Dienstag, 3. September 2013

Tag 15: Zwingenberg - Zuhause

Die Vorfreude auf den Geburtstags-Geschenke-Tisch treibt den Sohn sensationell früh aus dem Bett und aufs Rad und dann noch zu ungeahntem Tempo an. Er lässt sich auf keine Diskussionen mehr ein - wollen wir nicht doch den flachen Weg über Lorsch nehmen, der ist aber ein bisschen weiter? - es soll schnell gehen, heißt die einzige Devise. Wir fahren also frei nach Gefühl (und ein bisschen Navi), immer nahe an der Direttissima. Immerhin kennen wir uns hier mit dem Ortsnamen gut aus, und die Bergkette links des Weges gibt Orientierung, Verfahren unmöglich. Das Tempo allerdings droht mich umzuhauen. 30 km ohne jedes Päuschen bei ausreichend Gegenwind rast er vor mir her, dann ertrotze ich mir, einem Kleinkind mit stampfendem Fuß gleich, eine Verschnauf-Kaffeepause. Die unromantischste Ecke, an der wir je gesessen haben. Aber sie liegt halt gerade am Weg. 10 km später bestehe ich auf einem Mittagsimbiss mit längerer Pause, Ladenburg bietet sich dafür an. Wenn wir nichts zu uns nehmen, kollabieren wir noch, denke ich inzwischen wirklich. --- Noch 30 km bis nach Hause. Wir fahren dann doch ein wenig ruhiger. Sprechen über Ankommens- und Heimatgefühle, wie wir "unsere" Welt hier wiederfinden, wie wir uns dabei fühlen, wie es wohl hier für Fremde ausschauen mag, wie wir anders blicken als vor der Reise. Es erstaunt mich, wie viel Vertrautheit ich empfinde, bzw. wie mich diese erwärmt. Selbst die Dörfer in der Rheinebene - schnurgerade Straßen mit Häusern, die man nicht wirklich abwechslungsreich nennen kann, eng eines am anderen, typischerweise mit den Giebeln zur Straße gestellt, man sieht also nicht mal warmziegelrote Dächer - lassen mich ein Hach fühlen. Nun haben wir zwei Wochen lang die verschiedensten Dorfantlitze durchfahren, immer wieder ein Wie-schön empfunden, ein Wohlgefühl beim Betrachten des Neuen, Anderen, Ungewohnten - aber nur bei diesen hiesigen Dörfern stellt sich mein heimatliches Hach ein. Ist ja eigentlich klar. Und andererseits doch wieder nicht. Denn als ich vor 23 Jahren hier in die Gegend zog, durchflutete mich eher ein Nein-wie-schrecklich-Fühlen. In all den Jahren hat sich dieses also verwandelt ... --- Auch der Sohn zeigt Berührung - durch "unseren" Fluss, "unsere" nächste Stadt, "unsere" Wege. Es fühlt sich seltsam an, quasi auf touristischen Pfaden durch die eigene Gegend zu fahren. Vorbei an "unserem" Eisladen - der leider in der Sommerpause ist. Wir wollten uns dort eigentlich eine letzte Stärkung gönnen. Dafür trinken wir dann dort unser letztes Wasser aus. --- Apropos touristisch: Während ich unterwegs irgendwannn völlig enthemmt war, was touristisch anmutende Kleidung anging - der Zweck ging ja doch vor - durchzuckt es mich kurz vor dem Ziel: Hier könnte man ja schon Bekannte, schlimmstenfalls Schüler treffen. Ich ordne unwillkürlich mein Äußeres etwas:)) --- Meine Güte, warum haben wir aber auch in einer hügeligen Gegend gebaut! Wir wären natürlich gern locker in unser Dorf eingerollt. Es ergibt sich aber eine mühsame Ankunft unter keuchenden Atemgeräuschen. Geschafft. Fühlt sich unspektakulär an. --- Gepäck abbauen (wie immer), Fahrräder verstauen (wie immer), Dusche und Umziehen (wie immer) - und dann beginnt der Nicht-wie-immer-Teil. Geburtstagskuchen, Kaffee, Sekt, Geschenke auspacken. Erzählen, erzählen, erzählen. Ankommen.
PS: Ungeheuerlich, wie bequem sich eine Normaltastatur anfühlt. Und ein Normalcomputer. Nur der Konsequenz halber blieb ich jetzt beim zeilenumbruchlosen Stil. --- Und weil es die technische Ausstattung endlich zulässt, lade ich ein erstes Foto (von über 900) hoch.


(Wir hätten vor der Ankunft natürlich noch eine Runde ums Dorf fahren können. Andererseits hätte der Zähler uns dann plötzlich 000.00 angezeigt - und ob wir das gewollt hätten;)

1 Kommentar:

  1. Pro Kilometer ein Foto, fast! :-)
    Fast schade, dass diese Reise nun ein Ende hat, wenigstens für Blogleserinnen.
    Danke, dass wir euch ein wenig begleiten durften.
    Gabriela

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