Freitag, 30. Juli 2010

Drei statt zwei

Drei statt zwei Kinder im Haus - und das Spieleerfindungspotential steigt ins Unermessliche. Sandkasten-Wasserstraßen- und Badewannen-Schaumberge-Erlebnislandschaften, Treppabwärts- und Regalaufwärts-um-die-Wette-Rallyes, Bambusrohrgefechte und Eis-Erdbeer-Tischschmierspiele, Verkleidungs-Schmink-Schlachten und allzu wilde Unterhaltung-fürs-Baby-Tänze (genau genommen sind's nämlich vier statt zwei Kinder: nur eines eben noch still und passiv). Keine Minute ohne neue Idee.
Mal wieder in mir die Frage: Wie geht das, wenn man immer so viele hat, solche fantasievollen, aufdrehenden???
Denn wir haben ja hier vereinfachte Bedingungen: Auch die Aufräum-Reparatur-Aktivitäten und die verlorenen Nerven verteilen sich auf drei statt zwei Erwachsene :)

Und jetzt trinken wir gleich noch einen Wein auf diesen allerlebendigsten Tag ... weil sie ja doch lieb und süß sind, wie sie da jetzt erschöpft in ihren Betten liegen und sich Kraft anschlafen für einen neuen Tag ;-)

Donnerstag, 29. Juli 2010

Ferienfremdeln

Ich und mein Feriengefühl, wir fremdeln noch miteinander.
Gänzlich unvorstellbar, diese sechseinhalb Wochen.

Die Aufgabenliste ist lang. D.h. sie wäre lang, wenn ich sie denn aufschreiben würde. Da ist von allem etwas dabei.
Aber es fühlt sich falsch an, sofort in eine Fortsetzungsgeschäftigkeit zu verfallen, eine durchgeplante noch dazu.
Noch falscher fühlt es sich an, mich mit einem Buch in eine stille Ecke des Hauses zu verkriechen.
Und am falschesten fühlt es sich an, mich jetzt unter Druck zu setzen, auf dass sich auch ja sofort ein Ferienrhythmus und ein Feriengefühl und ein Feriensein einstelle.

Also lasse ich den Tag laufen.
Frühstück in Schichten. Chaotisch, könnte man das nennen.
Immerhin ist die Tochter rechtzeitig im Kindergarten.
Aufräumen - nach ein paar Handgriffen verlassen mich Lust und Antrieb.
Irgendwann im Laufe des Vormittags schaffe ich es doch unter die Dusche.
Und wir verpassen den Logopädietermin nicht.
Dem Besuch wird pünktlich die Tür geöffnet.
Und nun wirbelt der durch's Haus ...

Ich lausche weiter in mich. Wann wohl mein Feriengefühl anklopfen wird?

Zeugnistag

Ein ganz eigener Tag immer, dieser letzte im Schuljahr.

Splittereindrücke:

Mit 7.-Klässlern einen Klassenraum geputzt, gründlichst.
Das altbekannte Lied: Wir üben fegen und wischen. Und den Ekel bekämpfen beim Anfassen eines (ganz normalen) Tischwischlappens. (Allein wäre ich mit dem Raum schneller fertig gewesen als die zu zehnt.) --- Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man es fast einen erheiternden Anblick nennen, diese Ungeschicklichkeit. Mal wieder fühle ich mich bestärkt darin, wenn ich meine Kinder zu Hause mithelfen lasse. Unbedingt! Das ist anscheinend heute in den Familien nicht mehr so üblich :(
Viel schlimmer noch der Schülerkommentar: "Wozu gibt's Putzfrauen ..."
(Für ein Mich-Aufregen oder eine angemessene Reaktion darauf fehlt heute die Zeit - ich habe es eingespeichert für's nächste Schuljahr.)

Allgemeines Hin- und Hergerenne:
Letzte Zeugnisausdruckskorrekturen, letzte Kollegenabsprachen, letzte Tisch- und Schrankaufräumeaktivitäten im Lehrerzimmer, letzte Umräumaktionen zwischen den Zimmern, die im nächsten Jahr ganz neu verteilt werden, letzte Listenvervollständigungen, letzte Unterschriften, letzte Zettelchen einander zuschieben ... viele kleine Fitzelchen, und mit jedem "abgehakt" rücken die Ferien einen Schritt näher.

