Montag, 1. August 2011

Vom Schweigen

Das Schweigen spricht zu mir als tiefe Ruhe, die ich bei allen äußeren Wirbeln
spüre – so tief spüre, dass ich nicht einmal den Ansatz eines Verwirbeltseins empfinde, bei allem, was derzeit um mich herum passiert.

Das Schweigen kleidet sich in plumpe und ungeschickte Worte, mit welchen ich in diesen letzten Zeiten – wenn überhaupt – versuchte anzudeuten, was mich trägt. Es ließ mich Worte formulieren und sagte mir gleichzeitig, dass es auf die Worte nicht ankommt, dass ich das getrost so unfertig, wenigsagend schreiben kann.

Das Schweigen ist geduldig, kann warten, bis ich mich ihm wieder zuwende, ihm Raum gebe, es pulsieren lasse.

Das Schweigen ist mein Wandergefährte auf weiten Wegen über den Deich, am Sandstrand entlang, durch die Felder, durch die Gassen einer musikbeschwingten Stadt. Dort bin ich allein mit mir und in mir – und mit meinem Schweigen.

Das Schweigen spricht manchmal die Sprache des Lächelns. Ja, auf dem Schulflur begleitet es mich vor allem als Lächeln. Es versucht dann manchmal, die Ernsthaftigkeit ein wenig abzuschütteln, die ich ihm allzuoft aufbürden will. Doch es lässt sich nichts aufbürden – wie gut!

Das Schweigen ist spürbar durch meine Fingerspitzen, durch meine Zehen hindurch wie eine Antenne zur Welt, zum Universum.

Das Schweigen ist wie Atemluft, wohnt in all meinen Atemzügen. Es ist mir so nötig wie diese, und ebenso all-hier.


Und jetzt, wo ich dies schreibe, kommt es als kleines freudiges Herzschwingen zu mir, das fast ein bisschen weh tut.

Ja, es spricht zu mir in vielen Sprachen. Hat viele Namen, für mich.
Stille.
All-Ein.
Das innige Ich.
Das Tiefste.
Das ES.
Der Himmel.
Frieden.
Geborgenheit.
(Dies sind nur meine Worte, die ich – unbeholfen – für dieses ES finde. Andere mögen andere Worte haben. Das macht ja aber nichts ;-))


Manchmal sehne ich mich nach dem Mut, das Schweigen zu teilen, es gemeinsam zu erleben, in der Begegnung still zu werden. Diesen Mut zu finden ist mir nicht leicht. Es braucht große Vertrautheit und Nähe dafür. Selten gefundene. Dabei wäre es vielleicht das tiefste Gespräch, ein solch schweigendes …

2 Kommentare:

  1. Allein-Sein und Schweigen - hängen für mich eng zusammen:

    Die Fähigkeit allein zu sein ist die Fähigkeit zu lieben. Es mag für dich paradox klingen, ist es aber nicht. Es ist eine existenzielle Wahrheit; nur diejenigen, die fähig sind allein zu sein, sind fähig zu lieben, zu teilen und zum Innersten des anderen vorzudringen ‹
    ohne Besitzstreben, ohne vom anderen abhängig zu werden, weil sie nicht süchtig nach dem anderen sind.
    Osho



    Schön ist es , wenn man mit Menschen, die man sehr liebt, gemeinsam schweigen kann. Es ist sehr innig und verbindend...

    Ich wünsche schöne Meer.Ferien

    Ellen

    PS: so schöne fotos, wenn ich herunterscrolle...

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  2. Nein, es ist überhaupt nicht paradox.
    All den Namen ist einer hinzuzufügen, unbedingt:
    Liebe.

    Und gerade sehe ich, dass das gar nicht Du geschrieben hast, dass es ein Zitat ist.
    Schaue nach, wer sich dahinter verbirgt ...
    (Und sollte eigentlich dringend weiter räumen. Damit vor der Abfahrt ans Meer das halb auf den Kopf gestellte Haus wieder in einem Zustand ist, in den man hinterher gern zurückkehrt.)

    Danke für Deine Ferienwünsche, es ist ja bald :)
    Uta

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