Das Auge sagte eines Tages: „Ich sehe jenseits dieser Täler einen von Nebel verschleierten Berg mit azurblauen Flanken. Seine Schönheit hat mir die Augen geöffnet.“
Das Ohr fragte sich, nachdem es dem Gehör geschenkt hatte: „Aber wo ist denn dieser Berg? Ich begreife es nicht.“
Dann sagte die Hand: „Ich strecke die Hand weit aus, aber vergeblich. Und da ich nur an das glauben kann, was meine Finger berühren, gibt es dort keinen Berg.“
Und die Nase erkundigte sich: „Welcher Berg? Solange er mich nicht durch seinen Duft erfaßt, kann ich seine Existenz nicht riechen.“
Da wandte das Auge sich ab, und die anderen begannen über seine seltsame Illusion zu diskutieren. Sie sagten schließlich einstimmig: „Es ist sicherlich eine Schwäche im Auge.“
(Khalil Gibran)
Dienstag, 4. Mai 2010
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