Freitag, 25. Oktober 2013

Ausgeflogen






Morgens in aller Frühe Gepäckberge in Autos gestopft, durch nebelverhangenen Nieselwald gewandert, Waldgesichter erlebt und aufblühende Off-Road-Kinder.




Das Landschulheim (doch noch) gefunden.
Mit-wem-bin-ich-im-Zimmer-Bangen in Luft aufgelöst und mit dem Jubel, weil sich alles gefügt hatte, mitgefreut. Das Mit-wem-sitz-ich-am-Tisch immer wieder neu ausgelost - und wieder mal beobachtet, wie schnell dann plötzlich jeder jeden kennt.




Mit Gummistiefeln im Bach gewatet. (Und danach zuweilen Wasserbäche aus den Stiefeln herausgeschüttet.) Staudämme gebaut, Blätterschiffchen schwimmen lassen.
Über Wildniswege, durch urige Wälder, vorbei an Wildschweinsuhlen und Hochlandrindskälbern gewandert.








Heftige Insektenstiche eingefangen (was fliegt denn jetzt noch rum?). Gestaunt wie cool man tränentreibenden Schmerz weghumpeln kann. Und na klar, die restliche Klasse hatte plötzlich auch Stiche über Stiche :)
Herausgefallene Zähne bewundert, verliersicher verpackt und blutende Wundlöcher tamponiert. (Ähm, Milchzähne natürlich. Das wusste ich auch noch nicht, dass das stundenlang bluten kann.)
Brandblasenpflaster und reihenweise Kühlpads verteilt. Und auch Heimwehpflaster, die einfach irgendwohin auf völlig unversehrte Hautpartien geklebt werden mussten :)
Mit Heimwehtränen mitgeseufzt und sie dann getrocknet, Mütter angerufen. Tolle Kinder, die sich gegenseitig zum Trösten und Beruhigen bei der Hand nahmen. Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen, Freundinnen zum Handhalten in ein Bett gepackt, Kuscheltiere rechts und links platziert, Beruhigungslampe von Zimmer zu Zimmer getragen.

Und dann das schon Geahnte: sie halten ungebrochen durch bis nachts um halb zwei. Auch nicht unerwartet: ab morgens um sechs toben sie schon wieder fröhlich munter lärmend durchs Haus. Dass sie dann allerdings am zweiten Abend auch wieder bis halb zwei ... naja. Die eigene (altersbedingte?) Müdigkeit veratmet und tagsüber durch Sekundenschlaf aufzufangen versucht.




Häuser und Hütten im Wald gebaut. Vielfalt an Kreativstatik und -optik bestaunt.
Eier wurfsicher verpackt. Dabei beglückt über so viele Kinder, die ohne Hemmungen mit bloßen Händen in Matscheschlamm greifen, um das Ei bloß bruchsicher einzuhüllen. Überhaupt: so viele Kinder, die sich draußen in Wald und Nieselregen heimisch und glücklich fühlen.
Aus Naturmaterialien Gemälde gestaltet. Verblüfft, wie unterschiedliche Ideen und Gruppendynamiken sichtbar wurden. Auch Positionierungskämpfe. (Nicht nur harmlose, leider. Aber wenigstens wissen wir jetzt darum. Elterngesprächstermine gleich schon abgemacht.)




Gespielt, gespielt, gespielt.
Gelacht, erzählt, getanzt.
Die-Jungs-kommen-immer-in-unser-Zimmer-Gekreische, Wir-müssen-uns-mal-in-ihn-hineinversetzen-Mitfühlen, Als-mein-Opa-gestorben-ist-Gespräche und Meine-Mama-hat-mir-ein-Kuscheltier-eingesteckt-Geständnisse aufgeschnappt.
Wie klein sie noch sind!
Wie groß sie schon sind!





Durch sonnigen Herbstwald zurückgewandert. Müde Kinder kaum zum Schlurfen bewegen können. Und andere kaum von den Waldhängen herunter. Mit Gummibärchen immer weiter und weiter gelockt - bis zur heimischen S-Bahnstation. In der Bahn waren sie so ruhig wie sonst nie in den drei Tagen.
Innige Wiedersehens-Kuschelszenen mit den wartenden Mamas beobachtet.






Wie gut, wieder hier zu sein.
Wie gut, mit ihnen weggewesen zu sein.

4 Kommentare:

  1. Eine wunderbare Woche haben Sie geplant und durchgeführt!

    AntwortenLöschen
  2. Das gibt für immer prägende Eindrücke ins fast schon vorbeiene Kinderleben!! Vor allem auch das Frohseinkönnen im Nieselregen. Ja!

    AntwortenLöschen
  3. das klingt anstrengend... und so wunderbar! wie schön, daß du den kindern solches erleben ermöglichst!

    AntwortenLöschen
  4. das klingt anstrengend... und so wunderbar!
    wie schön, daß du den kindern solches erleben ermöglichst!

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.