Sonntag, 2. Oktober 2011

Funkstille

Noch nie hatten wir Glück mit der Te.le.kom. Bei fünf Umzügen ging fünfmal etwas schief. Wäre ja ein Wunder gewesen, wenn diesmal - mein Arbeitszimmer zog innerhalb des Hauses um - alles geklappt hätte.

Da haben wir also vier Monate auf ISDN gewartet. Jedes Mal Auftragsbestätigung, jedes Mal neue Nummern zugewiesen, jedes Mal einen Umschalttermin genannt bekommen. Und jedes Mal tat sich --- nichts. Ich war Dauertelefoniererin mit den netten Damen und Herren vom Callcenter. Die Gespräche begannen immer mit "Guten Tag, mein Name ist ..., was darf ich für Sie tun?" und endeten regelmäßig mit einem in Variationen verpackten "Das tut mir leid, da kann ich nichts für Sie tun, das müssen Sie doch verstehen, dass Sie da noch ein bisschen Geduld brauchen."
Ich brauchte und hatte Geduld. Erzählte meine Geschichte gern jeden Tag jemand Neuem im Callcenter. Immer ganz von vorn, immer ganz ruhig bleibend, immer geduldig.
Auch als plötzlich doch geschaltet wurde: und zwar die alte Nummer weg, und die neuen noch nicht dran. Das müsse mit dem Verteilerpunkt im Nachbarort zu tun haben, sagten die Herren Techniker ratlos, fuhren wieder ab und hinterließen uns ohne Telefon. Eine Woche lang. Dann - oh Wunder - funktionierte es. Nach vier Monaten rechnet man nicht wirklich mehr damit.

Nun also DSL-Anbieterwechsel. Von Fremd-DSL wechseln wir ebenfalls zu dem Unternehmen mit dem netten Callcenter. Gekündigt im Mai, bei Magenta beantragt im Mai.
Also: eines hat ja pünktlich geklappt. Nämlich die Abschaltung des Fremdanbieters. Das war's dann aber auch. Bei meinen fast täglichen Telefonaten mit den Damen und Herren des Callcenters durfte ich schon vor Wochen erfahren, dass man wegen eines Systemfehlers unser DSL nicht zubuchen könne - was auch immer das technisch bedeutet. Jedenfalls: haben werden wir in absehbarer Zeit kein DSL.
Ob das ihr Ernst sei, fragte ich halbwegs entsetzt durchs Telefon. Na, ich müsse schon verstehen, dass man da im Moment nichts machen könne. Nee, sagte ich, ausnahmsweise verstehe ich das überhaupt nicht. Und würde ich nicht aufm Dorf wohnen, wäre ich jetzt weg, aber sowas von weg von ihrem Unternehmen, sagte ich der hilflosen Dame. Und dass ich mit dieser Geschichte natürlich nicht hinterm Berg halten werde - was ich hiermit tue :) - und meine Zuhörer würden schließlich nicht alle aufm Dorf wohnen ... Dieser kurzzeitige Zornesausbruch brachte immerhin den Erfolg, dass die hilflose Dame sich bei einem Chef im Hintergrund erkundigte und mir dann schüchtern anbot, sie könne uns auf Kulanz einen Mobilstick zuschicken, wenn ich wolle. Nur her damit, sagte ich (auch wenn ich noch nicht sehe, dass wir nicht doch auf den Kosten sitzen bleiben). DSL ist ja doch in nächster Zeit nicht absehbar, und so versuchte ich mich gestern erstmals an diesem Internet aus der Tube - so sieht der Stick nämlich aus.

Eigentlich hatten wir vor, uns den für beide Computer zu teilen, abwechselnd halt. Die gute Nachricht: das ist nicht nötig. Die schlechte Nachricht: weil er nämlich an keinem der beiden Computer funktioniert :( Tja, wir scheinen in unserer Hausburg besonders strahlengeschützt zu wohnen, denn Empfang haben wir nur an ausgewählten Mikrofleckchen des Hauses. Und dies auch nur auf meinem Laptopchen, meinem lahmen Netbook nämlich, das niemals dafür gedacht war, für die gesamte Kommunikation herzuhalten. Das kann es nämlich gar nicht. Hat ja nicht mal ein ordentliches Schreibprogramm drauf. Und im Tempo erinnert es an einen guten alten Trabbi. Hach ja ...

Und so übe ich mich derzeit also ...
... im arg reduzierten Internetgebrauch ...
... in Dateienlogistik (unsere gesamte Schulkommunikation läuft über Mail - dann transferiere ich Mails und Anhänge auf nen USB-Stick, klettere drei Treppen nach unten, bearbeite und verwalte und speichere alles auf dem Unten-Computer, dem eigentlichen, und umgekehrter Prozess, wenn ich etwas abzuschicken habe - sehr sportlich, ich trage ja quasi jedes Bit im Moment die Treppe rauf und runter) ...
... darin nicht die Übersicht zu verlieren (ich kann hier nicht mal meine Emails gescheit sortieren, und täglich werden es mehr - an Wochen und Monate will ich noch gar nicht denken) ...
... in dem Gefühl, nicht mehr immer erreichbar zu sein, weil es so aufwändig ist, mich ins Netz zu begeben (das schafft übrigens eine Menge Ruhe und löst eine Menge Gedanken aus - ähnlich wie diese hier (klick!) - auch wenn ich mein "Stopp" ja von außen diktiert bekommen habe, weiß ich sehr wohl darin zu lesen :)) ...

Und vor allem übe ich mich in Geduld. Und darin, nicht allzuviel Kraft in all das zu investieren. Am Dienstag werde ich mal wieder mit dem Callcenter telefonieren ...

Ja, ich weiß, es gibt andere Anbieter. Und warum überhaupt wir uns dies antun ... diese Art Ratschläge brauche ich jetzt so gar nicht. Hier bei uns auf dem Dorf gibt es halt nur Magenta, sonst rutscht hier nichts durch die Leitung. Mal abgesehen davon, dass man von anderen auch nicht immer nur Erfolgsgeschichten hört ...

2 Kommentare:

  1. Verstehe nur zu gut.- So leider das....

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  2. frau siebensachen3. Oktober 2011 um 23:19

    bin schon lange weg (von magenta) - der vorteil der großen stadt.

    tröstende grüße
    und:
    du wirst dieser erzwungenen internetabstinenz schon einen sinn abgewinnen können - da bin ich sicher!

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