Montag, 30. Juni 2014

Wochenrückblick 26/14


Wetter
zu sehr Sommer, um es in den Klassenzimmern noch behaglich zu finden (und das ist noch ein sehr gemäßigter Beginn unserer Schuljahresend-Hitzeschlacht, bei der wir uns alljährlich fragen, warum wir unsere Sommerferien eigentlich immer erst im Herbst haben) ... und doch zu wenig Sommer, um am Kirchberg abends ohne Jacken zu sitzen; seit gestern herrlicher Regen, der den Garten beglückt
gemacht
nach Reiserückkehr mit etwas Mühe wieder ins Schulalltagsleben hineingefunden; Wäscheberge über Wäscheberge, mit denen ich auch nach einer Woche noch nicht fertig bin; Kinder kutschiert - war das vor den Ferien auch so viel?; auf einem Empfang in der Musikschule gute Gespräche gehabt; zur Tagung auf dem Kirchberg gewesen; am Freitagabend nach Kinder-Klavier-Cello-Vorspiel das Wochenende in unserem Lieblings-Gasthaus eingeläutet; und dann aufgelebt in diesem sehr ruhigen, fast terminfreien Wochenende (der Sohn so: Haben wir nicht was vergessen?); gelesen, Klavier gespielt, geschrieben, Fotos angeschaut (und die Klausuren bis Sonntagvormittag liegengelassen - erstmals seit Wochen wieder habe ich meine selbst aufgestellte 24-h-Regel eingehalten: einmal pro Wochenende mindestens 24 h am Stück ohne (Erwerbs)Arbeit)
gehört
zwei Kinder-Vorspiele; Fußballtore als Gegröle und Geknalle aus der Ferne; und im Kontrast Blätter, Wind, Vögel und meine Schritte; den Regen vor dem Fenster
gelesen
Bettina Selby: Der Jakobsweg - Mit dem Fahrrad nach Santiago de Compostela
begegnet
vielen anderen Eltern in der Musikschule; einer Herzenskollegin, nachdem diese wochenlang zur Kur war und hart an ihrer Genesung arbeitet; einer besonderen Freundin per Mail und SMS; und in Gedanken - das ist derzeit mein belebtester Begegnungsort - so manchem
gedacht
welch riesige Verantwortung wir gegenüber unseren Kindern haben - das klingt natürlich fast banal und selbstverständlich, hat aber einen konkreten Anlass, der mich gerade sehr aufrüttelt und grübeln lässt, wie dies hier konkret umzusetzen sei
gefühlt
frei und aufatmend, als ich am Kirchberg so allein mit mir meiner Wege ging
gestaunt
beim Klavierspielen: dass nach wochenlanger Pause in wenigen Minuten alles wieder da ist - und ja: wie konnte ich dieses beglückende Gefühl so sehr vergessen?
gekauft
Noten für unser nächstes Chorprojekt: Elias von Mendelssohn (erstaunlich: ich singe seit 25 Jahren regelmäßig und exzessiv, doch dieser war noch nie dabei)
gefreut
ganz ehrlich? dass nur noch fünf Wochen Schule sind (ich weiß, dass man als Lehrer, nachdem man gerade zwei Wochen Pfingstferien hatte, mit solchen Gedanken lieber ganz still ist, aber: ich bin so erschöpft, so ausgelaugt, so abgearbeitet ... ich wage mal, meine Freude offen zuzugeben :))
geärgert
über mich, dass ich ein fertiges Bild im Kopf und mich schon drauf versteift hatte, obwohl doch dann alles ganz anders war und ich mich durch meine Vorurteile selbst gefangen genommen hatte
gelacht
mit den Kollegen im Auto auf der Fahrt
berührt
wie unsere Klavierlehrerin sich uns öffnet, wie wir teilhaben dürfen, während sie ihre Mutter auf dem langen Sterbeweg begleitet
Ausblick
eine schulisch nur mittelvolle Woche mit sogar einem (schul)freien Vormittag, dafür prall gefüllt mit Musikaktivitäten der Kinder (der übliche Schuljahresendwahnsinn)
Dankbarkeit
für all die Musik im Haus, immer wieder - Musik innen wie außen

