Donnerstag, 31. Dezember 2015

im Dezember


weniger als üblicherweise in diesem Monat gearbeitet - nur wenige Korrekturen, nur eine Fortbildung, wenig Extras, weil gerade Pause am zweiten Dienstort ist, aber trotzdem in einem großen Erschöpfungsgefühl gelebt
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wie schon vor einem Jahr: ein dienstliches Nein ausgesprochen, auf das ich - wegen seiner Unmissverständlichkeit - ein bisschen stolz bin:)
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die derzeitige Anspannung auch dadurch gespürt, dass die Erkältungskäfer sich mit keinem Beinchen in die Schulzeit wagten, mich aber sofort zu Ferienbeginn an den Weihnachtstagen und darüber hinaus flachlegten
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diesen kleinen Infekt, der bald vergehen wird, nehme ich aber gern, wenn ich an die schweren Erkrankungen hier im nahen und fernen Umfeld denke, von denen ich in diesen Wochen erfahren habe
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umso mehr wird einem dann wieder bewusst, wie wichtig es ist, die Zeit mit uns selbst und mit nahen Menschen zu nutzen - der Monat hatte viel davon: Freundesbesuche, Treffen auf Konzerten, Verabredungen zum Glühweintrinken, Lebkuchenhausbauen, Spielabende, gemeinsame Lese-, Bau- und Puzzlesessions ...
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Musiktermine waren es etwas weniger als sonst, der Kalender zeigt - kaum zu glauben - nur fünf Vorspiele und Kinderkonzerte;
auch die Jugend-musiziert-Vorbereitungen, die immer in diese Monate fallen, laufen - wegen leichterer Programme - weniger intensiv und fordernd als sonst, was uns allen gut tut;
emotional bewegend dafür Überlegungen, Gespräche, Entscheidung und Vorspiel wegen des lang überfälligen Klavierlehrerwechsel des Sohnes - der ist nun also in die Wege geleitet und führt hier allseits zu einem weinenden und einem lachenden Auge
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erste Male:
wegen leerer Batterie mit dem Auto auf dem Supermarktparkplatz hängen geblieben und abschleppen lassen müssen
das allererste minikleine Tochtercello verkauft, mit ziehendem Herzen (jetzt haben wir immer noch eins zu viel, aber das wird nicht mehr so weh tun)
einen Asylarbeitskreis mitgegründet
anonym etwas zu Weihnachten verschenkt

Sonntag, 13. Dezember 2015

still und leise


"Und wenn wir ihr einen Regenbogenstern basteln?"
Es ist Tochters Idee. Es war ja auch ihre Lieblingslehrerin an der Grundschule. Deren kleines Kind, so haben wir es gestern erfahren, kaum je wieder gesund wird, ja möglicherweise nicht weiterleben darf.
Wir können gar nicht erahnen, wie das ist, wenn man plötzlich so schwer krank ist. Wie das für die Mama sein muss. Und für den Papa. Darüber sprechen wir mit der Tochter, während wir schneiden und falten und kleben. Und überlegen, wie wir diesen riesigen Stern morgen in den Briefkasten hineinbekommen. Nein, das wird nicht gehen. Wir haben es mit der Größe zu gut gemeint. Wir werden also an der Tür klingeln. Gut so.
In Gedanken schicken wir ihn schon heute auf die Reise, den bunten Stern zur kleinen R. und ihren Eltern. Wir denken an Euch und lassen unsere Kerzen für euch brennen.

