Sonntag, 11. November 2012

rückgeblickt, vorgeschaut


Was für eine Woche!

Der Versuch, aus dem Beben heraus wieder in die Arbeit hineinzufinden. In der Mitte des Lehrerzimmers die schwarzumrandete Anzeige mit den so vertrauten hellen Augen. Nicht zu realisieren, immer noch nicht. Die Beerdigung - Stunden wie in anderer Sphäre. Zurückzukehren in die Alltäglichkeiten, irgendwie.

Mitten hinein in diese Woche treffen Sohnesschulnachrichten, die mich weinen lassen, den Sohn dann auch, weil nach wochenlangem Hochgefühl - all sein Schul(er)leben würde endlich gut - doch die altvertrauten Sorgen wieder auftauchen. (Es wäre ja ein Wunder gewesen, wenn nicht.) Wir sprechen lange an dem Tag, bleiben beide ratlos. Vielleicht doch mal professionelle Beratung holen?

Und eine Begegnung, die tief in mir meine ureigensten Fragen aufwühlt, meine so unbeantworteten. Hin und hergerissen zwischen Gefühlen jeglicher Art. In dieser Woche musste so manches Platz finden.

Wie schon so oft sind es unsere Musiklehrer am Freitagnachmittag, die mit ihrer liebevollen Fürsorge für die Kinder (und für mich - ich darf ja dort auch lernen :)) die Woche besänftigt, befriedet enden lassen.

Und weil ich durch die Tage wie gelähmt gegangen bin - oder nein: nicht gelähmt, sondern in der dem Ganzen angemessenen Geschwindigkeit, lediglich kollidierend mit dem von der Arbeitswelt geforderten Tempo - und weil ich in meinen Ferien (Ferien - waren da irgendwann Ferien???) dem Wichtigsten Raum gegeben hatte, den Kindern, den Träumen, den Begegnungen, dem Ich, fast ausschließlich all diesem, statt den Arbeitsbergen, und weil ohnehin jetzt im November unsere dichteste Arbeitszeit beginnt, deswegen werde ich hier von den ausstehenden Aufgaben schier erdrückt. Das presst mir die Kehle zu, das lässt das Herz holpern, das fühlt sich nach Fliehenwollen an ...

Bis ich heute Morgen hier sitze, mit Kerze und Kaffee, mir die Gespräche der vergangenen Tage durch den Kopf ziehen lasse - und plötzlich weiß, dass es Lebkuchenteig-Zeit ist. Dass wir dieses Jahr wieder eigene Häuser backen werden, mit den Kindern tagelang Teig kneten, ausrollen, backen, zuschneiden, mit "Mörtel" zusammenkleben - viele kleine Häuser. Und dann an einem der Adventstage Freunde der Kinder einladen werden, vielleicht auch deren Mütter, um die Häuschen zu verzieren. Nachher werden wir herumtelefonieren, einen Termin suchen und hoffentlich finden (das ist in der Adventszeit ja nicht so einfach), uns verabreden.

Gleich fühlen sich meine Arbeitsberge leichter an - mit der Aussicht auf den Teig in der anderen Wagschale. Denn dort liegt ja nicht nur der Teig, der zu formende, zu gestaltende. Dort liegen die Kraft, die hineinzustecken, und die, die herauszuziehen ist, und die Kinder mit ihren Strahleaugen, ihren süßigkeitenglücklichen Mündern, all das.
All das. Bald.
Und damit schon jetzt, irgendwie.

1 Kommentar:

  1. Das klingt wie eine Wegbeschreibung...mit Hinweisschildern, wohin es gehen soll, in Richtung Geborgenheitsfamilienschutzlebkuchenwaldhütten....oder so ähnlich.
    Gruß von Sonja

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