Dienstag, 18. Oktober 2011

Herausforderung

Es ist ja nicht so, dass ich  meinen Beruf bislang als eintönig empfunden hätte. Doch jetzt, erst jetzt mit meinen 5ern, sehe ich, was mir bisher gefehlt hat.

Klasse 5 - das ist noch fast Grundschule. Alles geht ein bisschen langsamer, und alles geht vor allem viel bunter zu. Da fühlt sich mein nicht vorhandenes Bastel- und Dekorations-Gen so richtig herausgefordert. Ich wusste nicht, wie ausdauernd ich basteln kann :)
Und jetzt erst - Schullandheim, für drei Tage.
Die Sportlehrer drücken uns eine Kiste in die Hand - wie man ne Slackline aufbaut, wisse ich doch bestimmt, und dieses Spiel mit den Holztürmen, das erklärt sich von selbst, und Dreifelderball wäre auch ne super Sache.  Aha ...
Die Musiklehrerin meint, die Kinder sollten Instrumente mitnehmen, wir sollten singen und musizieren, das machen die gern. Ok, sage ich, packe nen Stapel Liederbücher auf den Gepäckberg, und meine Gitarre, und dann schaun wir mal. Noch nie habe ich mit Kindern gesungen, also mit so vielen, meine ich. Wie bringt man denen eine Melodie bei, muss ich das dann immer vorsingen? Und was, wenn sie keine Lust haben? Und ich mich verspiele? Oder das gewünschte Lied selber nicht kenne? Mal schauen ...
Die Kunstlehrerin: Kunstwerke aus Naturmaterialien gestalten, das komme immer gut. Und dann eine Ausstellung damit gestalten. Ok, das scheint mir noch am einfachsten. Ich muss ja nix fachfrauisches zu den Kunstwerken sagen, das geht ...
Und dann noch von vielen Seiten: Eine Naturrallye, das wäre der Renner. Ich bekomme mehrere Zettel in die Hand gedrückt. Allesamt gespickt mit Fragen, die ich - jedenfalls auf den ersten Nachdenker - nicht mal selbst beantworten kann. Als echtes Großstadtkind - ähm - das ist natürlich keine Entschuldigung, aber ich weiß manches einfach nicht. Vielleicht sollte ich damit ganz still sein. Aber wie führe ich dann die Rallye durch ....

Irgendwie ... weiß ich noch nicht so recht. Ich freue mich sehr auf die drei Tage mit den Kindern. Aber all dieses Programm ... hm ... ich bin irgendwie besser im Mathe- und Physikunterrichten als darin. Total unerfahren. Bisher war ich immer nur mit den "Großen" zum Schüleraustausch, oder auf Städtefahrt. Aber so echtes Landheim - noch nie. Mir ist das ein bisschen unbehaglich.
Mit meinen beiden Fächern fühle ich mich dort als Mensch mit zwei linken Händen. Meine mitreisende Coklassenlehrerin hat Deutsch und Religion - nicht viel besser. --- Doch: die weiß wenigstens, wie Rollen- und Theaterspiele gehen. Überhaupt die Spielrunden, die machen ihr nichts aus, sagte sie. Von Jugendfreizeiten her hat sie da tausend Ideen. Ich atme auf: wer hier ausdauernd mitliest, weiß, dass Kindergeburtstage für mich zum Schrecklichsten gehören. Das Gleiche in einer Runde mit 31 - nicht auszumalen. Gut, dass sie das kann.

Und ich, ich pack jetzt mal die Gitarre ein, stelle die Wanderschuhe bereit, drucke eine Wegkarte aus, norde mich auf der gedanklich schon mal ein, überlege ein bisschen vor mich hin, was wir machen, wenn Kinder das Laufen verweigern, weil es regnet (denn: wir wandern zur Herberge - morgen hin, am Freitag zurück; und zwar bei jedem Wetter), wenn ein paar Schlafsäcke vergessen wurden, wenn es abends und nachts Heimwehtränen gibt, und dann google ich noch nach den Antworten für die Naturrallye.

Lehren bildet :)

1 Kommentar:

  1. Habe zuerst gelesen: "meine mitreissende ..Lehrerin", dabei heißt es "mitreisende", aber es passt wohl beides! Das Allerwichtigste ist für die Kinder das soziale Leben, das, was ohne die Lehrpersonen "abgeht", deshalb ist Zeit ohne Programm ungeheuer wichtig für die! Und Euch entlastet es....
    Viel Freude im Landschulheim- auf dass Ihr alle heulen möget, wenn die schöne, aufregende Zeit rum ist!
    Sonja

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