Dass ich vorher auf dem Weihnachtsmarkt zufällig noch jene Frau getroffen hatte, welche ich als einzige im Dorf einzuweihen wage bei dem anonymen Geschenk, das ich der krebsschicksalsgeplagten Familie aus unserer Schulgemeinde machen möchte (und die ich nun als Überbringerin "nutze"), dass sich meine langgehegte Idee also doch in die Tat umsetzen lässt,

und dass unser kleines Dorf jetzt, da sich der Bau des Containerwohngebiets auf unbestimmte Zeit verschiebt und so schnell wohl niemand hierherziehen kann, ganz schnell einen "Balkan-Konvoi" auf die Beine stellt und durch einen Stand am Weihnachtsmarkt so viel zu organisieren schafft, dass die Autos und Helfer noch in den nächsten Tagen auf die Reise gehen können,

und dass sich da zwischen Glühwein- und Glitzerdekoständen plötzlich eine unserer 5. Klassen hinstellt, mein Musikkollege ein Klavier herbeischleppt, und die Kinder anfangen zu singen, vom weiten Himmel in und über uns, mit so großen Augen, so ehrlich, so wahrhaftig, diese kleinen 10jährigen, und dabei jedes Kind so anders vertieft in die Musik ist,

das alles klingt mir wie eine Antwort auf den gestrigen Tag.
Vielleicht muss man sich nur weit genug öffnen.
Leise Antworten lassen sich in der lauten Welt sonst nicht vernehmen.

12 von 12 im Dezember


So. Jetzt probiere ich auch mal dieses 12 von 12 aus. Am 12. eines Monats 12 Bilder von seinem Tag zeigen, ein wenig dazu erzählen (oder bei mir: ein bisschen mehr). Bevor der Blog hier ganz verwaist. Es ist Samstag, da kann ich mich nicht mit Schule herausreden. Mit Überfülle vielleicht, doch diese braucht heute ohnehin ein Ventil. Also ...


Um halb sieben kommt die Tochter mit einem Buch für sich und einem Kaffee für mich in mein Bett gekrochen: ¨Komm, wir lesen¨. Wie soll ich da nein sagen? Auch wenn mich dieses völlig unadventliche Buch auf jeder Seite grausen lässt - wir haben zwei kuschelige Stunden.



Dann ist sie mit ihrem Buch durch, und ich bin gerade auf Seite 23. Vermutlich habe ich die Hälfte der Lesezeit verschlafen.

Ich döse noch ein bisschen. Wie immer ist plötzlich der Orchestertermin in bedrohliche Nähe gerückt, und wie immer konnte das Kind sein Cello natürlich nichts abends schon einpacken. Ohne Aufbruchshektik wäre kein richtiger Samstagmorgen.



Als sie weg ist, kann ich in Ruhe frühstücken. Allein:)



(Mensch, bei diesen Alltagsbildern kommt ja so manches ans Licht. Hier zum Beispiel, dass bei uns kein sortiert sortenreines Geschirr im Schrank und auf dem Tisch zu stehen pflegt. - Ich winke hier mal in bestimmte Richtungen, von denen ich weiß, dass dort auch nicht alle Tassen im Schrank gleichartige sind:))

Für den Sohn wird es nun auch Zeit, aus dem Bett zu finden. Er muss erst eine Stunde später beim Orchester sein und hat das Pech, allein mit der S-Bahn fahren zu sollen. Rabenmutter ich. Aber das Kind ist so findig wie lauffaul, greift zum Telefonbuch (-buch!) und telefoniert das halbe Dorf durch, bis er Orchestermitspielereltern gefunden hat, die ihn mit dem Auto mitnehmen. (In der Zeit wäre er dreimal zur S-Bahn gelaufen:))

Weil ich weder das Telefonbuch noch seinen Galopp zur Mitfahrerfamilie fotografieren darf, schweife ich mit Blick und Kameraauge kurz durch den Garten. Was mich jedes Jahr aufs Neue verblüfft: Der Maulbeerbaum hat noch letzte Blätter. Nicht zu glauben.



Während darunter auf der Terrasse schon unser kleiner Weihnachtsbaum liegt, im Wald neben dem Dörfchen selbst geschlagen.



Ha. Durchatmen, Ruhe im Haus.
Küche aufräumen (ohne Bilder, das ist wohl besser so:)) und Wäsche.



Zum Sitzen-Träumen-Dösen will es nicht mehr kommen, ich muss die Kinder von der Probe abholen. Wir sind bei Freunden zu Kartoffelsuppe und Dampfnudeln eingeladen.



