)


Abschiedsblick aus dem Fenster auf "unsere" Hütte, von dem Tisch, der allabendlich zum Lesen, Schreiben, Spielen und Telefonieren diente.


Die Tochter nimmt ein paar letzte Fotos für die Freundin mit ...


... bevor wir abfahren. Immer höher, an all unseren Skibergen vorbei ...


... über den Pass ...


... mit einem Blick zurück.


Hinab vom Pass ins Tal, zunächst mit einem Boxenstopp, weil dem Kind schlecht geworden ist. Das kennen wir ebenso wie die zahlreichen Bars am Wegesrand, in denen man den entleerten Magen wieder füllen kann. Hier mit Plüschvorhang, heißem Apfelsaft, Toast und Kaffee für uns - und einem anschließend nicht mehr grün im Gesicht aussehenden Kind.


Irgendwann ist das Autobahntal in Sicht, ringsum wirkt es frühlingshaft, nur die Berge in der Ferne zeigen noch Winter an.


Wir fahren zunächst ein kleines Stück südwärts, um ...


... in einer Cantina Wein zu kaufen. Soviel in den Kofferraum eben hineinpasst.


Vor der Cantina scheint die Frühlingssonne, lebt ein Springbrunnen, lässt sich die Zeit vergessen.


Und dann ist wirklich Heimreise. Vorbei am Schlern, mit Erinnerungen an meine erste Italienreise 1991. Und die Tochter weiß zu berichten, dass sie in der Nähe dieser Wasserrohre doch mal gekotzt hätte. Danke, nein, für heute haben wir genug, sage ich.


Es wird allmählich dunkel. Das erkennt man auf diesem Bild nicht. Nur daran, dass die vielen Wegfotos, die ich am Nachmittag noch mache - Brennerpass, Innsbruck, Fernpass, Allgäu .. - alle leicht unscharf sind. Ich bin müde, es wird Zeit nach Hause zu kommen.


Eine größere Pause in Nesselwang, für Mittagabendessen und Wochenendeinkauf, und weil es die reichliche Hälfte der Strecke ist.
Dann folgt nur noch anstrengende dunkle Autobahn. Gegen 9 Uhr kommen wir an.

Andere 12-von-12-Einblicke gibt es hier.

Dienstag, 9. Februar 2016

Ein Weg aus guten Momenten


Schaue ich mich um, schaue ich auf meine derzeitige und die unmittelbar vor mir liegende Wegstrecke, fühle ich mich wie im Morast, wie in holprigem, umwegsamem Gelände, beschwerlich zu gehen, ohne Aussicht auf das jeweils nächste Wegstück, ohne Ahnung, wohin der nächste Schritt am besten zu setzen sei.
Am liebsten würde ich fliegen, würde schwebend über ein Stück des Weges kommen, oder es wenigstens überblicken. Doch das geht nicht, da kann ich noch so sehr mit dem Fuß aufstampfen, ich kann das Beschwerliche nicht aus der Welt schaffen, auf die Schnelle schon gar nicht. Und solange das so ist, hangele ich mich von festem Tritt zu festem Tritt, von Moment zu Moment, genauer: von gutem Moment zu gutem Moment.

Diese Woche in der Ferne etwa, die mir anfangs nur lang und unaushaltbar schien, die ist plötzlich, wenn ich nur genau hinschaue, voller kleiner Jetzt-Momente, an denen ich mich entlanghangeln kann, die mir Halt geben:

Wie an einem nebligen Schneeregentag plötzlich die Sonne durch ein Wolkenloch bricht und helles Weiß unter Himmelsgrau leuchten lässt.

Wie die Tochter vor der großen Skihütte sitzt und ein riesiger Hund vor ihr auf dem Boden liegt, beide ganz versunken - sie im Streicheln, er im Gestreicheltwerden.

Wie ich auf dem vertrauten Weg ins hintere Tal steige und dort plötzlich ganz allein sein darf, mit mir, mit der Schneestille, mit dem Himmel über mir.

Wie wir unseren Freund treffen, den wir vor Jahren genau hier im Ort kennengelernt haben, und mit ihm intensive Gespräche übers Krankwerden, Heilen, Annehmen und Helfen führen.

