Donnerstag, 25. November 2010

schneebedeckt

Große weiße Flocken vor dem Fenster.
Die Dächer, die Blätter, die Zweige, die Wege unter einer weißen Decke.
Wie man das vergessen kann, im Laufe eines langen Jahres ...

Ich stehe staunend am Fenster.
Worte finden sich keine, Bilder lassen sich nicht aufnehmen. Zu wenig sind mir Stimme und Auge derzeit Instrument des Sagens, des Werdens.
Aber mich umfängt Besänftigung. Das schneebedeckte Sein vor dem Fenster führt mich in Ruhe und Frieden zurück. Unter einer weißen Decke ist verborgen das Alte und das Neue gleichermaßen ...

Sonntag, 21. November 2010

Nur eine Rose als Stütze

Ich richte mir ein Zimmer ein in der Luft
unter den Akrobaten und Vögeln:
mein Bett auf dem Trapez des Gefühls
wie ein Nest im Wind
auf der äußersten Spitze des Zweigs.

Ich kaufe mir eine Decke aus der zartesten Wolle
der sanftgescheitelten Schafe die
im Mondlicht
wie schimmernde Wolken
über die feste Erde ziehen.

Ich schließe die Augen und hülle mich ein
in das Vlies der verläßlichen Tiere.
Ich will den Sand unter den kleinen Hufen spüren
und das Klicken des Riegels hören,
der die Stalltür am Abend schließt.

Aber ich liege in Vogelfedern, hoch ins Leere gewiegt.
Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein.
Meine Hand
greift nach einem Halt und findet
nur eine Rose als Stütze.



(Hilde Domin)

Montag, 15. November 2010

Ich suche nicht - ich finde.

Suchen ist, wenn man von alten Dingen ausgeht
und im Neuen das bereits bekannte wiederfindet.
Finden ist etwas völlig Neues,
neu auch in der Bewegung.
Alle Wege sind offen, und was gefunden wird,
ist unbekannt.
Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer.

Die Ungewissheit solcher Wagnisse
können nur jene auf sich nehmen,
die im Ungeborgenen
sich geborgen wissen,
die in die Ungewissheit,
in die Führerlosigkeit geführt werden,
die sich im Dunkeln
einem unsichtbaren Stern überlassen,
die sich vom Ziel ziehen lassen
und nicht menschlich beschränkt
und eingeengt das Ziel bestimmen.

Das Offensein für jede neue Erkenntnis,
für jedes neue Erlebnis
im Außen und Innen,
das ist das Wesenhafte des modernen Menschen,
der in aller Angst des Loslassens
noch die Gnade des Gehaltenseins
im Offenbarwerden
neuer Möglichkeiten zulässt.

(Pablo Picasso)

(Mir heute zugeflogen in das Schweigen hinein. Danke, dass Ihr hier auf mich wartet.)

Dienstag, 9. November 2010

Losgegangen ...

... bin ich vorhin, schon spät in der Nacht, aus meinem Haus, aus meinem Gehäuse. Hinaus auf die Felder, die dunklen, nachthimmelbedeckten, unsichtbarfeuchten Felder.

Es war eisregenkalt, und ich habe nicht gefroren.
Es war unwegsam, und ich habe den Weg gefunden.
Es war dunkel, und ich hatte keine Angst.



Dort saß ich, am weitesten Punkt meiner Nachtreise. Schaute auf den Weg, der mich hierher geführt hatte. Und auf den Weg, der mich von hier wieder wegführen würde.



Diese besuchte ich, diese ungleichen Freunde - oder sind sie zwei Seiten ein und desselben? Es zog mich zu ihnen, zu ihrem nahen Beieinander von Kargheit und Fülle, von Kraft und Schwäche. Lehnte mich an sie an, an beide, zu lauschen und zu tasten und zu riechen und einzuatmen, was sie mir mit auf den Weg geben können. Ich nahm es mit.

Nun bin ich wieder daheim. Gestärkt. Wirklich daheim.

Samstag, 6. November 2010

Mitte

Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dorf treffen wir uns.
(Rumi)

Montag, 1. November 2010

Planänderung: auch gut

Da die Tochter morgens blass und matt einen kleinen Infekt zwischen Spuckschüssel, Kuschelbett im Wohnzimmer und Vorlesearmen des Bruders auskurieren muss, können wir nicht wie geplant ins Landesmuseum - neuerdings neudeutsch Technoseum genannt - fahren.
Macht nix, der Strahlesonnenschein ist ohnehin kein Museumswetter. Und zwischendurch ziehen wir uns zu einer Bilder-Erinnerungsreise an den Laptop zurück. "Fahren" ins Deutsche Museum zurück - auf der Tschechien-Heimfahrt nämlich waren wir zwei Tage in München. Die wir fast nur in den Museumshallen verbrachten:


Beim Papierschöpfen ...







... und in der Geschichte des Buchdrucks:






Dem Glasbläser zuschauen ...



... und andere Drehungen selbst probieren:






Alte Autos und sonstige Gefährte anschauen ...








... und wieder einmal erstaunt sein, wie "klein" die Welt heutzutage geworden ist. Auf dieser Netzkarte aus den Anfängen des Eisenbahnverkehrs abzulesen: Frankfurt - Mannheim: 3h15min!




Erinnerungen kommen hoch: Richtung Erkner, zwei vor der Endstation aussteigen - da wohnte er, mein (fast) erster Freund.


Und ja, so sah es aus, damals in der S-Bahn. (Und es roch auch noch so!!!)



Diese hatten wir auch: erst den einen, dann den anderen :)





Wir fliegen ein wenig in der Geschichte herum ...






... und die Kinder probieren es auch selbst:



Eine Sonnenansicht leuchtet ...



... und das Universum fliegt als Film vorbei:











Die Tochter versucht das Geheimnis Schwarzer Löcher zu ergründen ...



... und die Mutter die Krümmung des Universums aufs Bild zu bannen :)



So war das auf unserer Museumsreise, der heutigen, virtuellen. Vielleicht klappt das mit der echten nach Mannheim morgen oder übermorgen ...

Kaum zu glauben

Heute, bis eben:
Auf der Terrasse gesessen - gelesen - gewärmt worden. Ohne Pullover, ohne Jacke, ohne warme Socken.
In hellster Sonne - rote Blutbuche, gelbe Trompetenwinde, grüner Maulbeerbaum. Blätterleuchten und Spinnwebenreflexionen.
So warme Sonne auf der Haut - im November!