Mittwoch, 13. April 2011

Zugehört

Wenn über einem jungen Schülermenschen alle Wogen zusammengeschlagen sind,
wenn sich Tränen Bahn brechen mitten im Unterricht,
wenn ich den Hilferuf höre, ob ich am Freitag mal kurz Zeit hätte
...
dann bleibt nicht bis Freitag Zeit,
dann wird die Referendarin allein in die Klasse geschickt - und sie hat ihre ungeplante Feuertaufe gut hinbekommen :) ,
dann suchen wir uns im Frühlingswäldchen eine Bank:
damit Tränen fließen können, und Verzweiflungsworte, und eine ganze Lebensgeschichte.
Wieder eine, die auch mir die Tränen in die Augen treibt.
Eine, von der ich nichts ahnte, weil auf alle meine Nachfragen - ich war vier Jahre Klassenlehrerin - stets die Antwort "Ach, nichts." kam.
Eine, die mich erbeben lässt, weil mir  manches von innen her so vertraut ist. Und manches glücklicherweise nicht ...
Eine, bei der mir all meine hilflosen Worte hohl vorkommen.

Überlegen, wohin sie schicken, für weitere akute Hilfe.
Überlegen, wie ihr helfen, damit sie jetzt nicht auf der Zielgeraden des Abiturs aufgibt.
Überlegen, welche Geländer wir ihr bauen können, damit der Schritt aus der Schule ins "echte" Leben für sie machbar wird. (Wobei: vom "echten" Leben hat sie schon mehr als genug erfahren ...)

Das sind meine Hausaufgaben.
Ihr habe ich auch welche mitgegeben. Und die Worte, wie stark ich sie finde.
Am Freitag sprechen wir wieder miteinander.

3 Kommentare:

  1. Wie gut, eine Lehrerin zu haben, der man so vertraut. Wie gut jemand zu haben der zuhört. Und weiter hilft.

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  2. genau. gut. das einzig richtige. wofür wären denn sonst referendare da:-)

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  3. Ach, gäbe es doch mehr Lehereinnen wie du eine bist! Danke!!

    herzlichst Ellen

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