Lange hatten wir uns nicht gesehen, unser Gespräch beginnt als schnelles Erzählpingpong - Eure und unsre Reisen?, was macht die Schule?, wie ging denn die Geschichte damals weiter? - und führt bald mitten hinein. Dass ringsum gerade so viel Tragisches geschieht, dass Menschen, Kinder!, auf ihr Lebensende zugehen, in ihrer Straße, in unserer Straße, in unseren Familien, in unserer Schule. So viel, so unfassbar, so grausam. Wie eine Welle.
Und durchs Treppenhaus toben unsere 5 Kinder, die gesunden. Aber das hatte die Familie am Ende unserer Straße bis letzte Woche auch gedacht.
Mal wieder mit der Nase darauf gestoßen, setze ich meine Schritte für den Rest des Tages sehr verlangsamt.

Fast surreal der Anruf einer Freundin, welche für ihre Tochter telefonische Matheseelsorge sucht. Was mich sonst sehr erbost - dieses "wir haben da folgende Hausaufgabe": wir! - das lässt mich heute nur lächeln. Ich breite bereitwillig auf dem Sofa aus, was ich für die Mathefragen brauche. Es ist schnell erklärt.



Wie dankbar wir sein können, über Schulprobleme sprechen zu dürfen. Ein arg- und sorgloses Kinderleben hier bei uns.

Wie jeden Tag in diesen Wochen kommen meine Kinder irgendwann an, um die Mathe-im-Advent-Aufgaben zu lösen. Manchmal finden sie die Antwort auf den ersten Blick.



Heute brauchen beide einen Ausdruck und die Tochter etwa 30 Schmierzettel, um in diversen Hilfstabellen herauszufinden, ob der Wichtel das Schlittschuhrennen hat gewinnen können. Ich glaube, die Antwort heißt ja. Aber das darf ich hier so öffentlich gar nicht verraten:)

Ich selbst hatte für heute noch Schreibtischaktivitäten auf dem Plan. Der vollgepfropfte Januar nähert sich, ich wollte vieles schon vorgearbeitet haben. Vor dem Vorarbeiten jedoch steht Nacharbeiten an: die tausend Papierstapel des vergangenen Schuljahres sind noch immer nicht aufgeräumt. Sie liegen seit einem halben Jahr unterm Schreibtisch und harren der Zeitfenster, die ich für sie übrig habe.
Heute investiere ich immerhin so viel, dass am Ende großzügig ausgemistet und vorsortiert ist. Morgen (hoffentlich) sollten dann diese winzigkleinen Stapelchen von links in die dicken Ordner von rechts wandern. Soweit meine Sonntagspläne.



(Der dicke Umschlag rechts oben liegt übrigens hier völlig falsch. Der ist weder alt noch wegzusortieren. Das sind die Reiseunterlagen für unsere 4-Klassen-Berlinreise im Juli, frisch per Post eingetroffen. Vorfreudeerzeugend.)

Als sie eigentlich schlafen soll, bekommt die Tochter plötzlich Lust auf Weiterpuzzeln. Nein, es ist Bettgehvermeidungstaktik, vermutlich. Egal, sie liebt unsere gemeinsamen Puzzlesessions, und ich liebe sie. (Also die Sessions. Die Tochter ja sowieso.)



Und als sie dann doch irgendwann im Bett liegt, ist auch mir danach. Der Tag war voll. Das Altmann-Buch brauche ich heute nicht noch einmal. Ein anderes will mich nicht mehr erreichen. Ich sitze einfach nur noch mit meinen Kerzen da.

Genug Menschen, die sie brauchen, gibt es ringsum ja.