Sonntag, 29. Juni 2014

dort, hier

"Die haben ja alle keine Zeit mehr, die rasen nur noch vorbei, wollen immer weiter und verpassen dabei alles." - Gesprochen bei einer Begegnung am Wegesrand unserer Radtour, von einem dort wohl oft Sitzenden, über unsere Mitradfahrer, die er täglich an sich vorbeiziehen sieht. --- Ich fühlte und fühle mich ertappt, nicht nur in meiner radfahrenden Lebensweise. Dort fast noch am wenigsten.
Der Satz geht mir nicht aus dem Kopf. Vielleicht kam mir diese Radreise genau deswegen entgegen: diese Worte zu hören. Es war auf einem steilen Wegstück, das wir fast umfahren hätten. Zum Glück sind wir doch eingebogen.
Seither treiben mich diese Worte um, ich suche nach ... ja, nach was, das weiß ich nicht genau. Kein Zufall also, dass ich gerade jetzt in dieses Kloster geführt wurde? An einen Ort, der mir als Geschenk eine Ahnung zukommen ließ, was mir in den letzten Monaten verloren ging, oder wenigstens: sich vor mir verborgen hat.

































Ein Ort, um in die Ferne zu schauen und die Weite wahrzunehmen. Im ruhigen Schritt auf einsamen Wegen unterwegs zu sein. Nachzusinnen über so manches, in Zwiesprache mit mir selbst zu gehen. Aufgewühlt zu werden, und besänftigt gleichermaßen.
Da machte es (fast) nichts, dass ich dort eigentlich zum Tagen war. Ich hatte ja die Fußballzeiten für mich, und die Stunden zwischen Sonnenaufgang und Frühstück.
Es war kurz, aber ich bin noch dort, irgendwie. Während ich hier, wieder in meinem Zimmer, ein Wochenende lang ruhe. Nur dies. Ruhe und atme. (soweit dies eben mit zwei Kindern an der Seite möglich ist)
Mein eigenes Kloster in mir suche ...

Freitag, 27. Juni 2014

Kloster Kirchberg

Unverhofft ein Ort zum Einatmen. Und Ausatmen. Innehalten. Sich beschenken lassen. Das Pulsieren als Echo nur noch halb so mächtig. Plötzlich gewahr werden, was ist. Rauscht eine Sommerwelt, streichelt ein Wind, singt ein Vogel den Ring um die Brust fort. Aus der Ferne tosen Bilder heran – äußere wie innere. Von Festungen, Bergen, Wolken und gleißendem Licht. Worte wehen nach, ich weiß gar nicht mehr welche, höre nur noch ihr Wehen, und ihr Weh. Lauschend sein. Sie tragen etwas mit. Mich vielleicht.
[Ein Schlusswort fehlt. Außer vielleicht: Sei bedankt.]

