Sonntag, 31. Januar 2010

Liebes-Sehnsucht

„Gott weckt in der Seele wunderbare Empfindungen und unvergleichbare Antriebe zu seiner über alles erhabenen Güte hin. Er drängt sie und treibt sie an, ihn zu lieben. So rafft sie sich denn mit aller Kraft auf, um sich zu ihrem Gott hinaufzuschwingen – kann aber nicht weiter, kann nicht lieben, wie sie es sich wünscht. Welchen Schmerz fühlt sie da, einen Schmerz, der seinesgleichen nicht hat. Während sie mächtig angetrieben wird, ihrem Vielgeliebten entgegenzufliegen, wird sie gleichzeitig zurückgehalten und kann sich nicht erheben.“

(Franz von Sales, 1567-1622)

Es ist schmerzlich, wenn sich die Liebe nicht auf Schwingen emporhebt, so wie ich es ersehne. Der Schmerz ist nicht kleiner, wenn es um die Liebe zu mir selbst geht.

Oft kann ich mich nicht so lieben, wie ich es wünschte. Zuweilen schaue ich verächtlich-verzweifelt auf meine Unzulänglichkeit. Da bleibe ich verstrickt in alte Muster der Ablehnung meiner selbst. Derart gefangen zu sein, tut weh, bildet eine Blockade aus Schmerz, Kummer und Ärger.

Erlaube ich diesen Energien, mich zu überwältigen, füge ich mir Schaden zu. Mir, meinem Körper und meinen Beziehungen zu anderen Menschen.
Unterdrücke ich diese Kräfte, lasse sie nicht an die Oberfläche dringen, lenke ich mich davon ab, kommt der Schmerz später mit gewaltigerer Wucht zurück.

Nein, statt meinem Schmerz davon zu laufen, will ich mich um ihn kümmern wie eine Mutter um ein weinendes Baby. Ich höre sein Schreien, und ich lächle ihm zu. Ich sehe es aus dem Innersten erbeben, und mich erfasst ein warmes Gefühl. Ich erkenne sein Leiden, und ich umarme es.

Mit all meiner Geduld will ich ausharren, bis mir geschenkt wird, was ich ersehne:
Mich in mein So-Sein fallen lassen zu können, voller Vertrauen, dass dieses Hier-und-Jetzt-Ich jenes Ich ist (und immer schon war), welches ich werden möchte. Befreit zu werden von der Fessel des ewigen Versuchens, jemand anderes zu sein. Statt dessen durch das Tor der Absichtslosigkeit zu schreiten.
Hinter diesem Tor erst werde ich den Mut finden, mich mir selbst zuzumuten. Dann erst wird mein Ja zu mir selbst, zu meinem Leben, zu meinem Weg wahrhaftig und bedingungslos aus der Tiefe meiner selbst ertönen.

2 Kommentare:

  1. verstehe ich gut!
    habe grad dazu in meinem blog zwei bücher empfohlen- besonders gut finde ich für unsereins: schritt für schritt zur freude zurück, von yvonne dolan

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  2. Das ist das Gute, wenn man selber Kinder hat. Es wird einfacher, sich dem eigenen, inneren Kind liebevoll zuzuwenden. Man weiss, was es heisst, eine Mutter zu sein. Zumindest ist es mir so gegangen. Deine Worte haben ein ganz stilles Lächeln in mir wachgerufen.

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