Samstag, 9. August 2014

Tag 3: Litomerice/Pistany - Hrensko


dass es auch in dieser Pension wieder erst ab 8 Uhr Frühstück gibt, erspart uns familieninterne Diskussionen um frühe Aufsteh- und Abfahrzeiten:) – und dass der Tag drückend zu werden droht und wir nicht schon in den frischen Morgenstunden ein paar Kilometer weggeschafft haben, bedaure ich genau so lange, bis wir wieder am Fluss sind und merken, dass dieser uns kühlen Wind schenkt, den ganzen Tag lang (wenn der jetzt bitte noch in unsere Richtung schieben würde – aber man kann eben nicht alles haben)
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die Landschaft wird mittelgebirgig, zunächst sanft und vertraut, fast wie bei uns zu Hause, später tauchen erste Steine auf den Bergkuppen auf, bis wir abends mitten in den Felsen der Böhmischen und Sächsischen Schweiz sind – hach! (in mir kriechen leichte Neidgefühle auf die Leute auf, die gerade in Wanderschuhen vom Berg kommen, dabei weiß ich doch, dass ich mit meiner schmerzenden Haxe keine drei Stunden lang tauschen wollte – es verlockt aber genug, für morgen früh immerhin ein Zu-Fuß-Stündchen einzuplanen)
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es ist doch seltsam: entlang des gesamten Flussweges bisher waren uns diese vielen Imbisse aufgefallen, an jeder idyllischen oder nichtidyllischen Flussecke wurde dem Verhungern und Verdursten Einhalt geboten (wir erinnerten uns dabei fast schon mit Schaudern an so manche Tage in radfahrerversorgungsfreien brandenburgischen und hessischen und sonstigen Landen), nur hatten wir das bisher kaum genutzt – heute aber, wo wir wollen und dürsten und ein wenig schon hungern, da bleiben die Imbisse aus (und die Ortschaften mit Gasthäusern auch, wenn man mal von Usti nad Labem absieht, das wir aber anfangs unserer Durststrecke passierten und, weil man es nicht gesehen haben muss, links liegen ließen) – offenbar sind wir besonders untalentiert darin, unsere Bedürfnisse den Gegebenheiten der Strecke anzupassen – wir üben weiter
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eine unspektakuläre Landesgrenze kurz vor unserem Tagesziel, das wir allerdings noch einmal auf der tschechischen Flussseite gewählt haben, dafür dürfen wir Fähre fahren (Zugang nur über Treppenstufen – nee! – und upps: die deutschen Preise!)
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schade, dass die Tschechientage vorbei sind – gern fahre ich wieder hierher (nicht, weil wir viel zu wenig Oblaten gegessen haben:), und erst recht nicht weil hier alles weniger kostet – das ist manchmal eher zum Schämen, wenn die Leute am Nachbartisch drei Eiskaffees in Folge trinken und über die Preise lachen – irgendwie ist es mir gerade hier wieder besonders präsent, wie wenig Geld wir früher im Urlaub hatten bzw. wie wenig unser Alugeld wert war) – ich habe es bedauert, keine kleinen Schwätzchen am Wegesrand führen zu können, nichts zu wissen, nichts zu erfahren über das Leben hier (außer das, was die Augen sahen), aber ich nehme das Lächeln und die Freundlichkeit der Dörfer mit und schmunzele ein wenig über mich und meine Vorabangst, wie das wohl im fremden Sprachbarriereland werden wird: ich bin mir sicher, hätten wir Weg, Geld oder Luft im Reifen verloren, wäre uns an jeder Ecke geholfen worden, notfalls unter Zuhilfenahme von Händen und Füßen und des gesamten Dorfes – die Bilder von Immer-noch-Ruinen und hunderten „Na prodaj“-Schildern („Zum Verkauf“) an Häusern, Gehöften, Industrieanlagen nehme ich allerdings auch mit
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Einschlafen unter Bachrauschen, mit Vorfreude auf den Besuch der Schlucht morgen früh, auf das Fahren im Sächsische-Schweiz-Elbtal (daran, dass Samstag ist und folglich noch drei andere Radfahrer unterwegs sein werden, denke ich lieber noch nicht) und auf die Ankunft in „meinem“ Dresden

3 Kommentare:

  1. Was ich schon lange mal sagen wollte (und nie getan habe): Ich finde Ihre Reisebeschreibungen wunderbar, sehr lesens- und nachahmungswert.

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  2. Oh, danke für diese Blumen - die freuen mich sehr!
    (Hab ja auch extra das Tablet mit auf die Reise geschleppt, damit es sich besser tippt.)

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