Zeugnisausgabe:
Auch 18-Jährige freuen sich über eine Rose zum Zeugnis. (Und die Kollegen, die von mir die restlichen Blumen bekommen - als Danke, weil man so manchem einfach mal Danke sagen muss - die sowieso).




Und dann ziehen sie los, die Schüler, stürmen aus dem Haus, in ihre sechseinhalb Wochen Schulfreiheit hinein.
Ich finde das immer ein bisschen traurig, selbst wenn wir uns im September - hoffentlich - wiedersehen.

"Dienstbesprechung":
Es folgt das alljährliche Procedere mit Jahresresümee, Dankeschöns und vor allem der Verabschiedung von Kollegen.
Wie immer kommen pensionierte Kollegen und ein paar Elternzeitmütter dazu, gestern waren es fünf mit mindestens ebenso vielen Kleinstkindern. Schön lebendiges Kollegiumsleben.
Liebevollste, warmherzige, und witzig-kreative Verabschiedungen, von Fachschaften und Personalrat gestaltet. Treffgenau in das Herz eines jeden hinein. Dazu Blumen, Blumen, Blumen. Und Tränen, so manche.
Würde ich nicht in diesem Kollegium um alles in der Welt bleiben wollen: soooo ließe ich mich ja auch mal gern verabschieden :)
Abschließend: Sekt, Häppchen, ein letztes Schwätzchen. Ein "schöne Ferien" und "erhol Dich gut" in alle Richtungen.

Und dann stoße ich zur eisessenden Familie und schaue mir das Zeugnis meines Sohnes an ...

Kurstreffen

Zum Schuljahresende, Treffen mit meinen Mathezwölfern, auf einem grünwildbewachsenen Kommunenhinterhof.
Lebenslustvolle Stimmung. Lebensfreudeerlebnis für mich.
Grillen, essen und trinken, im Kreis um's Feuer sitzen, schweigend in die Flammen schauen. Und redend.
Über absolute Wahrheit und platonische Weltneuerfindung, über Mauern und Trabis, über olle und weniger olle Lehrer, über uneindeutige und weltabgewandte Mathematik, über Großvätermarotten und Studienstadtträume, über Kinderbücher und Dürrenmatt-Brecht-Kafka-Frisch, übers Lesen und Schreiben und ob sie eine Absicht haben, die, die da schreiben.
Wir hätten noch lange da sitzen können ...

Am nächsten Morgen gebe ich ihnen - mit den Zeugnissen - das Walser-Essay, über das wir in der Nacht gesprochen hatten. Wir tauschen Büchertitel aus. Und die Gedanken, die unser Nachtgespräch nach sich gezogen hatte. Hätten sofort weiterreden können, auf dem Schulflur. Doch da war das Schuljahr schon vorbei. Später mal wieder ...
--- So ist das mit meinen Matheschülern. Von denen ich wünschte, ich dürfte sie in Deutsch oder Ethik oder so unterrichten. Und sie mich.

Ach, das wird wohl in diesem Leben nichts mehr.
Früher hatte ich eine Zeit lang daran gedacht, das (damals) recht kurze Studium für Ethiklehrer durchzuziehen, um wenigstens ein Fach zu haben, in dem ich mit den Schülern das wahre Leben streife. Es kam nie dazu.
Nun, immerhin gibt es Kommunenhinterhöfe und diese meine Mathezwölfer ....

Dienstag, 27. Juli 2010

Italien: Käse, Wasser, Wiesen

Montag, 24. Mai

(Es ist mir zu aufwändig, die Beiträge immer hinten im Mai einzustellen und dann hier zu verlinken. Ab sofort gibt's die hier direkt. In den Mai "verfrachten" kann ich die Posts ja später.)

Wir kommen an, so richtig. Die Alltagsgeschwindigkeit in uns hört auf zu pochen, nichts treibt uns vom Frühstück hoch, eine innere Ruhe stellt sich ein. Wir sitzen und schauen.
Wir sind.
Einfach sein.
Da sein.

