Montag, 11. Juli 2011

Zuhörkeime

Ich kann nicht gut von meinem Sein erzählen, es gar argumentativ verteidigen.
Neulich, im Lehrerzimmergespräch.

"Wie möchtest Du alt werden?", hatte mich eine gefragt.
Einwände, von allen Seiten, mit allen Stimmen gesprochen, als ich noch gar nicht begonnen hatte - man muss sich doch um das und das sorgen - und: wo bekommt man denn dann noch Beglückungsmomente her - und: in bestimmten Dingen ist man einfach Zwängen unterworfen - bringt mich zu einem zögerlichen: Also, für mich ist das so und so ...
Wieder Einwände.
Und ich verstumme.

Dabei fühle ich mich innerlich so sorgenarm, so beglückungsmomentenreich, so frei wie selten. Und weiß, dass das trägt. Auch für länger, auch für später. Doch mein Zarterzählen lasse ich mir von den anderen immer sogleich wieder zerplatzen.
Und so bin ich in solchen Gesprächen zumeist schweigsam. Innerlich ruhig und ahnend, dass es keine Seifenblasen sind, von denen ich zu erzählen hätte. Aber die Worte bleiben in mir versteckt.

Jedoch:
Oft bedanken sich die anderen hinterher für mein Zuhören.
Vielleicht ist das ja der einzige Weg, wie ich von meinem Sein erzählen kann?
Sageworte zur Überzeugung finden - geht nicht.
Mein So-Sein austeilen - geht nicht.
Es von außen in jemanden hineintragen - geht nicht.

Allein das Zuhören ist vielleicht der Keim, aus dem heraus es wächst. Wachsen kann.
Was?
ES eben.

2 Kommentare:

  1. Oh Uta, welch wundersamer Blumenstrauss da heute zusammenkommt, Schweigeblume, zarte, und jetzt auch noch diese von dir hier.
    Als läge Es in der Luft.
    Danke dir!
    Gabriela

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  2. Der Text macht mich gnaz nachdenklich. Wie oft, denke ich, reden Menschen andere "in Grund und Boden" - monopolisieren Gespräche, haken sofort ein,- oft noch bevor man überhaupt einen Gedanken zu ende formuliert hat - schweigen nicht mal eine Weile um Gesagtes auf sich wirken zu lassen.
    Mein Mann verstummt so oft bei Gesprächen, die mit mehr als vier Menschen (oft auch schon da..) stattfinden. Weil es einfach nicht geht, sich einzubringen - weil man spürt, dass zu schnell drübergefegt wird.
    Wäre schön, wenn dies die richtigen Leute lesen - und sich damit auseinandersetzen würden.

    herzlichst

    Ellen

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