Dienstag, 1. Januar 2013

gewechselt

Wie es dieses Datum mit sich bringt - und gestern Morgen plötzlich auch meine innere Stimmung - blicke ich zurück, schaue ich voraus. Viele Seiten des Tagebuchs füllten sich mit einem Mal - ich wusste gar nicht, dass so Vieles in mir ist. Gestern Morgen schrieb ich mich leer.
Was dort steht?

Ernüchterndes. Vieles ist im vergangenen Jahr nicht so geflossen, wie ein Jahr zuvor erhofft. Vieles wurde zerfressen von meiner argen zeitlichen Enge. Ich bin auch jetzt - nach über einer Woche Arbeitsruhe - noch nicht wieder ganz bei mir angekommen. Fühle mich stumpf und lange nicht befreit, habe einen bitteren Geschmack auf der Zunge und kann mich aus dem Engegefühl nicht herauszwängen.

Bewusstwerdung - treffender denn irgendein anderer Satz ist mir dieser:
Ändere was zu ändern ist.
Nimm an, was nicht zu ändern ist.
Und unterscheide gut zwischen beiden.
(Oder so ähnlich habe ich ihn in Erinnerung.)

Was zu ändern wäre? --- Hier stehen Schritte vor mir, in inneren und äußeren Räumen. Wieder und wieder finde ich mich am Anfang des Weges. So schwer ist manches.
Was nicht zu ändern ist? --- Darüber schweigen sich die Zeilen aus, die sich gestern von der Feder auf die Seiten ergossen. Verdecken es mit Ideenaktionismus. Dazwischen werde ich das Unabänderliche herausspüren, mich auf ein Annehmen zubewegen müssen.

[Schweigen - langes Schweigen. Ich sitze hier und weiß nicht was weiterschreiben.]

Zurückgeschritten, stehengeblieben - war das mein 2012?
Hilflosigkeit, Wut, Eingeengtheit, Resignation - ich nehme im Rückblick so vieles wahr, was in diesem Jahr auf der Stelle gekreist ist.

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte?
Meine innere Herzensstimme wieder wahrzunehmen - was sie mir für mich und für andere zu sagen hat. Wahrnehmen, sie nach außen tragen - und dann schauen, was passiert.
Einen Mittelweg zwischen äußeren Gegebenheiten und innerem Sehnen (und Brauchen) zu finden. Auch bei den Dingen, wo es mir im Moment unmöglich erscheint.
Die Rückwärtsrichtung meiner Bewegungen wieder umkehren, mich nicht vom eigenen Weg ablenken lassen.
Frieden, in vielem.
Räume öffnen, wieder öffnen.
Energie nicht in Destruktion zerfließen lassen, sondern sie zu Sanftmut, Weichheit, Versöhnung verwandeln.
Jeden einzelnen Tag als Zentrum, als Quelle von Lebenswellen erkennen.

Das war's. Nicht unbescheiden, ich weiß.
Aber wenigstens einen Teil davon, wenn ich darum bitten dürfte ...

[Und wieder Schweigen.]


Ja, der Kalender ist gewechselt. Das Neue beginnt.


Seit ein paar Stunden ist er nicht mehr leer, enthält das, was ich über die Zukunft schon weiß. Jedenfalls zu wissen meine. Vorsichtig habe ich mich an den leeren Seiten entlanggetastet, habe das unverbrauchte Papier mit den ungelebten Tagen darauf liebkost. Habe die bevorstehenden Zeiten angeschaut wie ein Gefäß, das zu füllen sein wird.
Kleiner ist er dieses Jahr, kleiner als der vom letzten Jahr. Habe ich so ausgewählt, ohne nachzudenken. Weil in den Tagen des vergangenen Jahres zu viel Leben unterzubringen war, weil es dieses Jahr weniger werden soll. Weniger äußere Termine jedenfalls. Denn ich habe so manche Verabredung mit mir selbst zu treffen.
Und noch etwas. Für mich ganz unvertraut, schaut er mich farbig-leuchtend-glänzend an. Daran habe ich mich noch lange nicht gewöhnt. Wer weiß, wie oft ich noch meinen Blick darüber streifen lassen muss, bis wir - sein Äußeres und ich - Freunde werden. Und dennoch: Irgendetwas hat mich diesen hier auswählen lassen. Wenn ich ergründe, warum sich mir gerade dieser in die Hand legte - werden dann wohl auch die Farben zu meinen werden?

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