Donnerstag, 7. August 2014

Tag 1: Prag - Melnik


ein schweres Losfahren diesmal, eigentlich finde ich den ganzen Tag nicht recht ins Weg-Gefühl hinein, das Treten ist und bleibt schwer bis abends, wohl immer noch aus Schulerschöpfung? oder weil es zu viel gutes Essen und Bier in Prag gab?
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immerhin haben wir den Vorstadtbeton bald hinter uns und kommen aufs Land, entlang einer sich durch Felsen windenden Moldau, mit lebenden und lächelnden Menschen, am Wegesrand verwunschene Hexenhäuschen, abgehalfterte Industriebauten, in jedem Dorf ein Schlösschen, und überall natürlich die Platte – apropos Platte: weil die hier schon immer anders aussah als unsere heimische DDR-Platte, löst selbst dieses für die Landschaft nicht gerade kleidsame Sozialismusüberbleibsel Urlaubsgefühle in mir aus – die Kindheit ist eben fest im Innern verankert
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ach menno, was treten wir heute mühselig, die Kilometer auf dem Tacho wollen gar nicht weiterrutschen (aber das sagte ich ja schon)
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dass wir wenigstens nur gefühlt ein Schneckentempo haben, zeigt sich daran, dass wir andere Radler an jeder Ecke wiedertreffen, unter anderem eine sehr nette italienische Großfamilie (oder sind es zwei oder drei oder vier Familien?) – oder schneckeln heute vielleicht alle? vielleicht weil wir subtilen Gegenwind haben?
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kurz vor Zieleinlauf noch eine wahre Sportseinlage: kein Weg führt an einer Pipeline-Brücke und also daran vorbei, die Räder 50 Stufen hoch und am Ende wieder 50 Stufen runter zu tragen – jetzt wissen wir, dass wir die Räder nicht mit Gepäck geschleppt bekommen (zu Studentenzeiten konnte ich das) und dass ein weiter Ausblick von oben nicht in jeder Situation für einen solchen Kraftakt zu entschädigen vermag
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ein Abendgeschenk: als wir kurz vor Melnik ein paar Dörfer durchqueren, an deren Straßenrändern die alten Frauen sitzen, so wie sie wohl schon immer dort gesessen haben, da scheint in mir das Gefühl auf, jetzt für viele Tage auf der Straße sein zu dürfen und hier Atem zu finden, wie ich ihn brauche
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die Stadt liegt natürlich hoch erhoben über dem Fluss, der Sohn hängt mich bei der Auffahrt gnadenlos ab und fährt dann aber – hihi – zu weit, so dass doch ich zuerst vor unserem Hotelchen stehe :) – der Tag endet abendsonnenbeschienen gut

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