Montag, 23. November 2015

Herbstgereist: München - Augsburg


Wieder einmal hat sich heute bei meiner ewigen Zerrissenheit einer Lehrermutter - zwischen Korrekturen und Haushalt - ein lachendes Drittes gefreut. Statt mich dem einen oder dem anderen, oder aber dem einen und dem anderen zu widmen, versank ich in Urlaubsfotos. Die Pflichten liegen also brach, dafür ist die Seele gewärmt. Wie ich dann morgen etwas schneller arbeiten werde, werde ich morgen sehen. Jetzt ist inneres Beseeltsein. Schaut.



Noch steht es auf dem Dach, das Radl. Das Auto dahinter steht zufällig - was man halt so Zufall nennt - da und spricht schonmal Bände. Noch bevor ich gestartet bin.



Ein Morgenbild vom Aufbruchstag. Grässlichsten Berufsverkehr hatte ich erwartet, ruhiges Stadtauswärtstreideln finde ich. Ein *räusper* No-name-Kanal (ich bin stadtplanlos unterwegs) ...



... mit Blick auf Schloss Nymphenburg.



Welches radfahrerfreie Zonen bereithält, was von mir - obwohl mittwochsmorgens sicherlich kein einziger Spaziergänger aufgescheucht worden wäre - sehr deutschdiszipliniert beachtet wird. Ich fahre außenherum, bekomme dadurch noch ein paar mehr Münchener Vororte zu Gesicht als geplant und ...



... finde mich irgendwann am Schloss Blutenburg wieder. Doch, das heißt so. Und ist überhaupt kein bisschen grausam. (Ich hatte noch ein idyllisches Foto mit Schlossteich und Entchen, alle lebendig. Doch die Tochter fand dies zu langweilig; daher hat es das Bild nicht in die Endauswahl geschafft.)
Jedenfalls: Großstadt kann entspannt sein, das lerne ich hier gerade.



So entspannt, dass sogar die Schilder schief stehen. Wirklich. Denn ich habe in der neuen Kamera eine Wasserwaage im Sucher, die hätte mich bei Schräglage angepiept.



Weil mich Fürstenfeldbruck nicht zum Verweilen einlädt (man verzeihe mir, sollte ich kuschelige Plätze überradelt haben), finde ich mich schon lang vor Mittag bei 40 Kilometern und an einem kleinen Baggersee wieder. Bei Puch, glaube ich. (Ich sollte anfangen, Straßenschilder und Wegweiser zu fotografieren. Schlechtgedächtniskompensierend.)



Mit meiner Lieblingsfarbkombination des heutigen Tages - blau-orange - ...



... und Wasserspiegeleffekten. (Wo is`n hier Wasser, hä?)



Das Land, das ruhige, wellige, herbstlichtwarme Land ...



... mit seinen kleinen Ortschaften ...



... und der Bergkette in der Ferne.
(Nun oute ich mich als geografische Ignorantin: Was sind das für Berge??? Sie lagen auf der Strecke München-Augsburg etwa den ganzen Tag lang links hinten in der Ferne.Das müsste doch schon etwas mit den Alpen zu tun haben?)



Ich genieße das herbstruhige Dahintreiben. Alles scheint auf dem Weg zum Winterschlaf, wenn nicht schon in ihm angekommen.
Die Kehrseite: der Hunger nagt in mir, und keine Einkehrmöglichkeit kommt des Wegs. Erst kurz vor Augsburg an einem Stausee, dessen Namen ich schon wieder nicht weiß. Ich bin auf Nahrung in fester und flüssiger Form fixiert und kann mich um solche Nebensächlichkeiten jetzt nicht kümmern. Jedenfalls: dieser "Brotzeit-Point" (oder wie der hieß) bewahrt mich vor einer Hungerohnmacht, ganz sicher.



Und liegt zudem mit Blick auf einen See, ...



... einen herbstlich ausgestorbenen.



Wenige Kilometer sind es noch, immer am Lech entlang, bis in die Stadt. Es wird schon düster.



Erst in Augsburg wagt sich ein Abendlicht hervor.



Und was für eines!



(Ich kann diese Farbenbilder nicht lassen.)



Weil der Freund, bei dem ich übernachten werde, noch ordentlich arbeiten ist, streife ich durch die Stadt, fotografiere schiefe Türme (die nur auf der Kamera so wirken - was bauen die die Plätze rund um die Türme aber auch so eng!) ...



... und setze mich ins Straßencafè zu Heiß- und Kaltgetränken.
(Wir schreiben den 4. November, es ist gegen 17.30. Man benötigt keine Heizstrahler, keine Decke. Nur einen Kalender, in dem man sich diesen Tag notieren sollte.)


Übrigens: Damals schrieb ich hier von diesem Tag.

Herbstgereist: Münchner Bäume


(Weil ich sie immer wieder selbst anschaue, als wärmende Ergänzung zu dem Fastschneetreiben vor dem Fenster. Und als Kontrast zu den technischen Details des letzten Posts.)
