Freitag, 4. Dezember 2015

im November


den Monat mit einer Münchenreise begonnen, von dort in leuchtenden Herbstfarben und fast sommerartiger Wärme nach Hause geradelt;
es war gut, in jenen Tagen Kraft getankt zu haben für den ganzen Monat, denn für weitere Reisen und Unternehmungen (auch innere) fand sich kaum Raum;
nur ein Termin durfte nicht ausfallen: Plätzchenbacken mit der Adventsbackfreundin - wir sind mit dieser Tradition jetzt im 12. Jahr, und es ist besonders berührend, dass auch ihre Abiturientintochter und mein Achtklässlersohn immer noch großen Wert darauf legen dabei zu sein
***
in der Schule weiter in meine reduzierte Stundenzahl hineingefunden - das Ziel wäre: mir ein reduziertes Arbeits- und Lebenstempo so zu eigen machen, dass ich gar nicht mehr anders kann;
und doch war da natürlich bergeweise Arbeit:
Korrekturstapel (in welchem Monat wäre das nicht so?) mit vielen Rückmeldegesprächen
Konferenzen und Steuergruppensitzungen
ein Pädagogischer Tag
Begleitung von Schülern zu einem Mathematikwettbewerb
eine Fortbildung in Tübingen (so ganztägig leider, dass ich kein einziges Eckchen meiner Erinnerung wiedergesehen habe)
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von den Kindern wie immer gut beschäftigt gewesen:
immer noch der Tochter bei der Schulalltagseingewöhnung geholfen (aber sie kommt in die selbstständigen Gänge, da scheint sich gerade ein Schalter umzulegen)
vom Sohn beschenkt worden mit mehreren Elternabenden, mit einem einwöchigen Austauschpartner (dessen "Bespaßung" sicher nicht zu meinen Lieblingsmuttertätigkeiten gehörte) und mit endlosem Formularkram wegen einer bevorstehenden Südafrikakonzertreise
***
in den wenigen Zeitfenstern wie immer viel zu wenig gelesen, geschrieben, fotografiert etc.,
dafür mehr geschlafen und geträumt, einfach nur dagesessen, und, wie ich in diesen Tagen merke, einiges Inneres nach oben kommen lassen - gut dafür wieder Raum zu haben, auch wenn ich mich gerade mit Händen und Füßen wehre und natürlich, es wäre so bequem, ausweichen möchte


Montag, 23. November 2015

Herbstgereist: München - Augsburg


Wieder einmal hat sich heute bei meiner ewigen Zerrissenheit einer Lehrermutter - zwischen Korrekturen und Haushalt - ein lachendes Drittes gefreut. Statt mich dem einen oder dem anderen, oder aber dem einen und dem anderen zu widmen, versank ich in Urlaubsfotos. Die Pflichten liegen also brach, dafür ist die Seele gewärmt. Wie ich dann morgen etwas schneller arbeiten werde, werde ich morgen sehen. Jetzt ist inneres Beseeltsein. Schaut.



Noch steht es auf dem Dach, das Radl. Das Auto dahinter steht zufällig - was man halt so Zufall nennt - da und spricht schonmal Bände. Noch bevor ich gestartet bin.



Ein Morgenbild vom Aufbruchstag. Grässlichsten Berufsverkehr hatte ich erwartet, ruhiges Stadtauswärtstreideln finde ich. Ein *räusper* No-name-Kanal (ich bin stadtplanlos unterwegs) ...



... mit Blick auf Schloss Nymphenburg.



Welches radfahrerfreie Zonen bereithält, was von mir - obwohl mittwochsmorgens sicherlich kein einziger Spaziergänger aufgescheucht worden wäre - sehr deutschdiszipliniert beachtet wird. Ich fahre außenherum, bekomme dadurch noch ein paar mehr Münchener Vororte zu Gesicht als geplant und ...



... finde mich irgendwann am Schloss Blutenburg wieder. Doch, das heißt so. Und ist überhaupt kein bisschen grausam. (Ich hatte noch ein idyllisches Foto mit Schlossteich und Entchen, alle lebendig. Doch die Tochter fand dies zu langweilig; daher hat es das Bild nicht in die Endauswahl geschafft.)
Jedenfalls: Großstadt kann entspannt sein, das lerne ich hier gerade.