Freitag, 20. Juni 2014

Unterwegs - Tag 4: Kirchmöser - Potsdam/Berlin

Frühstück mit Seeblick: wow, so schön saßen wir selten --- ebenso verzaubernd die Strecke, anfangs am morgenerwachenden See entlang --- wir fahren wie von selbst bis Brandenburg (Asphalt und Rückenwind fühlen sich an wie bergab, was aber jedenfalls physikalisch – flussaufwärts – ja nicht sein kann) --- dort lassen wir uns Zeit und durch die alte Stadt treiben, es gibt etwas zu essen (wir haben dazu gelernt und nutzen die Gelegenheit) --- und dann plötzlich beginnen wir zu rechnen, dass wir ganz schön treten müssen, wenn wir abends den Zug bekommen wollen, der uns quer durch Berlin zum Opa bringen soll – also treten wir, und treten, und treten – fast ohne Pause oder Päuschen – das macht dann doch müde, bei allem Rückenwind der Welt --- unbedingt möchte ich diesen Havelradweg später mal allein fahren, mit mehr Ruhe, um in der Landschaft zu versinken, die immer wieder, mit so manchem Blick, mit ihren Geräuschen, vor allem aber mit ihren Gerüchen mein Kindheitserleben wach ruft --- heute ist es sehr eilig, der Sohn möchte sogar aus Effizienzgründen den stets in Wassernähe im Grünen führenden Weg durch abkürzende Landstraßenstücke ersetzen: ich verweigere mich vehement, an unserem letzten Reisetag, an dem ich aufatmen möchte --- zum Ende der Strecke werde ich müde, da der Sohn immer schneller tritt (ein Magnet am Ziel?) --- kurze Einkehr-Trink-und-Telefonier-Pause in Werder auf der Insel --- bis Potsdam ein Katzensprung --- Erinnerung: wir treffen auf die Abzweigung, an der wir letztes Jahr zu unserer langen Tour Richtung Heimat aufgebrochen sind: hach (und wir erzählen uns, wie wir uns damals auf dieser Brücke gefühlt haben – so unterschiedlich, so interessant, das auszutauschen) --- plitzplautz (gefühlt) stehen wir vor dem Potsdamer Hauptbahnhof, geworfen ins Getümmel, das ich kaum ertrage, all die Menschenmassen, die Hektik, das Gedränge und Geschubse im Zug, in den wir kaum hineinpassen, gequetscht mit den Rädern mühsam stehen, beim Umsteigen die S-Bahn verpassen – der Sohn spricht aus, was auch ich denke: diese zwei Bahnstunden erschöpfen mehr als der ganze Tag --- kurz vor acht Ankunft Berlin-zu-Hause, und mit etwas zu viel Wucht ist plötzlich der Alltag wieder da. Ich werde von dieser Reise zehren, aber heute erscheint sie mir zunächst unendlich weit weg.

Mittwoch, 18. Juni 2014

Unterwegs - Tag 3: Magdeburg - Kirchmöser

