Montag, 31. Januar 2011

Weltenwechsel

Das Wochenende intensiv in ihr verbracht - der Musikwelt. Klänge zelebriert, das innere und das äußere Haus voller Musik gelebt.

Am Sonntagabend daran erinnert, dass es die ja auch noch gibt - die Schulwelt. Mühsam hineinbegeben.

Im Traum durchgewandelt, oder eher: durchgewatet - durch Beziehungswelten. Träume sind oft wahr.

Beim Frühstücksritual mit müden Kindern, müden Erwachsenen ist sie über mich hereingebrochen - die Alltagsfamilienwelt. Montagmorgen.

Siebenuhrfünfundvierzig habe ich dort angekommen zu sein - in der Schulwelt. Klingelzeichen - bumm. Schwerstarbeit - was haben wir noch gleich letzte Woche in der 8b gemacht? - wie fasse ich jetzt hier wieder Fuß? - wie präsentiere ich mich halbwegs wach? - wie bekomme ich sie aufgeweckt, die 34 dort auf den Bänken?

In der Freistunde hineinfallen lassen - in die Lesewelt. Ganz weit weg, ganz dort zwischen den Buchstaben gewesen.

Kollegengetöse, -gelache, -gespreche, -gesorge - im Minutentakt eingetaucht in fremde Wochenendwelten, Beziehungswelten, Schulsorgenwelten, Unterrichtsproblemwelten - die Schulflurwelt, ein Sammelsurium von allem. Vieles davon in mich aufgenommen, manches ganz tief hinein.

Eine krebskranke Kollegin wiederbegrüßt - nach einjährigem Rückzug heute den ersten Tag wieder da. Ein Jahr lang wollte sie keinen Kontakt zu irgendjemandem von uns. Heute hat sie jedes "schön, dass du wieder da bist" im Gespräch aufgegriffen. - Die wirkliche Lebens-Sterbenswelt, hier auf dem Schulflur. Zu Gast, hätte ich beinah gesagt. Alles andere verliert an Belang.

Und doch wieder nicht - Tränen, Kummer, Zeugnissorgen - Schülerbauchschmerzwelten. Mindestens ebenso von Belang.

Schulschluss, ab nach Hause. Sie wartet schon auf mich vor dem Schultor - die Alltagsfamilienwelt ...


Ich weiß gar nicht: War das schon immer so?
So viel? So dicht? So konträr? So überfordernd? So nahtlos aneinandergereiht? So verwirbelt? So vereinnahmend? So pausenlos? So abrupt wechselnd? So zwischenraumlose Weltenwechsel?

So wenig Raum lassend für MICH?
Oder BIN ich all diese Welten?
Oder kann ich sie so um mich herumgruppieren, dass ICH im Zentrum bleibe, dass dieser Platz nicht von irgendeiner der Welten vereinnahmt wird?
Ich weiß nicht. Heute ist es besonders arg.


Und wohin ist überhaupt die Musikwelt in mir verschwunden???
Vor wenigen Stunden war sie doch noch da???
Ich gehe jetzt suchen nach ihr, in mir ...

2 Kommentare:

  1. Es ist wie ein Rad. Die Nabe ist deine Mitte. Die Speichen sind die Welten. Man muss zuschauen, dass die Nabe ruhig bleibt.

    Gedanken aus "Muscheln in meiner Hand" von Anne Morrow Lindbergh. Kennst du das Buch?

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  2. Nein, kenne ich nicht. Aber mit Buchtipps von Dir bin ich noch nie schlecht gefahren, habe es mir deswegen gleich auf meine Liste geschrieben.

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