So entspannt, dass sogar die Schilder schief stehen. Wirklich. Denn ich habe in der neuen Kamera eine Wasserwaage im Sucher, die hätte mich bei Schräglage angepiept.



Weil mich Fürstenfeldbruck nicht zum Verweilen einlädt (man verzeihe mir, sollte ich kuschelige Plätze überradelt haben), finde ich mich schon lang vor Mittag bei 40 Kilometern und an einem kleinen Baggersee wieder. Bei Puch, glaube ich. (Ich sollte anfangen, Straßenschilder und Wegweiser zu fotografieren. Schlechtgedächtniskompensierend.)



Mit meiner Lieblingsfarbkombination des heutigen Tages - blau-orange - ...



... und Wasserspiegeleffekten. (Wo is`n hier Wasser, hä?)



Das Land, das ruhige, wellige, herbstlichtwarme Land ...



... mit seinen kleinen Ortschaften ...



... und der Bergkette in der Ferne.
(Nun oute ich mich als geografische Ignorantin: Was sind das für Berge??? Sie lagen auf der Strecke München-Augsburg etwa den ganzen Tag lang links hinten in der Ferne.Das müsste doch schon etwas mit den Alpen zu tun haben?)



Ich genieße das herbstruhige Dahintreiben. Alles scheint auf dem Weg zum Winterschlaf, wenn nicht schon in ihm angekommen.
Die Kehrseite: der Hunger nagt in mir, und keine Einkehrmöglichkeit kommt des Wegs. Erst kurz vor Augsburg an einem Stausee, dessen Namen ich schon wieder nicht weiß. Ich bin auf Nahrung in fester und flüssiger Form fixiert und kann mich um solche Nebensächlichkeiten jetzt nicht kümmern. Jedenfalls: dieser "Brotzeit-Point" (oder wie der hieß) bewahrt mich vor einer Hungerohnmacht, ganz sicher.



Und liegt zudem mit Blick auf einen See, ...



... einen herbstlich ausgestorbenen.



Wenige Kilometer sind es noch, immer am Lech entlang, bis in die Stadt. Es wird schon düster.



Erst in Augsburg wagt sich ein Abendlicht hervor.



Und was für eines!



(Ich kann diese Farbenbilder nicht lassen.)



Weil der Freund, bei dem ich übernachten werde, noch ordentlich arbeiten ist, streife ich durch die Stadt, fotografiere schiefe Türme (die nur auf der Kamera so wirken - was bauen die die Plätze rund um die Türme aber auch so eng!) ...



... und setze mich ins Straßencafè zu Heiß- und Kaltgetränken.
(Wir schreiben den 4. November, es ist gegen 17.30. Man benötigt keine Heizstrahler, keine Decke. Nur einen Kalender, in dem man sich diesen Tag notieren sollte.)


Übrigens: Damals schrieb ich hier von diesem Tag.

Herbstgereist: Münchner Bäume


(Weil ich sie immer wieder selbst anschaue, als wärmende Ergänzung zu dem Fastschneetreiben vor dem Fenster. Und als Kontrast zu den technischen Details des letzten Posts.)
































Sonntag, 22. November 2015

Herbstgereist: Deutsches Museum


Wie schon häufiger ist der Auslöser unserer Münchenreise das Deutsche Museum. Beim letzten Mal war die Tochter noch sehr klein, so dass sie diesmal natürlich mit ganz anderen Augen schauen kann.
Dafür ist - nach eigener Aussage - der Sohn jetzt fast schon zu groß. Nach 1,5 Stunden behauptet er, durch das ganze Museum durch zu sein und alles gesehen zu haben. Möglicherweise geziemt es sich für einen 14jährigen einfach nicht, sich für die gleichen Dinge zu interessieren wie die ach so kleine Schwester.
(Den Rest des Tages allerdings bleibt er doch - ich beobachte es heimlich aus dem Augenwinkel:) - immer wieder interessiert und fasziniert vor allen möglichen Exponaten stehen. Und als im Museumsshop letztlich noch ein Zauberwürfel für ihn herausspringt - wie eigentlich konnte es geschehen, dass meinem Kind dieses essentielle Spielzeug bisher vorenthalten geblieben war? - tut er fast schon versöhnt.)

