Dienstag, 3. November 2009

Wege

Wir waren nur wenige Tage unterwegs, aber wenn ich hier immer wieder meine Urlaubsbilder durchschaue, bin ich selbst erstaunt, wie viele Wege wir in dieser kurzen Zeit gegangen sind, wie verschiedenartige Wegabschnitte zurückgelegt haben.


Da ging es auf seichte, sonnige Wiesen

ebenso wie an felsigen Hängen vorbei.

Wir durften in unglaubliche Farben eintauchen

und Weite atmen.

Aus schattigem, saftigem Grün führte uns der Weg

zuweilen in karge Landschaft hinüber.

Auf dem Weg lagen uns Steine,

am Wegesrand sahen wir Dinge, auf denen das Auge nicht gern verweilt,

allerorten fand sich ein Baum zum Rasten, zum Schattenspenden, zum Innehalten und Bewundern seiner einmaligen Gestalt.

Die Geborgenheit wärmenden Sonnenlichts

verließen wir von Zeit zu Zeit, um Schatten zu durchwandern.

Ist nicht am Ende dort, wo Licht und Schatten sich berühren, der Weg am ehesten der unsere? Auch wenn der Pfad noch nicht ausgetreten sein mag ...

Nun, es gab auch bequeme Wegabschnitte, für die Wanderer mit den müdesten Beinen geeignet.

Und dann wieder waren Stufen zu gehen, zunächst weiche, sanfte,

später schroffe, felsige, deren Ende nicht abzusehen war.

Inmitten des dunklen Baumtunnels sprühten einzelne Lichtfünkchen,

wie um uns das Vertrauen zu geben, dass uns schließlich, am Ausgang, das weite, farbige, helle Licht empfangen wird.

Bleiern werdende Schritte, mit immer größer scheinender Last auf den Schultern

führten uns in Himmelsnähe -

- ja, ohne beschwerliche Mühen eröffnet sich einem die Weite in den Bergen nicht.

Dort aber, dort oben, überraschte uns eine sanft bewegt geschwungene Welt,

dort wurden die Pfade wieder breiter, wieder eben und weich,

dort konnten wir in der Ferne ungeahnte Wunder entdecken.

Dort setzten wir unsere Schritte, die nun leichteren, Hand in Hand, ohne Last auf dem Rücken.

Dort oben erfasste uns eine große Ruhe, eine Seelenruhe.
(bis hin zur Jüngsten, die sich wieder und wieder der Knöpfe ihrer Jacke annahm, ohne eine Spur von Ungeduld zu zeigen, wenn sich diese wie von Geisterhand unzählige Male wieder öffneten :-)) )

So war es traurig und gut gleichermaßen, aus der großen Höhe wieder in Erdnähe zurückzukehren, ins Vertraute.

Was wir erfahren hatten, mit jedem Schritt:
Immer wieder fällt Licht auf unseren Weg, oft aus neuer, ganz unerwarteter Richtung.



Ach, habe ich eben vom Urlaub erzählt?
Nicht eigentlich vom Weg eines jeden einzelnen Tages, auf dem wir die Stunden vom Morgen bis zum Abend durchschreiten?
Oder von unserem Weg, den wir gehen, ein Leben lang?


Im Urlaub haben wir auf einer der Wanderungen den Gipfel gar nicht mehr geschafft - erklommen - bezwungen - gestürmt - bewältigt - oder wie man das zu nennen pflegt. Nein, Kindern sei Dank sind wir ganz gelassen irgendwann vorher umgekehrt, als die Zeit eben reif war dafür. Haben uns nicht von anderen Wanderern überreden lassen; schließlich waren es unsere Kräfte, die sich verbraucht anfühlten, nicht deren.
Es war ein erfüllender Tag, ein erfüllender Weg, dennoch. (Oder gerade deshalb?)
Denn so hat sich uns, wieder einmal, erschlossen, dass der vermeintlich höchste Punkt, dem alle zustreben, oft gar nicht das Ziel ist. Sondern dass allein die einzelnen Schritte, die wir setzen, das Ganze formen - ganz gleich wie wie viele oder wenige Meter sie uns führen, ganz gleich welche Etappen unbeschritten bleiben.

