Dienstag, 5. Januar 2010

Raum schaffen

'Raum schaffen', das kann übertragen gemeint sein: der Raum in meinem Innern, oder wörtlich: der Raum, den ich in Kubikzentimetern, Kubikdezimetern, Kubikmetern messen kann. Manchmal hängt beides eng miteinander zusammen.

In den letzten Monaten quoll mein Schreibtisch über. Für die, die meinen Schreibtisch in natura kennen: ich weiß, "überquellen" ist ein sehr relativer Begriff :) (Für alle anderen sei kurz gesagt: mein Schreibtisch ist riesig.) Dennoch - für mein Empfinden war er zu voll belegt, die verbleibende freie Fläche zu klein. Beim Arbeiten für die Schule brauche ich Platz, um Blätter hin- und herzuschieben, sonst fühle ich mich beengt. Um so mehr gilt dies, wenn ich meine Gedanken zu Papier bringen will. Je mehr Freiheit der Tisch bietet, um so freier werden meine Gedanken und Wörter. Seltsam vielleicht, aber so ist das bei mir.

Diese riesige Tischfläche ist also in den letzten Monaten mehr und mehr vollgestellt und vollgelegt worden von Dingen, die woanders - in Reichweite des Tisches - keinen Platz fanden.
Und andererseits gibt es da eine Über-3-Meter-Regalwand neben meinem Tisch (die wir einst extra aus Berlin hertransportiert hatten, weil nur dieses Regalsystem unserem Dach"stübchen" höhenmäßig auch nur annähernd gewachsen ist), welche oben noch Luft hat, weil die obersten Bretter noch längst nicht auf der höchsten Ebene eingesetzt sind.

Nun also heute folgende Aktion:
riesige Leiter geholt - oben drei neue Bretter eingesetzt - allen Inhalt eine Etage höher befördert - in der Mitte, in guter Reichhöhe, drei leere Fächer entstehen lassen.
(Warum nur bin ich nicht eher darauf gekommen?)
Raum geschaffen!

Ein Fach für Krimskrams: Stifte, Locher, Zettel, Taschenrechner, Scheren ...
Ein Fach für Schulsachen, für jede Klasse einen Stapel, die mit einem Griff verfügbar sein müssen.
Soweit die Pflicht.

Blieb ein Fach für die Kür:
Für Bücher, Hefte, Briefe, Texte, Entwürfe, allerlei Geschriebenes, das zumeist erst in den letzten Monaten den Weg zu mir fand, das aber von nun an alltäglich in meiner Griffweite sein möchte. Das nicht mehr in die Randstunden und Randzonen des Lebens verschoben werden möchte. Das sich bis heute auf meinem Schreibtisch türmte, weil es keinen eigenen Raum hatte, das dort störte irgendwie, das deswegen ständig hin- und hergeschoben wurde.

Für all das gibt es nun Raum in einem wunderbar leeren Regalfach. Ein angemessener, würdiger, eigens ihm zugedachter Raum - das sehe ich auch symbolisch. Aus einem simplen Regalfach wird eine Art Lebenselixier-Raum für mich - gefüllt mit Nahrung und Atemluft, Weite und Licht. Ein Raum, in dem mein Tasten und Suchen, mein Sehnen und Ahnen, mein Gehen und Innehalten zu Hause sein werden.

Fühlt sich gut an: ein derart gefülltes Regalfach und ein derart leerer Schreibtisch. Beides schafft Raum in mir. Natürlich gäbe es meinen inneren Raum auch ohne eigenes Fach, aber so wird er mir greifbarer, sichtbarer, spürbarer.
Hach, es fühlt sich einfach gut an.

5 Kommentare:

  1. Liebe Uta,

    dein Post hätte doch tatsächlich auch von mir stammen können :-))
    wir hatten fast gleichzeitig die gleichen Ambitionen uns Raum zu verschaffen. Ich habe damit am 30.12 angefangen, da wir am 31. Übernachtungsgäste hier hatten und unser Arbeitszimmer, welches auch gleichzeitig Gästezimmer ist, nur durch eine kleine Schneise zu betreten war. Mir hat es so viel Spaß gemacht diesen Raum freizuschaufeln ;-) das ich am Montag mit den Regalen weitergemacht habe. Ich habe Bücher und Cds aussortiert, habe Kisten, die noch immer von unserem Umzug dort standen, ausgepackt und durchforstet mich von Dingen getrennt, und habe mich wirklich sehr gut dabei gefühlt. Endlich ist wieder Platz, wieder neuer Raum entstanden, nicht nur im Arbeitszimmer, nein auch bei mir, da ich mich endlich von altem Ballast habe trennen können. Nun ist Raum für Neues entstanden, passend zu neuen Jahr, was es sein wird weiß ich noch nicht aber ich werde es annehmen können und mich darauf freuen.

    Liebe Grüße
    Rina

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  2. glückwunsch!
    hört sich so richtig ge-feng-shui-iet an....

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  3. Also, ehm, hier würde auch noch so einiges nach neuen Plätzen lechzen....

    Ich freue mich für dich! Du hast tatsächlich den grössten Schreibtisch, den ich je bei jemandem gesehen habe.
    (Der Vorteil von kleinen ist höchstens der, dass ihre Kapazität früher erschöpft ist, dass also früher Umräumaktionen nötig sind, dass also die (ohnehin kleineren) Regale früher voll sind, sodass sich höhere Stapel bilden, überall. Unerfreuliche Superlative, die mich nicht stolz machen.)

    Hoffentlich hast du in diesem Schwung dann auch die verbliebenen Korrekturstapel wegarbeiten können.

    Lieben Gruss
    Gabriela

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  4. Liebe Gabriela,

    das mit dem "größten Schreibtisch" musst Du doch nicht so laut sagen :) (wobei: Du kennst wohl nicht sooo viele Lehrerschreibtische - denn da fallen mir noch einige in diesen Dimensionen ein). Allerdings diente in den letzten Wochen 3/4 als Ablagefläche, nur 1/4 war leer. Das Verhältnis ist nun etwa umgekehrt, wer weiß wie lange? Schul-Arbeit produziert pro Monat etwa einen Kubikmeter Papiere, gefühlt.
    Und der große Raum, den ich hier habe, ist leider dafür verantwortlich, dass ich diese Papiermassen immer erst viel zu spät weg- und aussortiere.

    Und ja, ich habe begonnen zu korrigieren, ziemlich freudlos, naja. Von 89 auf 64 bin ich schon gekommen. Hab' ja noch drei Tage ...

    Liebe Grüße
    Uta

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  5. Du schreibst, was ich fühle. Es ist schon sehr seltsam, dass man das liest, was man vorhin eben gedacht hat.

    Alles Liebe
    ninifee

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