Donnerstag, 22. Oktober 2009

Hochrechnung

Der sogenannte Arbeitsplan ist im Arbeitsalltag eines Lehrers eine wichtige Sache. Man verteilt den Gesamtlehrstoff gleichmäßig und sinnvoll auf die Gesamtunterrichtszeit des Schuljahres, unter Berücksichtigung von Feiertagen, Klassenarbeiten und geplanten Schullandheimaufenthalten des gesamten Jahres. Das Ganze wird in eine tabellarische Übersicht gebracht und dann gut sichtbar vorn im Leitz-Ordner deponiert (oder dort, wo man eben seine gesammelten Unterrichtsvorbereitungen abheftet).

Jetzt kann man also richtig losunterrichten. Die Vorteile liegen auf der Hand:
Man bemerkt sofort, wenn man mal eine Woche im Stoff zurückliegt (wegen Krankheit etwa, soll vorkommen) – und fühlt sich dann gleich doppelt schlecht, weil man das in Mathe und Physik niiieee wieder aufholen kann, sagt die Erfahrung.
Man bemerkt sofort, wenn man mal eine Woche dem Plan voraus ist. (Kommt praktisch nie vor, daher kann ich hier nicht berichten, wie man sich dabei fühlt.)
Man bemerkt sofort, wenn man gut und richtig in der Zeit liegt – und fühlt sich ganz unsäglich stolz, erstens weil man offenbar einen guten Plan geplant hat, und zweitens weil man sein Unterrichtstempo offenbar diszipliniert einhält.

So weit, so gut.
Als ich meine Lehrerkarriere begann, erstellte ich diese Arbeitspläne – so wie man es uns in der Lehrerausbildung nahelegte – stets schon zu Beginn der Sommerferien, damit alles auch wirklich gut durchdacht war und dennoch die Chance bestand, es noch 257mal umzukonzipieren.
Aus der Obhut des Lehrerseminars entlassen und ein wenig routinierter geworden, stellte ich fest, dass sich der Zeitpunkt meiner Arbeitsplanerstellung immer mehr in Richtung Ende der Sommerferien verschob.
Irgendwann wurden meine Arbeitspläne gar erst in der ersten Schulwoche fertig.
Doch damit nicht genug: Heute – ja heute: es läuft Woche sechs nach Schuljahresbeginn!!! – muss ich kleinlaut berichten, dass ich meine Arbeitspläne noch immer nicht erstellt habe. Nicht im Geringsten. Stellt sich die Frage, wie ich die vergangenen fünf Wochen überhaupt gescheit unterrichten konnte … Meine Güte!

Mein Kopf macht sich sofort an eine Hochrechnung:
Wenn das in diesem Tempo weitergeht, werde ich – bei einer zu erwartenden Lebensarbeitszeit bis ca. 70 und bei einer nicht signifikant veränderten Schuljahresdauer – die Arbeitspläne gegen Ende meines Berufslebens wieder zum Schuljahresbeginn fertiggestellt haben. Des jeweils nächsten Schuljahres nämlich ;-)))

2 Kommentare:

  1. :)) wie offen und flexibel du dadurch sein kannst und wie viel mehr du die schüler wahrnehmen kannst, so frei ohne plan !

    liebe grüße heike

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  2. Liebe Uta,

    stimme mit deiner Erfahrung was die Pläne angeht zu 100% überein!

    Habe noch keine erstellt für dieses Schuljahr, o weia!

    Susanne

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