Montag, 16. Juni 2014

Unterwegs - mal wieder - Tag 1: Wernigerode - Schadeleben

ein neunter Ferientag fast wie ein erster: nach dichtgedrängter erster Woche (sogar in den Ferien) endlich durchatmend-radfahrend zu mir kommen --- äußerlich den ganzen Tag treten (und wie! - der Harz ist ja ein Gebirge, wie der Sohn heute entsetzt feststellt, als das Auf und Ab gar nicht enden will:)) und innerlich innehalten --- Aufbruch im Morgennebel, Sonne hinter Schleiern, Dörfer im Sonntagmorgenschlaf (und alle Cafés auch) --- es ist ganz ruhig, es fährt sich wie von allein, ich komme zu mir, es ist gut, ich könnte stundenlang, tagelang so weitertreiben --- erst als der Magen grummelt und die Beine darauf bestehen, die eine oder andere Burg mit Aussicht links liegen zu lassen (und am liebsten nur noch auf Höhenlinien entlang zu fahren - leider haben die Wegebauer diesen unseren Wunsch nicht beherzigt), erst da wird es wieder ein bisschen irdischer, sozusagen, mit Essenssuche (so einen 12jährigen muss man erstmal sattbekommen!), Durst, Müdigkeit, dem Ich-will-endlich-da-sein-Gedanken --- apropos Wegebauer - für einen europäischen Fernradweg sind wir über den Asphalt erstaunt: wahlweise kindskopfgroße Löcher oder eisenbahnschwellenartige Riffelung (erstmals in unserer jungen Fernradfahrerkarriere freuen wir uns auf und über Schotterwege, da rupft es einem wenigstens nicht ständig das Vorderrad weg) --- auch bei der Beschilderung ginge noch was: wir haben wirklich vier wache Augen, aber dennoch geraten wir ungewollt auf Abseitspfade und in den einen oder anderen entlegenen Ortsteil, Kopfsteinpflaster satt, leergewohnte Ruinenhäuser auch, trostlose Dorfanblicke, die mir das Kamerazücken vergehen lassen und in mir die Frage hinterlassen, wie man hier wohl leben könne (und ob ich nur auf die falschen Dinge schaue, ja: überhaupt auf Dinge eben, die vielleicht nichts sagen ...) --- dafür (?) an anderer Stelle Begegnung mit drei sonntagfeiernden Männern, die uns Geschichten über den Harz erzählen, und über vorbeigeradelte Typen (dabei sind sie selbst die originellsten Originale) --- und sie schenken uns von ihren Kirschen, so wie später die Bäume am Wegesrand (Schlaraffenlandgefühl: man hätte schon die Köpfe einziehen müssen, um nicht mit dem Mund mitten hindurch zu fahren) - Kirschkernweitspucken - der Sohn entwickelt eine ausgereifte Technik und gewinnt :)) --- am Ende des Tages liegt der Harz hinter uns, wir sind dankbar über die letzte Stunde Flussradweggefühl (die Selke: vermutlich auf keiner Karte verzeichnet) und den alten Bauernhof, der uns, als Pension umgebaut, aufnimmt --- warmes Essen bekommt man in diesem Dorf sonntags nicht, wird uns gesagt, und ins Nachbardorf zu fahren geht nicht, denn der Sohn hat einen sehnlichen Fußballguckwunsch (ui, das ist neu in unserer Familie), also Pizzaservice als rettende Lösung - naja, das muss ich nicht jeden Tag haben, aber satt sind wir jedenfalls --- und satt (hier positiv gemeint) bin ich auch von diesem Tag, ich sitze noch lange draußen auf dem Hof, mit Blick über die Wiesen und Felder, und gegen 9 fallen uns die Augen zu, es war gut - DANKE

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