Mit diesem Ausblick von der Terrasse ...



... den man als Kind natürlich nicht als tagesfüllende Beschäftigung ansehen kann ...



Aber dafür hat er sich ja ein paar Tausend Leseseiten mitgenommen.
(Der Stapel schien mir beim Einpacken arg groß, so dass ich eigenmächtig drei Schinken zu Hause gelassen hatte. Nach Beobachtung seiner Lesegeschwindigkeit allerdings fürchtete ich um unsere letzten Urlaubstage mit einem bücherfreien, ungnädigen Sohn. Doch im Laufe des Urlaubs wurde er "langsamer", es reichte dann gerade so :) )

Wir begrüßen den alten Feigenbaum ...



... mit seinem Grün ...



... und seinem Schatten.



Wir streifen durch das Anwesen, so lange dort selige Ruhe herrscht (die braune halbgeöffnete Tür: dahinter verbirgt sich unser Zimmer, die Nachbarzimmer sind unter der Woche leer).



Denn die Unruhe wirft ihre Farben voraus:



Doch nein, keine "schlimme" Unruhe: Kindergruppen - Schulklassen, Kindergärten - die hierher kommen, um Brot zu backen und Käse zu machen, als Tagesausflug (den man bei uns Wandertag nennen würde).

Unsere Kinder dürfen wie immer mitmachen, was sie voller Begeisterung tun.



Doch nicht nur das - diesmal erhalten sie eine "Sonderrolle".
Als interessierte Zuschauer ...



... bekommen sie erste Handgriffe übertragen ...



... und Instruktionen ...



... und das Thermometer überreicht ...



... sowie den Rührstab ...



... und schließlich die gesamte Verantwortung :)




Sie wenden unermüdlich die - ähm: Plural bitte! - Käses(?) all der anderen, mittlerweile picknickenden Kinder ...









... und der Sohn notiert, was er erfahren hat. (So gut ich ihm die Erläuterungen eben übersetzen konnte.) Schaue ich jetzt auf diesen Zettel, scheint mir, er hat mehr verstanden als ich :)




Der Nachmittag gehört wieder dem Sein am See mit innerer und äußerer Stille ...









Doch das Bild des Kinderschlafes trügt ...
Als die Tochter vorgelesen haben will, schreibe ich gerade ein paar Notizen ins Reisetagebuch. Ich sage, sie müsse kurz warten, ich wollte noch aufschreiben, was wir gestern gemacht haben. Um die Sache zu beschleunigen, hilft sie mir und diktiert:
"Schreib: Wir war'n im Urlaub die ganze Zeit."
Wo sie Recht hat, hat sie Recht :)))


Spätnachmittags machen wir uns auf den Weg über die Hügel, um den See und seinen größeren Nachbarn (den Lago di Bracciano) von oben anzuschauen.

Vorbei an der alten Ruine ...



... geht es durch sommerwiesenweite Landschaften ...









... bis wir sehen, wo wir wohnen (links im Bild, hinter der Zypressenreihe).
Der zweite See bleibt unsichtbar: wir sind an der falschen Seite aufgestiegen.




Zurück ...



... durch das goldene Abendlicht ...





... auf unsere Sonnenuntergangsterrasse.




Wie sagte doch die Tochter:
"Wir war'n im Urlaub die ganze Zeit."
So ein Tag war das ...

Und wieder Italien

Ein weiterer Tagesbericht ist da (klick hier).

Montag, 26. Juli 2010

Fast schon spätsommerlich

Über Hügel und Felder sind wir gelaufen, gestern. Die Kinder, mit einem Eis gelockt, marschierten so freiwillig wie selten mit.



Es war ein fast schon spätsommerliches Licht- und Farbenspiel von Kargheit und Fülle ...





... unter einem Himmel der Wechselhaftigkeit.



Wellenverspielte Landschaften ...











Unreife ...



... und Reife ...







... , ja, auch Geerntetes.



Blüten ...



... und ihre Besucher.



Farbenleuchten ...











... und hinter allem der Himmel.







Ein steter Wechsel von Düsterkeit und Lichtfreude.