Wie die Tochter mit ihrem kleinen Freund draußen im Schnee tobt, rotbäckig strahlend hineinkommt und ich kurz denke, sie ist nochmal 4 :)

Wie ich im Wald die Holzstapel entdecke und in den vielen Baumstammgesichtern Geschichten lese.

Wie mich das Telefon immer wieder über 1000 km heimwärts bringt.

Wie ich viele Stunden ruhig da sitze, lesend, schreibend, träumend, suchend.

Wie mir ab und zu wärmende, nährende, geborgenheitsspendende Gedankenfetzen zufliegen.

Wie sich mir immer wieder Nebelbilder zeigen, mit Wegen, Seilbahnen, Straßen und Bergrücken, die in der Unsichtbarkeit verschwinden, aber doch - das weiß ich - dort im scheinbaren Nichts weitergehen, und ich darüber nachsinne, dass das mit unseren Wegen ja möglicherweise ebenso ist.

Aus all diesen Momenten lässt sich doch eine Straße bauen? Oder ein Weg pflastern? Quer durch das unwegsame Gelände aus Sehnsucht, Unsicherheit und Traurigkeit lässt sich doch darauf weitergehen, irgendwie?

Montag, 8. Februar 2016

Von Brücken und Furten


Erst nehme ich sie gar nicht wahr, die Frage auf dem kleinen Blättchen, das hier im Hotel ausgelegt ist. Es geht darum, welcher "Waldtyp" man sei. Wenn man etwa an einen strömenden, tiefen Bach komme, ob man dann
a) viele Kilometer bis zu einer sicheren Brücke laufe,
b) sich einen Übergang aus Steinen quer durch die Strömung lege, auf dem man irgendwie versuche ans andere Ufer zu kommen, oder
c) am selben Ufer bleibe, um sich dort - notgedrungen, oder die Situation akzeptierend - einzurichten.
So etwa übersetze ich mir die italienischen Optionen. Und denke spontan b). Ganz klar b): Ich versuche, mit allen Mitteln, die ich zur Verfügung habe, hier und jetzt auf die andere Seite zu kommen. Ohne leichtsinnig zu werden, vertraue ich doch auch wackligen Steinen. Wenn die Füße nass werden sollten, kann man die Schuhe trocknen. Wenn ich abrutschen sollte, kann ich mich mit den Händen abstützen. Zur Not auf allen Vieren, irgendwie werde ich ans andere Ufer gelangen.
Früher, als wir durch bulgarische und sibirische Berge wanderten, in Gegenden, die außer von uns wohl nur von wenigen Menschen betreten wurden, da kamen wir öfter an urwüchsige Bachübergänge. Auf Brücken durfte man dort nicht hoffen, auf gangbare Furten auch nicht. Daher bauten wir uns unsere eigenen Übergänge. Und es ging immer gut. Immer kamen wir ans andere Ufer. Ein bisschen nass vielleicht, aber das machte nichts.

Heute Nacht dann dieser Traum. Ich muss mit dem Fahrrad durch einen Fluss. Es gibt keine andere Möglichkeit - weder eine Brücke noch eine flache Stelle - als mitten hindurch zu fahren. Die anderen Radler tun das auch, ich treffe und sehe mehrere, und alle kommen wohlbehalten ans andere Ufer.
So mache auch ich mich auf. Zunächst ist es flach, nur die Reifen sind im Wasser. Dann geht es tiefer. Und tiefer. Unerwartet tief plötzlich, das weiß ich noch. Bis mein Fahrrad komplett im Wasser verschwunden ist, nur noch der Lenker herausschaut. Ein Lenker aber reicht um weiterzuschieben, denke ich, und so schiebe ich. Ich habe keine Erinnerung mehr, ob es dabei nass, kalt, strömend, kräftezehrend ist. Ich gehe ganz selbstverständlich weiter, immer auf die andere Seite zu, ohne etwas zu fühlen.
Das nächste Erinnerungsbild zeigt mich am anderen Ufer. Ich habe es geschafft. Einfach so.
Nur: die beiden großen Packtaschen sind in der Strömung abgerissen. Die beiden größten Gepäckstücke mit dem größten Gewicht sind weg. Irgendwie halbherzig mache ich mich noch auf die Suche nach ihnen, gehe nach hinten zum Wehr, suche im Schilf, aber da sind sie nicht. Damit ist es dann gut. Es wird nichts Wesentliches darin gewesen sein, denke ich.