ein so wunderbar wohltuend gefüllter Tag, dass mir fast die Worte fehlen --- wir brechen wieder früh auf, verlassen Magdeburg nach Kaffee am Elbufer und ein paar Kilometern entlang des Flusses --- dort, wo der Elbe-Havel-Kanal den großen Fluss überquert (beeindruckend, diese Trogbrücke mit einer ganzen Wasserstraße darinnen, und die Dimensionen der Schleuse, um den Kanal überhaupt erst mal auf diese Höhe zu bringen), dort verlassen wir den Fluss, um querfeldein letztlich Richtung Berlin zu treiben ---- und das tun wir dann: suchen uns auf der Karte eine Route entlang von Dörfern, die der Luftlinie möglichst nahe kommen, und fragen uns dann von Dorf zu Dorf durch: ob man auf diesem Weg mit dem Fahrrad durchkomme, und wie der Weg beschaffen sei --- wir bekommen so liebevolle, geduldige Insider-Erklärungen und Tipps für Schleichwege, dass man glatt jeden Reiseführer wegwerfen könnte, und wenn man dann noch Vertrauen hat, in die engsten Pfade einzubiegen, weil der Mann das eben so beschrieben hat … dann gerät man an Orte und auf Wege, die man sonst nie betreten hätte und bei denen sogar dem Sohn entfährt, wie schön das hier sei, und dass wir uns jetzt unbedingt mal ans Ufer setzen sollten, auf die fünf Minuten komme es jetzt doch nicht an --- nur einmal verfahren wir uns in einer Baustelle und stehen vor lauter verschlossenen Toren (na, man soll ja auch nicht unter Schranken durchklettern und statt dessen der Erklärung besser zuhören, die nämlich sagte, wo vorher abzubiegen sei), und gelegentlich wird es dann doch die Landstraße, weil wir keine Mountainbikes haben bzw. keinen Platten riskieren wollen --- der Tag mit seinen 90 Kilometern geht ganz unbemerkt vorbei, wir fühlen uns nicht mal besonders ausgelaugt – vielleicht auch, weil wir uns zwischendurch zweimal zu warmem Essen niedergesetzt haben, oder weil wir so viele Wortspiele gespielt haben (das ist für den Sohn die Freude schlechthin, im Moment), oder weil wir morgens gar keinen Vorsatz hatten, wie weit wir kommen wollten und dies spontan entschieden haben, oder weil mich – erste Kiefernwälder – ein Heimatgefühl, eine so liebevoll gefühlte Vertrautheit erfasst hat … wer weiß --- jedenfalls sind wir plötzlich da, in einem (wieder mal – wir sollten es langsam wissen) dienstags-Ruhetag-Dorf, beziehen unser kleines Zimmer, und ich breche nochmal auf – der Sohn will lesen und auf keinen Fall mehr fahren, während ich so lange am See entlang fahre, bis ein Gasthaus auftaucht, von dessen Bänken aus ich fast die Füße ins Wasser hängen könnte (oh ja, nach Baden wäre mir jetzt wirklich) --- Blick auf den See, Versinken im Auf und Ab der Wellen und in den Wolkenspielen, den Gedanken nachhängen und den Erinnerungen an den Tag --- auf dem Rückweg wird die 100 noch voll, die rote Sonne versinkt vor meinen Augen im See, und der Sohn ist glücklich, dass ich ihm etwas zu essen mitgebracht habe --- der Rest ist dankbares In-den-Schlaf-Fallen.

