Samstag, 8. August 2009

Meine Ferien und ich

Seit zwei Tagen sind wir daheim von einem Kurz-Besuch in Berlin, seit zwei Tagen sind also richtig Ferien.

Aber ...

... wenn wir nach dem Heimkehren realisieren, dass all unsere schwarzen Johannisbeeren am Strauch vertrocknet sind, einfach weil wir es vor der Abfahrt nicht mehr geschafft hatten, sie zu ernten ...

... wenn ich mich zu einem ersten Schwimmbadbesuch mit den Kindern durchringe - vom Sohn argumentativ besiegt, denn er hatte schließlich beim Opa schwimmen gelernt und wollte dies vorführen, berechtigterweise - und dort gleich mal 15 meiner Schüler treffe (und die restlichen treffe ich dann in Eiscafe, Spielzeuggeschäft und Supermarkt) ...

... wenn ich während einer umfassenden Haus-Aufräum- und Putz-Aktion, welche, weil sie die erste in den Ferien ist, ohnehin immer grausame und launeverderbende Dreck- und Gerümpelecken zutage fördert - wenn ich also währenddessen eine Liste erstelle, was alles in den Ferien erledigt werden sollte-müsste-könnte, und diese Liste auf eine stolze Länge von 170 Punkten kommt (Schulangelegenheiten schon inklusive, immerhin) ...

... wenn der Auf-der-Durchreise-Besuch glatte zwei Stunden vor der angekündigten Zeit erscheint und ich die erste der beiden Besuchsstunden fieberhaft damit beschäftigt bin, mich selbst in einen Besucher-angemessenen Zustand zu bringen und dann in der Küche aus dem Nichts einen Kuchen und aus der Kaffeemaschine die gewünschten Anzahlen und Sorten von Kaffee und Tee zu zaubern ...

... wenn ich zwischen zwei Einkäufen in Supermarkt A und Supermarkt B auf dem Parkplatz gedankenversunken in Tränen ausbreche wegen einer Sache, die mit den Ereignissen dieser Tage nichts und mit den Einkäufen schon gar nichts zu tun hat, wenn ich dabei die Tochter für einen Moment aus den Augen lasse und diese verdammt dicht hinter einem rückwärts fahrenden Auto vorbeischlendert ...

... wenn wir abends die Kinder im Zelt zum Schlafen bringen wollen - ein lang erwartetes Ferienereignis - und diese stundenlang noch herumwirbeln, Plätze tauschen, streiten, weinen, wenn die Tochter ca. 17 mal das Zelt verlässt, so dass unser Zu-zweit-Rotwein-Tagesabschluss reines Gedankenspiel bleiben muss ...

... dann möchte ich meine Ferien einfach nur anbetteln, doch ein wenig liebevoller mit mir zu sein. Mir doch bitte ihre guten und besten Seiten zu zeigen, weil ich die so bitter nötig habe.

Oder: sollte vielleicht ich liebevoller sein - mit ihnen, meinen Ferien, und mit mir? Versöhnlicher und geduldiger auf uns beide schauen, uns eine Eingewöhnungszeit zugestehen, beiderseitiges Ankommen in diesen gemeinsam zu verbringenden Wochen zulassen?

Ein Ankommen, so wie während dieser Nacht im Zelt. Zwar stand das Haus mit seinen Toiletten, Wasserhähnen, Kleiderschränken, Lichtschaltern und der Kaffeemaschine direkt daneben, aber doch: Schlafen im Freien, nachtkühle Luft, wohltuende Stille, taufrische Morgenatmosphäre - das war echt und fühlte sich nach Ferien an.
Und wenn mein Mann frühmorgens aus dem Zelt blinzelt und in die wundervolle Ruhe hinein fragt "Und wo ist der See?", dann zaubert diese Frage natürlich keinen See herbei, aber doch eine Stimmung. Eine Stimmung auf Saiten, die auch ich in mir zum Schwingen bringen kann, hoffentlich.

Nach diesem Gedanken übrigens ging ich duschen. Denn ein See ist hier in der unmittelbaren Umgebung wirklich nirgends aufzutreiben.

1 Kommentar:

  1. Bist du nicht bereits dabei anzukommen? Es hört sich doch ganz danach an. Manchmal sind die Taten zuerst und helfen, gefühlsmässig zu erwachen, ein andermal wecken uns die Gefühle und machen Mut zur Tat. Lass es werden. Für mich sind 170-Punkte-Listen Gefühlstöter, aber das muss ja nicht bei jedem so sein! :-)
    Ich wünsche dir, dass sich solche Parkplatzerlebnisse nicht wiederholen müssen! ....? und bin sicher, dass du den See noch finden wirst.

    Herzlich
    Gabriela

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