Aha, möchte ich sagen. Dort ist ja alles gesagt, in diesem Traum. Ein Kinderspiel, ihn mir zu übersetzen.
Ich muss nur mein Fahrrad mutig durch eine Furt schieben, oder aber Steine legen, um auf die andere Seite zu gelangen. Das Vertrauen aus dem Traum und von meinen Bergbachwegen mitnehmen. Losgehen und hinüberlaufen. Bis ich drüben bin.

Ach, wenn es so einfach wäre ...

Sonntag, 7. Februar 2016

Über die Geduld


Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und 
dann gebären...

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.

Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit...

Man muss Geduld haben
mt dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher,
die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich, 
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.

(aus einem Brief von Rainer Maria Rilke "an einen jungen Dichter¨)

Freitag, 5. Februar 2016

im Januar


(Ich gebe es auf, ich richte mich damit ein, und das ist wahrscheinlich sogar gut. Nämlich dass es mir in diesem Leben, na: in diesem Blog jedenfalls, wohl nicht mehr gelingen wird, pünktlich zu sein. Nicht bei selbstverursachten Terminierungen wie etwa dem Wunsch(?), genau zu Monatswechsel zu schreiben. Nicht bei Anlässen, die dringlich schreibendes Reagieren nahelegten und mich damit in langandauerndes innertextliches Verharren ohne Finale (=Textprodukt) werfen. Nicht bei der Aufarbeitung von Vergangenheiten irgendwo zwischen Radreisen und Familiensachen.
Jedenfalls: Ich gebe es auf. Die nächste Stufe wäre jetzt, die entschuldigende Vorrede auch noch wegzulassen. Für heute setze ich sie erstmal ganz klein. In der Hoffnung, dass Menschen mit schwerlesenden Augen genug technische Hilfsmittel beherrschen, um sich die Schriftgröße altersgerecht:) hinauszuzoomen.)

den Monat und das Jahr mit ein paar kranken Tagen, Schlappgefühl und Halsweh begonnen, die noch aus dem alten Jahr herüberragten; trotzdem aber war mir im Innern heil und hell zumute - an den Kranktagen und danach, den Monat hindurch und darüber hinaus, immer heiler, immer heller, ja ...
*
Schule und Arbeits langsam angehen können, weil wir zunächst einen Drittelmonat Schulferien hatten, dann aber umso heftiger starten mussten:
mit 120 Klassenarbeiten, Korrekturen, mündlichen Noten und Zeugnissen,
mit Konferenzen am laufenden Band,
mit einem fast doppelten Klassenlehrerjob, da mein Coklassenlehrer ausfiel,
dabei mit viel Unterstützung durch meine Chefs, immerhin,
und mit einem Neustart am anderen Dienstort (der meine Für-mich-Zeitfenster wieder kleiner werden lässt, ich muss zusehen, trotzdem in der Ruhe zu bleiben)
*
irgendwann hatte der Korrektur- und Notenmarathon ein Ende, und ich verbrachte das letzte Wochenende des Monats auf einem einsamen Gehöft mit zwei (wenn auch leider nicht drei) wunderbaren Menschen, in Innen- und Außenfeuerherzensgespräche eingewoben
*
und Musik gab es - wie immer in unserem Hause, wie immer in diesem Monat zumal: beide Kinder spielten wieder bei Jugend musiziert,
und ich hatte erstmals den Eindruck, dass ich mich emotional nicht mehr so stark hineinhänge, nicht mehr fürs Üben so sehr verantwortlich fühle - ein sehr gutes, befreiendes Gefühl,
umso besser (! - ja, doch: das könnte so stimmen) gelang beiden ihr Vorspiel; der Sohn darf jetzt noch weiterüben, da es eine Runde weitergeht
*
Was noch?
Ach, ich könnte, wenn ich's denn hier erzählen würde (was ich aber nicht tue), noch einen Roman anfügen. In dem spielen Telefone, Briefpapiere, Krankenhäuser, Zahnärzte, Fotoapparate, Kopfhörer und weitere marginale Alltagsgegenstände wichtige Rollen. Die Hauptrollen aber ... ach, ich wollte ja nicht erzählen. Deswegen bleibt hier nur stehen: Die Hauptrollen spielen drei Pünktchen, noch unausgefüllt.