Dienstag, 17. Juni 2014

Unterwegs - Tag 2: Schadeleben - Magdeburg

schon wieder früh aus dem Bett gesprungen, schon wieder kurz nach acht auf dem Weg – was ist denn mit uns los? (Starthilfe: der 18-Uhr-Termin des Sohnes mit dem Fernseher :)) --- der Tag beginnt mit einem Stück klavierlackglattem Asphalt, wir wähnen uns schon verirrt, doch hinter der nächsten Ecke wieder Rüttelasphalt und Schüttelschotter des R1, dichtflankiert von Gräsern inklusive Brennnesseln (meine hosenfreie Wade zählt jede einzelne), unsere Helme sammeln Blätter für ein ganzes Herbarium ein, also alles bestens; heute dann noch eine neue Variante: Betonplattenweg á la DDR-Autobahn, nur in klein, für Radreifen angepasst, so dass es auch hier so richtig schön dedupp-dedupp-dedupp macht --- familienintern sind wir übrigens uneins bei der Bewertung der Wegequalität: während der Sohn in seinen noch nicht wachsenden Bart grummelt, so habe er sich eine Radtour ja nicht vorgestellt, denke ich bei mir ein Oh-doch, weil nämlich unsere Einsamkeit (so gut wie kein Radfahrer bis zur Elbe) wohl genau daher rührt und ich dankbar bin: für die Stille und das Alleinsein mit der wunderbaren Geräuschewelt, in der ich mich schweigend verliere --- zum Abschied schenkt uns der R1 eine totalgesperrte Brücke und damit einen Querfeldeinweg durch verwunschene Gehöfte, über verschlungene Pfade, durch Flüsschenauen, in denen ich mich niederlassen könnte … weiter aber geht es mit Straßen- und Radwegehopping quer durch nach Schönebeck, u.a. auf dem Börde-Hamster(sic!)-Radweg (ja, dunkle Erinnerung an den Geographieunterricht: Magdeburger Börde – Kornkammer der DDR, oder so) --- der Sohn macht heute wirklich Tempo und wirft mir über die Schulter zu, ich könne mir ja ein Ebike kaufen (pa, dann fahre ich eben ab nächstem Jahr nur noch mit dem kleinen Kind) --- Tempo haben wir auch was die Ernährung angeht: wir passieren etliche frischfassaden-, (sitz)bank- und gastronomiefreie Ortschaften, hoffen immer auf die nächste, lassen dann aber Schönebecks Einkehrmöglichkeiten mangels Gemütlichkeit aus, um anschließend festzustellen, dass der Elberadweg montags-dienstags Ruhetag hat, gastronomisch gesehen – jedenfalls ernähren wir uns von am Feldrand schnell eingeworfenen Bananen, Studentenfutter, Müsliriegeln (und Kirschen, wieder)– und überleben auch das (wobei ich gestehe: so eine Sitzpause hat ihren Wert – und morgen werde ich welche einfordern) --- berührende Erlebnisse vom Wegesrand: dass so viele Menschen lächeln, wenn man sie grüßt, und dann wieder diese bitterarmen Orte (mittendrin in einer ein „Wohnpark“ mit Edelvillen, umzäunt – ein Stück Südafrika mitten in Ostdeutschland???), und der Friedhof an der Elbe, auf einem Gedenkstein der Name meines Großvaters, den ich nie kennengelernt habe, hier war ich wohl nur als Kind mal, wir sitzen lange davor, still --- und dann treten wir weiter durch die Elbauen --- merke: in einem Land mit vielen Windrädern ist viel Wind, und vorzugsweise ist dieser dem redlichen Radler entgegengerichtet --- wir sind trotzdem mittags bei 50 km (mit dem für uns einmaligen Schnitt von 17 km/h) und am frühen Nachmittag in Magdeburg, so dass wir vor Quartiersbezug noch ein warmes Mittagessen in den Bauch bekommen, durch den Dom und seinen Kreuzgang treiben (man wird ganz still und ergriffen in diesen Räumen), und danach im Café des Hundertwasserhauses sitzen (durch welches ich mich nun überhaupt nicht ergriffen fühle) --- der 18-Uhr-Termin ist locker geschafft, der Sohn darf sogar beim netten Vermieter mit am Großbildschirm schauen (und ich ruhe ruhig im Zimmer derweil), nur das anschließende Getöse in der Stadt beängstigt, und die jungen Menschen, die betrunken auf einem Elbbrückengeländer hoch über dem Fluss turnen --- wir schlendern noch durch eine stille Ecke der Stadt, sitzen am Fluss, reden über den Tag und so manches – und das äußerlich herumhüpfende Glück des Kindes (nee, nicht wegen Fußballtoren) überträgt sich auf mich, mindestens im Innern, ja.

