Montag, 26. September 2011

Wiedersehensglück

... sich geborgen zu fühlen in Begegnungen mit alten Lehrern, in Umarmungen mit Mitschülern ...
... mit Namen begrüßt zu werden, erkannt von so vielen, so viele erkennend, ein echtes Interesse des Gegenübers, das Gewahrwerden vieler Anknüpfungsfäden ...
... innere Verbindung zur Schule und der Zeit in ihr zu spüren, nach einem Vierteljahrhundert  - vieles fühlt sich an wie früher, manches ist neu gewürzt, alles gereift, und doch sind wir plötzlich wieder ganz jung, dort auf dem Schulflur ...
... einmal mehr mir bewusst zu werden, dass ich von dieser Zeit zehre, bis heute ...
... zu staunen, dass unsere Russischlehrerin ein paar Unterrichtsszenen ebensogut wie wir  in Erinnerung hat, und dabei lauthals und voller Begegnungsstrahlen mit ihr auf dem Schulflur zu lachen …
... und dann den lang pensionierten Erdkundelehrer leicht überfordert zu sehen, als wir ihm erklären, was wir aus seinem Unterricht fürs Leben mitgenommen haben, und auch seine Marotten Wort für Wort wiederholen können - da sagt er nur ganz schüchtern: "Ja, das habe ich immer gesagt" - und erkennt uns wohl noch immer nicht ...
… sich an Geschichten von Klassenfahrt und nächtlichem Zimmertausch zu erinnern, und wie unser Klassenlehrer im Streifenpyjama plötzlich in der Tür stand, wir in fremde Betten flüchteten und uns vor Prusten über die Schlafanzuglehrerbeine nicht mehr halten konnten - und dann kurz seufzen, weil der schon lang nicht mehr lebt …
... ebenfalls zu seufzen, ein Erinnerungs-Aaahhh auszustoßen, als wir die Fotos der Deutsch- und der Englischlehrerin an der Wand entdecken, weil wir genau diese beiden Frauen heute so gern hier treffen würden - und doch nicht wissen, ob und wo und wie sie noch leben, nachdem wir nur irgendwo läuten gehört haben, dass sie in der Wendezeit keinen einfachen Weg gehen konnten ...
… mit den Klassenfreunden zum alten Schulgebäude zu schlendern, ein zugewucherter Ehemals-Schulhof voller Wisst-Ihr-noch-Ecken, über einen Bauzaun zu klettern (fast wie damals: da war es eine Mauer, die auf dem unerlaubten Weg zum Bäcker überwunden werden wollte), und die Reste der Weitsprunggrube im Unkraut zu erahnen - die Sandgrube, in der wir uns einst in einer Freistunde an einer chemischen Explosion versuchten, von der wir glücklicherweise mit heilen und vollzähligen Fingern herauskamen …
... ungläubig die Fotos der riesigen Rechenmaschinen zu sehen, an denen wir programmieren gelernt haben ...
... zu schmunzeln, als die jetzigen Schüler, die uns im Schulcafe etwas verkaufen und erzählen vom Heute ihres Schullebens, als die uns dann fragen: "Und Sie waren noch auf der EOZ?" - "Auf der was? ... Ach so, Ihr meint: EOS. S wie Schule" - da wird uns bewusst, wie alt wir sind, dass Zeit und Umstände unserer Schuljahre für die Heutigen Geschichte ist ...
... uns zu unterhalten: "Wisst Ihr noch, was Ihr im Aufnahmegespräch gefragt wurdet?" - und ja, manche wissen es noch, was man sie in dieser Gewissensprüfung gefragt hatte - und das können die Heutigen ja erst recht nicht verstehen: nach der Mathematikklausur mussten wir eine solche Prüfung der rechten politischen Gesinnung bestehen, um auf die Schule gehen zu dürfen ...
Das ist wirklich Geschichte - und doch immer noch präsent.
Ein langes, prallvolles Wochenende - mit erstem Gedankenaustausch zum Wann und Wo des Klassentreffens im nächsten Jahr, wenn unser Abitur ein Vierteljahrhundert her sein wird. Schon jetzt Vorfreude darauf, auf die Vertrautheit, die sich bei all unseren Treffen immer eingestellt hat ...
... das alles war mein Wiedersehensglück des Wochenendes.

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