Sonntag, 22. November 2015

Herbstgereist: Deutsches Museum


Wie schon häufiger ist der Auslöser unserer Münchenreise das Deutsche Museum. Beim letzten Mal war die Tochter noch sehr klein, so dass sie diesmal natürlich mit ganz anderen Augen schauen kann.
Dafür ist - nach eigener Aussage - der Sohn jetzt fast schon zu groß. Nach 1,5 Stunden behauptet er, durch das ganze Museum durch zu sein und alles gesehen zu haben. Möglicherweise geziemt es sich für einen 14jährigen einfach nicht, sich für die gleichen Dinge zu interessieren wie die ach so kleine Schwester.
(Den Rest des Tages allerdings bleibt er doch - ich beobachte es heimlich aus dem Augenwinkel:) - immer wieder interessiert und fasziniert vor allen möglichen Exponaten stehen. Und als im Museumsshop letztlich noch ein Zauberwürfel für ihn herausspringt - wie eigentlich konnte es geschehen, dass meinem Kind dieses essentielle Spielzeug bisher vorenthalten geblieben war? - tut er fast schon versöhnt.)

Ein paar kleine Blicke in unseren Museumstag, beginnend mit der morgendlichen Anfahrt.


 Ich liebe Orange und klare Linien! (In diese U-Bahn-Station könnt ich also einziehen:))


 Vorfreudemachschild, noch in der U-Bahn-Station ...


...  und ein Wiedererkennensblick.


Wie immer stolpern wir zunächst in die Hochspannungsabteilung, zumal dort gerade Vorführung ist. Wie immer aber erschrecken sich die Kinder (beide!) vor den lauten Geräuschen, halten sich die Ohren zu und flehen völlig verängstigt aus der letzten Ecke des Saales, ob wir nicht gehen könnten. Ok, nächster Versuch dann in 5 Jahren. Oder wir geben es in Zukunft auf. Kann man doch gleich neben dem Saal auf einem Monitor ein Filmchen der gesamten Vorführung sehen.


Wie immer auch kreisen wir danach ein Weilchen durch den Flugzeugsaal.
Sehe ich da oben ein Gesicht? Jedenfalls einen wunderbar assoziationsauslösenden Namen.


Und Blumen. Ja, Blumen hat man mir aufgestellt. Sehr passend. Habe ich doch just zum Museumsbesuch Geburtstag.


Trotz fortgeschrittener Reife und Lebenserfahrung habe ich mich noch immer nicht zu einer passablen alte-Litfasssäulen-Fotografin entwickelt. Fuß und  Deckel abgeschnitten, Hintergrund störend, schief, unscharf, naja.


 Dann schauen wir Farben.


 Und die Welt der Mechanik.





Probieren aus, was wir zum Strahlen bringen können.
(Mal abgesehen davon, dass die Tochter sowieso immer strahlt:))


Betrachten alte Zeichengeräte. Wahnsinn, ich bin jedes Mal sehr beeindruckt, wie durch mechanische Konstruktionen Probleme gelöst werden konnten, schon lange bevor die digitale Rechentechnik in die Welt Einzug gehalten hat.
Die obere Erklärung - ein Proportionalzirkel - ist noch leicht zu verstehen. Bei dem unteren Gerät zum Integrieren steige ich aus. Vermutlich müsste man ein weiteres Semester Mathematikstudium anhängen, um hier einen Durchblick zu erlangen. Wie gesagt: ich bin tief beeindruckt





Wir sehen Computer, die so aussehen, wie Computer in Museen nunmal auszusehen haben.


Gleich daneben das Innere eines (relativ gegenwärtigen, meine ich mich zu erinnern) Chips ausgebreitet: in starker Vergrößerung. Der rote Balken etwa entspricht einem Millimeter. (Hier übrigens ertappe ich den Sohn bei einem Staunansatz.)





Und noch weiter ins Innere geschaut, in ein wesentliches Material, das zur Chipherstellung benötigt wird: ein Siliziumdioxidkristall, glaube ich. (Fachliche Fehler dürft Ihr behalten. Die Grundidee sollte stimmen.)


Kurz vor dem Umfallen (wir sind jetzt etwa 7 Stunden im Museum!) schleppe ich die Familie noch in die kleine Mathematikabteilung. Schließlich habe ich heute Geburtstag, und keiner darf sich wehren:)
Die Ästhetik von Flächen, jeweils aus einer einzigen Gleichung entstanden. Auch hier bei mir mehr Faszination als wirkliches Verstehen.





Immerhin: die Kinder leben trotz Erschöpfung noch einmal auf. Wenn auch nur durch eine Computeranimation.



Weitere hundert Fotos auf der Kamera, weitere tausend nichtfotografierte Blicke, weitere zehntausend nichtangeschaute Exponate bleiben für heute unsichtbar.
Wärmste Empfehlung also: Deutsches Museum München. Mit oder ohne Kinder. Mit viel Zeit aber in jedem Falle.