Mittwoch, 13. Januar 2010

seltsam watteweich

Seltsames Gefühl das.
Nicht ganz ich, nicht ganz nicht-ich.
Nicht ganz hier, nicht ganz nicht-hier.
So stand ich heute vor meinen Klassen.

Immer nach den Ferien muss ich das Sein in meiner Rolle ein wenig neu erlernen. Heute war es seltsamer als üblich. Ein watteweich-Gefühl, ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll.

Watteweiche Stimme, kein Kern, keine Resonanz in mir, kein Hell im Klang, kein in den Raum strömender Ton, keine Resonanz in den Schülern, nur watteweich gedämpftes Zähefließen.

Watteweiche Gedanken, kein Echo auf Schülerworte in mir, keine schlagfertigen, spritzigen Reaktionen wie sonst, kein klarer Gang durch das, was ich heute „Unterricht“ zu nennen kaum wage, nur Verirrungen in meinen eigenen Kopfwegen, nur gedämpft watteweiches Trägefließen.

Watteweiches Gefühl, dort und nicht-dort zu stehen.
Bin ich in mir? Bin ich neben mir?
Wie sähe ich aus, wie hörte ich mich an, wenn ich mich neben mich stellte?
Und ich stand ja wie neben mir. Und dachte nur: "Seltsam, bist das du?"

Neugierig wäre ich auf den Spiegel, den blank geputzten Spiegel der Schüler.
Was war Frau Rebis heute für eine?“ – Wenn sie nur nicht so fein wären, meine Schüler, könnte ich dort vielleicht eine Antwort bekommen. Eine Antwort auf die Frage, wo ich heute war, wie ich heute war, wer ich heute war.

Denn ich selbst, ich weiß so gar nicht, was das sollte, dieses.
Ich wundere mich ...
(... am meisten darüber, dass ich mir das Wattesein zugestanden habe ...)

2 Kommentare:

  1. Liebe Uta
    ich finde es spannend und stark, wie du in dein Gefühl hinein lauschst. Ich hoffe für dich, dass es dir etwas mitteilen kann, einen kleinen Baustein auf dem Weg zu dir. Hast du keinen Schülerspiegel, den du fragen kannst, wie er dich erlebt hat? Denkst du, die sind schon so wach, dass sie das merken, als deins erkennen? Unsere Kinder beziehen Stimmungsschwankung ihrer Lehrer erst mal auf sich, aber ich habe den Eindruck, dass diese massiv sein müssen, damit sie sie mitbekommen. Schliesslich sind sie mit ihren eigenen Phasen gut beschäftigt..
    Sei gut unterwegs!
    Gabriela

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  2. Danke, Gabriela,- hm - auf dem Weg zu mir - ja, vielleicht sollte ich es so sehen. Zuerst war da ein Defizit-Gefühl: wenn ich so bin, werde ich meiner Rolle, meinem Lehrermantel nicht gerecht. Dann das Zugeständnis: es ist legitim.
    Später vielleicht kann es die Erkenntnis sein, dass mein derzeitiger Mantel zu sehr Verkleidung ist, dass ich ihn umnähen muss, wenn er mir auf lange Sicht besser passen soll?
    Schülerspiegel: die bekommen das ganz sicher sehr sehr mit, auch wenn sie es dir am Nachmittag nicht mehr erzählen. Lagen ja noch x andere Erlebnisse dazwischen, und es ist ja auch nicht wichtig für die Schüler - es sei denn, ich schreie sie an oder bin ungerecht. So war ich ja aber nicht.
    Nun, die "Großen" (12er) könnten das vielleicht sogar formulieren, wenn sie sich trauten. Aber der Schulflur zwischendurch ist nicht der richtige Ort und die richtige Zeit für ein solches Gespräch.

    Einen lieben Gruß
    Uta

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