Samstag, 29. August 2009

Mein Ferien-Ich

Ich sitze abends auf dem Schreibtisch-Drehstuhl, Beine hochgelegt, telefoniere mit einem Freund, der sich anschickt, Lehrer zu werden, und werde von ihm interviewt. Werde befragt nach Tipps, Tricks, guten Ratschlägen, goldenen Worten für den Einstieg, denn am Montag geht es bei ihm los.

Und da plaudert es aus mir, flüssig und ohne Unterbrechung, über Arbeitsorganisation, Stoffverteilung, Umgang mit schwierigen Klassen, Über-Wasser-bleibe-Hilfen für den Berufseinstieg, gute Lehrbücher, Arbeitsblätter ... so als hätte ich heute und gestern und letzte Woche und letzten Monat nichts anderes getan als genau darüber zu reden.

Mein Ferien-Ich allerdings steht ein bisschen befremdet neben diesem Lehrer-Ich, schaut es verwundert von der Seite an, fragt sich, warum dieser Mund diese Fremdsprache plötzlich beherrscht, wie dieser Kopf diese vielen Gedanken, Fakten, Details plötzlich aus dem Nichts zaubert. Ja, es kommt mir vor, als wäre das gar nicht ganz ich, die da redet. Ganz fremd ist mir mein Lehrer-Ich, ganz fremd bin ich mir selbst!
(Und A., falls es Dir auch so vorgekommen sein sollte gestern: Jetzt weißt Du wenigstens, warum.)

Dass man so sehr in den Ferien angekommen sein kann ... verwunderlich.
Und wunderbar!

Denn während ich vormittags als Ergänzung zum Telefonat dem Freund ein paar Dateien per E-Mail sende, erinnert sich mein Lehrer-Ich daran, dass es ja nur noch zwei Wochen sind und was bis Schuljahresbeginn alles erledigt sein muss.

"Oh nein, heute noch nicht!", sagt mein Ferien-Ich. Recht hat es. Morgen reicht auch noch. Oder übermorgen.
Und so versinke ich als Ferien-Ich im Hier und Jetzt und genieße es, die Fremdsprache ganz schnell wieder vergessen zu dürfen. Wenigstens noch für ein paar Tage ...

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