Montag, 16. Juni 2014

Unterwegs - mal wieder - Tag 1: Wernigerode - Schadeleben

ein neunter Ferientag fast wie ein erster: nach dichtgedrängter erster Woche (sogar in den Ferien) endlich durchatmend-radfahrend zu mir kommen --- äußerlich den ganzen Tag treten (und wie! - der Harz ist ja ein Gebirge, wie der Sohn heute entsetzt feststellt, als das Auf und Ab gar nicht enden will:)) und innerlich innehalten --- Aufbruch im Morgennebel, Sonne hinter Schleiern, Dörfer im Sonntagmorgenschlaf (und alle Cafés auch) --- es ist ganz ruhig, es fährt sich wie von allein, ich komme zu mir, es ist gut, ich könnte stundenlang, tagelang so weitertreiben --- erst als der Magen grummelt und die Beine darauf bestehen, die eine oder andere Burg mit Aussicht links liegen zu lassen (und am liebsten nur noch auf Höhenlinien entlang zu fahren - leider haben die Wegebauer diesen unseren Wunsch nicht beherzigt), erst da wird es wieder ein bisschen irdischer, sozusagen, mit Essenssuche (so einen 12jährigen muss man erstmal sattbekommen!), Durst, Müdigkeit, dem Ich-will-endlich-da-sein-Gedanken --- apropos Wegebauer - für einen europäischen Fernradweg sind wir über den Asphalt erstaunt: wahlweise kindskopfgroße Löcher oder eisenbahnschwellenartige Riffelung (erstmals in unserer jungen Fernradfahrerkarriere freuen wir uns auf und über Schotterwege, da rupft es einem wenigstens nicht ständig das Vorderrad weg) --- auch bei der Beschilderung ginge noch was: wir haben wirklich vier wache Augen, aber dennoch geraten wir ungewollt auf Abseitspfade und in den einen oder anderen entlegenen Ortsteil, Kopfsteinpflaster satt, leergewohnte Ruinenhäuser auch, trostlose Dorfanblicke, die mir das Kamerazücken vergehen lassen und in mir die Frage hinterlassen, wie man hier wohl leben könne (und ob ich nur auf die falschen Dinge schaue, ja: überhaupt auf Dinge eben, die vielleicht nichts sagen ...) --- dafür (?) an anderer Stelle Begegnung mit drei sonntagfeiernden Männern, die uns Geschichten über den Harz erzählen, und über vorbeigeradelte Typen (dabei sind sie selbst die originellsten Originale) --- und sie schenken uns von ihren Kirschen, so wie später die Bäume am Wegesrand (Schlaraffenlandgefühl: man hätte schon die Köpfe einziehen müssen, um nicht mit dem Mund mitten hindurch zu fahren) - Kirschkernweitspucken - der Sohn entwickelt eine ausgereifte Technik und gewinnt :)) --- am Ende des Tages liegt der Harz hinter uns, wir sind dankbar über die letzte Stunde Flussradweggefühl (die Selke: vermutlich auf keiner Karte verzeichnet) und den alten Bauernhof, der uns, als Pension umgebaut, aufnimmt --- warmes Essen bekommt man in diesem Dorf sonntags nicht, wird uns gesagt, und ins Nachbardorf zu fahren geht nicht, denn der Sohn hat einen sehnlichen Fußballguckwunsch (ui, das ist neu in unserer Familie), also Pizzaservice als rettende Lösung - naja, das muss ich nicht jeden Tag haben, aber satt sind wir jedenfalls --- und satt (hier positiv gemeint) bin ich auch von diesem Tag, ich sitze noch lange draußen auf dem Hof, mit Blick über die Wiesen und Felder, und gegen 9 fallen uns die Augen zu, es war gut - DANKE

Samstag, 7. Juni 2014

Zehntagesrückblick (oder so) 22-23/14

Eigentlich sind es ja fast zwei Wochen, die so turbulent mir zum Innehalten keinen Raum ließen. Dafür liegt dieser nun vor mir, in äußerer Form von Ferien, in innerer Form ... wer weiß?

An diesem ersten Ferienmorgen sitze ich nun erstmal an fremdem Ort, in einem (ungemütlichen) Hotel nur für diese Nacht, alle um mich herum schlafen noch, in meinem Kopf rechnet es, wann wir aufstehen, frühstücken, zusammenpacken müssen, um unseren wichtigen Termin heute nicht zu verpassen - das ist noch ganz der wirbelnde Alltagsmodus. Und das ist noch der mir fast fremde Kopf, der tut und macht und funktioniert - und neben dem ich mich manchmal sehr verloren fühle, nicht mehr wie ich. Dieses dumpfe Gefühl, innerlich weit weg und leer ...
Und weit entfernt auch die Erinnerung an die letzten Tage ...