Wohin wir gehen, macht uns aus - nicht wohin die anderen gelangen.
Der Weg, den ich gehe, das bin ich - nicht der Weg der anderen.

So war es jedenfalls im Urlaub, in den Bergen.
Und auf dem Weg eines jeden einzelnen Tages ... und auf dem Weg im Großen ... ist es dort nicht auch so?

Nur ist dies schwerer zu verstehen, schwerer mit der Seele zu begreifen, schwerer zu leben ... und doch ... ja.

6 Kommentare:

  1. liebe uta,

    was für ein geschenk so kurz vor dem schlafen gehen. die bilder sind einfach wunder- wunderbar. jetzt müßtest du als physikerin nur noch das beamen erfinden und ich würde sofort unserem heutigen regenwetter entrinnen...

    ein weg, den nur ein einzelner aus seinem eigenen inneren heraus finden und gehen kann, ist nicht allgemeingültig. auf ihn hinweisen kann wiederum nur ein einzelner, der sagt."so habe ich gesucht und gefunden, so suche ich jetzt weiter."
    daran können sich andere besinnen für ihren eigenen weg. wege sich mitteilen, doch eigene wege gehen.

    liebe grüße heike

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  2. Liebe Heike,

    danke für Deine Worte, und wie freue ich mich, dass die Bilder auch anderen, auch Dir Geschenk sein können.
    Mit der Erfindung des Beamens kann ich leider nicht dienen - beame doch aber Deine Gedanken und Sehnsüchte dorthin, dazu braucht es keine Physik ;-)
    (Nun ja, ich hab gut reden, hier hat es ja heute nicht geregnet.)

    Wege (mit)teilen - so wie wir es hier tun, genau das ...

    Liebe (spätestnächtliche) Grüße
    Uta

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  3. Liebe Uta
    wunderschön, wie du Bild, Gedanke und Text (mit)teilst. Es sind wertvolle Feriennachbereitungen, bestimmt auch für dich, kann ich mir denken.
    Hast du alle Fotos (ausser jenem, wo du dem Schauer entgegenwanderst) in Gehrichtung gemacht?
    Ich wünsche dir heute ein gutes Unterwegssein. Für mich ist es im Moment sehr stimmig, dass es stürmt und regnet, auch wenn dies kein Abbild meines Inneren ist.
    Herzlich
    Gabriela

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  4. Für mich sind die Bilder genau das richtige Rezept gegen das Novembergrau heute morgen hier in Sachsen. Und ich weiß wieder einmal, warum ich so gerne bei Dir lese.
    Danke für die Bilder, Danke für die Denkanstöße!

    Ich liebe die Bergwelt auch. Da wir aber keine Lust mehr haben, unseren großen Kleinen den Berg hinauf zu schleppen, muss ein Urlaub in meinen geliebten Alpen noch etwas warten. Aber nicht mehr lange.

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  5. @Gabriela:
    Fast alle sind in Gehrichtung aufgenommen, außer wo die Tochter oder ich drauf sind, und eins der beiden Stufenbilder. Wir sind aber an der Stelle den gleichen Weg hin und zurück gelaufen - also auch Gehrichtung, nur zwei-drei Stunden später fotografiert.

    @Sigrid:
    Ja, die Schlepperei, das reicht uns jetzt langsam. Wunderbar diesmal zu erleben, dass der Sohn (8 Jahre) erstmals ohne Schimpfen alles mitmarschiert ist, und die kleine Schwester auch schon ganz gut, im Vergleich zu ihm damals. Sein Vorbild zieht;-)) Ja, es wird! Bei Euch sicher auch irgendwann wieder, ganz sicher. Lass uns uns gegenseitig Mut machen.

    Liebe Grüße
    Uta

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  6. Liebe Uta,

    ich liebe es bei dir zu lesen, liebe es mir deine Bilder immer und immer wieder anzuschauen. Du hast wirklich einen wunderbaren Blick durch die Kamera!!
    Schade, das mir oft nur die Zeit zum Lesen bleibt, zum reflektieren oder tiefer eindenken fehlt oft einfach die nötige Ruhe.
    Danke fürs teilhaben-lassen.

    Liebe Grüße
    Rina

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