Ein paar kleine Blicke in unseren Museumstag, beginnend mit der morgendlichen Anfahrt.


 Ich liebe Orange und klare Linien! (In diese U-Bahn-Station könnt ich also einziehen:))


 Vorfreudemachschild, noch in der U-Bahn-Station ...


...  und ein Wiedererkennensblick.


Wie immer stolpern wir zunächst in die Hochspannungsabteilung, zumal dort gerade Vorführung ist. Wie immer aber erschrecken sich die Kinder (beide!) vor den lauten Geräuschen, halten sich die Ohren zu und flehen völlig verängstigt aus der letzten Ecke des Saales, ob wir nicht gehen könnten. Ok, nächster Versuch dann in 5 Jahren. Oder wir geben es in Zukunft auf. Kann man doch gleich neben dem Saal auf einem Monitor ein Filmchen der gesamten Vorführung sehen.


Wie immer auch kreisen wir danach ein Weilchen durch den Flugzeugsaal.
Sehe ich da oben ein Gesicht? Jedenfalls einen wunderbar assoziationsauslösenden Namen.


Und Blumen. Ja, Blumen hat man mir aufgestellt. Sehr passend. Habe ich doch just zum Museumsbesuch Geburtstag.


Trotz fortgeschrittener Reife und Lebenserfahrung habe ich mich noch immer nicht zu einer passablen alte-Litfasssäulen-Fotografin entwickelt. Fuß und  Deckel abgeschnitten, Hintergrund störend, schief, unscharf, naja.


 Dann schauen wir Farben.


 Und die Welt der Mechanik.





Probieren aus, was wir zum Strahlen bringen können.
(Mal abgesehen davon, dass die Tochter sowieso immer strahlt:))


Betrachten alte Zeichengeräte. Wahnsinn, ich bin jedes Mal sehr beeindruckt, wie durch mechanische Konstruktionen Probleme gelöst werden konnten, schon lange bevor die digitale Rechentechnik in die Welt Einzug gehalten hat.
Die obere Erklärung - ein Proportionalzirkel - ist noch leicht zu verstehen. Bei dem unteren Gerät zum Integrieren steige ich aus. Vermutlich müsste man ein weiteres Semester Mathematikstudium anhängen, um hier einen Durchblick zu erlangen. Wie gesagt: ich bin tief beeindruckt





Wir sehen Computer, die so aussehen, wie Computer in Museen nunmal auszusehen haben.


Gleich daneben das Innere eines (relativ gegenwärtigen, meine ich mich zu erinnern) Chips ausgebreitet: in starker Vergrößerung. Der rote Balken etwa entspricht einem Millimeter. (Hier übrigens ertappe ich den Sohn bei einem Staunansatz.)





Und noch weiter ins Innere geschaut, in ein wesentliches Material, das zur Chipherstellung benötigt wird: ein Siliziumdioxidkristall, glaube ich. (Fachliche Fehler dürft Ihr behalten. Die Grundidee sollte stimmen.)


Kurz vor dem Umfallen (wir sind jetzt etwa 7 Stunden im Museum!) schleppe ich die Familie noch in die kleine Mathematikabteilung. Schließlich habe ich heute Geburtstag, und keiner darf sich wehren:)
Die Ästhetik von Flächen, jeweils aus einer einzigen Gleichung entstanden. Auch hier bei mir mehr Faszination als wirkliches Verstehen.





Immerhin: die Kinder leben trotz Erschöpfung noch einmal auf. Wenn auch nur durch eine Computeranimation.



Weitere hundert Fotos auf der Kamera, weitere tausend nichtfotografierte Blicke, weitere zehntausend nichtangeschaute Exponate bleiben für heute unsichtbar.
Wärmste Empfehlung also: Deutsches Museum München. Mit oder ohne Kinder. Mit viel Zeit aber in jedem Falle.