Wetter
jetzt ist es heiß bzw. wird es noch, plötzlich ist da Sommer, und mein Körper ist noch gar nicht drin angekommen; die letzten Tage aber "Normal-Mai-Wetter", eher kälter, mit Sonne und Regen, mit allem
gemacht
oh, wenn ich das noch alles wüsste ... den Sohn in ein Mathe-Camp gebracht; eine kleine Radtour mit der Tochter, erstmals mit Übernachtung, am Kocher entlang, 90 km dank ihres neuen 24er-Rades, sie war unermüdlich und begeistert:); ein MRT meines Humpelfußes mit dem Ergebnis, dass es halt langwierig entzündet ist und ich mich nun ernsthaft darum kümmern sollte - dazu kam ich dann aber vor den Ferien nicht mehr; ein paar Tage ohne Internet gewesen - das tut zunächst gut, bis zu dem Moment, wo man das Postfach wieder öffnen kann und einen an die 100 Mails andröhnen (wie haben wir in der Schule eigentlich vor der Erfindung der Email kommuniziert?); Sachen gepackt - eine logistische Herausforderung für diese Braunschweigmusik-Lüneburgpatenkinds-Wernigerode-Fahrradtour-Berlin-Reise, musste ja alles auch noch ins und aufs Auto passen; und da war sicher noch viel mehr ...
gehört
während ich Bügelberge bewältige viel youtube-Musik, Bach, immer wieder Bach; und jetzt hier im Hotel Musik aus allen Zimmern - gestern zum Einschlafen Violinduo, heute zum Aufwachen Flöte-Oboe - so könnte es immer sein:)
gelesen
kaum was, nicht der Rede wert
gegessen und getrunken
an manchen Tagen müsste hier auch stehen: kaum was - aber doch: zum Warmessen reicht es glücklicherweise immer oder meist; zum Trinken während des Schultages leider nicht immer - und ja, ich weiß, wie ungut das ist, wie sehr sich meine Kopfschmerzen davon ermutigen lassen
begegnet
ehemaligen Schülern - oh, wie schön!
gedacht
dass ich ferienreif bin, und dass ich auf lange Sicht wohl doch nicht so viel arbeiten kann und will, auch wenn es nur phasenweise ist - die Zeit zwischen Pfingst- und Sommerferien wird ruhiger (sage ich jetzt; wer weiß)
gefühlt
müde müde müde - ich bin sogar im MRT eingeschlafen, das muss man bei dem Lärm erstmal schaffen
gestaunt
über die Tochter bei der Radtour - wie sehr ich mein Kind dort sehen konnte, wie viel Besonderes ich (immer wieder) an ihr entdecke, wie anders das Fahren mit ihr war als mit dem Bruder; und über den Sohn, wenn er mir den Spiegel vorhält, in so manchen Situationen
gekauft
ein Handy - nachdem die Kinder in den letzten Tagen mehrmals fast weg waren (bzw. ich das dachte, weil ich sie eben nicht erreichen konnte), habe ich beschlossen, dass sie fortan so ein Teil in der Tasche tragen sollen; und gestern eine Zahnbürste, weil ich die in dem Packchaos nämlich zu Hause vergessen habe
gefreut
während des Radfahrens - zu versinken in der Landschaft, im Sommerwind, in den Geräuschen, den Gerüchen ringsum
geärgert
über mich, wenn ich in Zeiten großer Belastung so ungehalten gegenüber den Kindern werde
gelacht
immer wieder über Kinders Wortschöpfungen, manchmal sogar über ihre Witze (obwohl der Großteil davon ... naja ... vielleicht fand ich die in dem Alter ja auch gut?)
geweint
als mir ein früherer Mitschüler per Mail erzählte, dass seine Großeltern in Görlitz gewohnt haben - hä, warum wussten wir das in der Schulzeit nicht voneinander??? - und mein Omahaus plötzlich vor meinem inneren Auge stand
berührt
als ich mit einer jungen Kollegin unerwartet in ein sehr inniges Gespräch komme, mich und meine damalige Situation wiedererkenne, all dieses Rumoren in mir und jetzt in ihr, und wie wir uns unterhalten, jenseits von Belehrungen und Erklärungen, obwohl ich die Schritte aus der Situation heraus ja schon viel länger gehe als sie - und wie sie sich, als sie schon fast weg ist, nochmals umdreht, an meinen Tisch zurückkommt und ein "danke" sagt (ich sage auch danke; nicht mehr laut in dem Moment, leider)
Ausblick
reisen - heute nach Lüneburg, dann nach Wernigerode, dann aufs Rad nach Berlin - hach!
Dankbarkeit
für das Sein in seinem Großen-Ganzen, für das Lebendürfen